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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken
Autoren: Gear & Gear
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weiter dem Pfad, und nach einer Weile fragte Zaunkönig. »Wo gehen wir denn hin, Sperling?«
    Er kam an ihre Seite und legte ihr liebevoll eine Hand auf den Kopf. »Dort unten, bei den Bäumen, da sind Leute. Ich sehe Maishülse bei ihnen stehen, daher nehme ich an, dass sie uns freundlich gesinnt sind.«
    »Bis jetzt«, gab Aschenmond zu bedenken. »Sie kennen Maishülse offenbar noch nicht sehr gut. Und wir sollten zusehen, dass wir bei ihnen sind, ehe sie ihn richtig kennen lernen.«
    Sperling lachte. »Eine sehr weise Überlegung.«
    Zaunkönig sog tief die Gerüche dieses neuen Landes in ihre Lungen. Sie hatte immer davon geträumt, Händlerin zu werden, jedoch nicht geahnt, wie schön und aufregend das Reisen an sich war. Seit sechs Monden waren sie jetzt unterwegs, zu Fuß oder im Kanu, jeden Tag von morgens bis abends, und sie hatte jeden einzelnen Augenblick genossen.
    »Werden wir eine Weile hier bleiben?«, fragte Zaunkönig und blickte zu Sperling hoch. Ein heiteres Lächeln spielte auf seinem Gesicht. »Ja. Wenigstens so lange, bis Polterer sich entschieden hat, was er weiterhin tun möchte. Warum fragst du? Möchtest du gleich wieder weiterziehen?«
    Sie hob die Schultern. Ihre Haarspitzen tanzten in der warmen Meeresbrise. »Eigentlich hätte ich nichts dagegen, mich ein Weilchen auszuruhen«, gab sie zurück. »Das war eine lange Reise.« »Ja«, erwiderte Sperling mit einem tiefen Seufzer. »Da hast du Recht.«
    Als sie sich den Bäumen näherten, erhaschte Zaunkönig einen Blick auf das hellblaue Meer im Hintergrund. Sie konnte sogar die Wellen hören, die sich am Strand brachen.
    Maishülse kam ihnen ein paar Schritte entgegen, über das ganze hässliche Gesicht strahlend. »Kommt! Beeilt euch! Ihr werdet es nicht glauben!«
    Der Händler packte Sperling am Ärmel und zerrte ihn an der Gruppe der Zuschauer vorbei zu einer Lichtung, die sich zum Strand hin öffnete.
    Zaunkönig und Aschenmond folgten ihnen gemächlicheren Schritts. Aschenmond hatte Zaunkönig den Arm um die Schultern gelegt. Zaunkönig liebte sie sehr. Sie bedeutete ihr …
    Plötzlich blieb Sperling wie angewurzelt stehen und Zaunkönig sah, wie ihm die Kinnlade herunterklappte. »Was… ist das?«
    Zaunkönig und Aschenmond eilten an Sperlings Seite, und ihre Augen folgten seinem fassungslosen Blick.
    In den Wellen dümpelte ein riesiges, bauchiges Holzschiff.
    »Seht nur!«, rief Maishülse und fuchtelte aufgeregt mit seinem Zeigefinger. »Dort sind sie!« Sperling drehte sich um und spähte über die linke Schulter in den Wald, während Zaunkönig sich dichter an seine Seite drückte.
    »Die Leute hier sagen, das sind die Geister von Großvater Tagbringers Kindern«, erklärte Maishülse mit wichtiger Miene. »Seht nur die sonnengelbe Farbe ihrer Haare und ihre weiße Haut. Die sehen aus wie Leichen. Und dort, die Steinhäuser, die sie errichtet haben! Sie lassen niemanden nahe genug heran, um sie richtig begutachten zu können. Anscheinend haben sie Angst vor Menschen!« »Bei all unseren Ahnen«, flüsterte Sperling heiser. »Großvater Tagbringers Kinder… sie sind tatsächlich gekommen.«
    »Was redest du da?«, zischte Aschenmond ungehalten.
    Sperling machte einen Schritt zurück, als wollte er sich anschicken, wegzulaufen. »Ich sah…viele, viele Menschen… die um Hilfe schrien.«
    Sperlings Worte hatten Maishülse das überlegene Grinsen im Gesicht gefrieren lassen. Stocksteif wie ein Mann am Rand eines Abgrunds stand er da und wagte es nicht, sich zu bewegen. Und auch Zaunkönig wagte kaum zu atmen. Sie spürte ein Zittern in den Beinen, das sich in ihrem ganzen Körper verbreitete.
    Sie bauen Häuser, weil sie sich vor uns fürchten…unsere Welt steht vor dem Ende. Wir müssen unsere Leute warnen, bevor es zu spät ist…
    »Zaunkönig?«, rief Aschenmond besorgt. »Zaunkönig! Was hast du?«
    Aschenmond kniete sich hin, fasste Zaunkönig an den Schultern und betrachtete forschend ihr Gesicht. Zaunkönig schloss die Augen und ließ ihren Tränen freien Lauf. »Aschenmond…erinnerst du dich, dass ich - dass ich dir von dem blutenden Jungen erzählt habe?«
    »Ja«, antwortete Aschenmond. Ihr runzliges Gesicht war ernst geworden. »Du sagtest, dass er verletzt war.«
    Ja, sehr schwer verletzt… Hilf mir, Zaunkönig. Ich brauche deine Hilfe.
    »Kleiner Zaunkönig«, drängte Aschenmond. »Was ist mit dem Jungen?«
    Zaunkönig schlug die Augen auf, und ihr Blick wanderte über die Sonnengeister hinweg, die emsig
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