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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken
Autoren: Gear & Gear
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gerannt, um dir mitzuteilen, dass sie kommen. Ich dachte mir, es wäre dir ganz recht, wenn du ein wenig Zeit hättest, um dich auf ihre Ankunft vorzubereiten.« »Ja, ja«, murmelte Bullentöter nickend. »Danke.« »Soll ich bei dir bleiben? Wenn du sie empfängst?« Mit kaum hörbarer Stimme erwiderte Bullentöter: »Nein.« Maishülse deutete eine Verbeugung an und trottete auf die Dorfbewohner zu, die sich zwischen den Bäumen am nördlichen Dorfrand versammelt hatten. Seit beinahe sechs Monden beobachteten sie nun schon die Geisterleute dabei, wie sie unten am Strand ihre Steinhäuser errichteten. Sie hatten sich als gefährliche Krieger erwiesen, die mit Pfeilen schössen, die wie Blitze aufleuchteten.
    Hoch oben am azurblauen Himmel segelten Wolkenriesen träge über Bullentöters Kopf hinweg und warfen Schatten über das weite Land; doch der Pfad, auf dem die Leute stehen geblieben waren, lag im warmen Sonnenschein.
    Bullentöter wischte sich die feuchten Hände an seinem knielangen braunen Hemd ab und sog tief die Luft in seine Lungen. Schweißperlen glänzten auf seiner spitz zulaufenden Nase und am Ansatz seiner grau melierten schwarzen Haare, die sein ovales Gesicht umrahmten und ihm bis über die breiten Schultern fielen.
    Er hatte Angst - ein Gefühl, das er schon seit langem nicht mehr verspürt hatte.
    Ein schwaches Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Das letzte Mal hatte er dieses Kribbeln in der Magengrube gespürt, als er vor Aschenmond gestanden und sie ihm ihm erklärt hatte, dass er sie verlassen müsse - dass er alles aufgeben müsse, was ihm im Leben etwas bedeutete, wenn er die Menschen, die er über alles liebte, vor Unheil bewahren wollte. Sie tröstete ihn damit, dass er irgendwann lernen würde, ohne Wilde Rose zu leben - aber darin hatte sie sich getäuscht. Bis zum heutigen Tag und obgleich er wusste, dass sie tot war, hielt er sie in seinen Träumen in den Armen. Bullentöter gab sich einen letzten Ruck und ging der kleinen Gruppe entgegen.
    Vom Ozean her frischte eine leichte Brise auf; das braune Hemd wehte um seine langen Beine. Der vertraute Duft der Tannennadeln und der Geruch des Meeres beruhigten ihn ein wenig. Seit sieben Wintern lebte er jetzt hier, und die Menschen und diese nördliche Gegend waren ihm mittlerweile sehr ans Herz gewachsen.
    Mit jedem Schritt konnte er Aschenmond deutlicher erkennen. Tiefe Falten durchzogen ihr Gesicht, und ihr Haar, das sie zu einem Zopf geflochten trug, war eisgrau geworden. Silberner Sperling mit dem langen weißen Haar und der Adlernase hatte sich kaum verändert. Die zierliche junge Frau, die sie begleitete, besaß ein schmales Gesicht, dessen Züge aus edelstem goldbraunem Holz gemeißelt zu sein schienen.
    Dann sah er den Jungen an.
    Und der Junge sah ihn an.
    Bullentöters Augen verschwammen. Wer hätte vor elf Wintern gedacht, dass ein Macht-Kind aus seiner Vereinigung mit Wilde Rose hervorgehen würde?
    Der Junge hatte kurze Arme und Beine und ein wunderschönes rundes Gesicht, das von glänzenden schwarzen Haaren eingerahmt wurde. Er trug ein dunkelblaues Hemd mit einem Spiralenmuster über der Brust, das ihm viel zu groß war und bis zu den Knöcheln reichte.
    Aschenmond beugte sich herab und flüsterte dem Jungen etwas zu, worauf er Bullentöter mit seinen leuchtenden schwarzen Augen anstarrte. Dann gab sie ihm einen kleinen Stoß.
    Mit langsamen, aber entschlossenen Schritten ging Polterer ihm entgegen.
    Bullentöter kniete sich mitten auf den Weg und breitete seine Arme aus.
    Ein scheues Lächeln zupfte an den Mundwinkeln des Jungen. Er beschleunigte seine Schritte …, dann fing er an zu rennen, den ausgebreiteten Armen seines Vaters entgegen.
    »Den Ahnen sei Dank«, flüsterte Bullentöter, als er Polterer in die Arme schloss und seinen kleinen Körper an die Brust drückte. »Mein Sohn, mein Sohn, ich hätte nie geglaubt, dass ich dich jemals in den Armen halten würde.« Er küsste Polterers Haar. »Ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt.« »Lassen wir die beiden eine Weile allein«, sagte Sperling.
    Zaunkönig nickte und ging in einem Bogen um die beiden herum, ehe sie wieder auf den Pfad zurückkehrte. Doch nach fünf Schritten konnte sie dem Drang nicht widerstehen, sich kurz nach Polterer umzudrehen. Er hatte sein Kinn auf die Schulter seines Vaters gestützt und sein Gesicht erstrahlte in einem glücklichen Lächeln. Er winkte ihr mit seinen kurzen Stummelfingern zu, und Zaunkönig winkte zurück.
    Sie folgten
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