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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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den Leser dazu ermutigen, die prähistorischen Stätten zu besuchen - Hovenweep in Utah, Chaco-Canyon und die Ruinen der Azteken in New Mexico, Mesa Verde und das archäologische Zentrum im Crow Canyon in Colorado, Wupatki und Casa Malpais in Arizona, um nur einige zu nennen -, ebenso die modernen Pueblos des Südwestens wie Acoma und Oraibi.
    Um die großartige Geschichte des nordamerikanischen Kontinents richtig verstehen zu können, muß man erkennen, an welcher Stelle die Vergangenheit auf die Gegenwart trifft.

EINLEITUNG
    »Vorsicht, Großmama. Die Steine sind noch glatt vom Regen.«
    Maggie Wanderfalke Taylor wischte sich die Strähnen ihres kurzen schwarzen Haares aus dem Gesicht und führte ihre kranke Großmutter zum Einlaß des alten Pueblo. Ein feiner Nieselregen fiel, dennoch schnitten goldene Lichtstränge schräg durch die dunklen Wolken und zeichneten längliche Flecken von hellstem Gold auf die rissigen und verwitterten Canyon-Mauern, die sie umgaben. Das salbeibewachsene Schwemmland glitzerte und funkelte. Die roten Sandsteinblöcke der Pueblo-Mauern glänzten dunkelrot, in die Farbe alten Bluts.
    Slumber Wanderfalke keuchte auf ihrem Weg, und ihr purpurfarbener Rock schwang um ihre Beine. »Da ist eine Stufe, Großmama. Siehst du sie? Den Stein da drüben?« Maggie zeigte darauf. Slumber blieb stehen, doch sie schaute empor statt nach unten. Ihr Blick erfaßte den riesigen, im Halbkreis angelegten Bau. Ursprünglich war er fünf Stockwerke hoch gewesen, doch nur vier waren übriggeblieben, als Zeugen einer tausend Jahre alten Geschichte. Maggie folgte dem Blick ihrer Großmutter. Sooft sie auch herkam, immer wieder fühlte sie sich klein und voller Ehrfurcht vor der Größe dieses Volkes, der Anasazi, die dieses Bauwerk in der Vorzeit errichtet hatten. Das Pueblo, eine ummauerte Stadt, hatte eine Ausdehnung von mehr als einem Hektar.
    Slumber atmete tief ein, und Maggie hielt sie an ihrem runzligen Arm fest. Manchmal stolperte ihre Großmutter über imaginäre Steine und schwor dann, sie hätten dagelegen, als sie darüber stolperte. Niemand wagte es, ihr zu widersprechen, aus Furcht, man hätte sich vielleicht doch geirrt. Ihre Großmutter war eine große Seherin. Sie lebte nicht immer in dieser gewöhnlichen Welt.
    Slumber deutete mit ihrer krallenartigen Hand auf die Stelle, die Maggie ihr gezeigt hatte. »Das da? Das ist die Stufe?«
    »Ja, Großmama. Halt dich an mir fest. Ich helfe dir schon.«
    Vorsichtig hob Slumber ihren rechten Fuß auf den Rand des Steins und überließ es Maggie, sie zu stützen, während sie die Stufe hochstieg. Ein kleiner Ächzlaut kam von ihren Lippen, und Maggie wurde das Herz schwer. Sie ist so krank. Warum besteht sie darauf herzukommen, ausgerechnet heute?
    »Kein guter Tag heute, Großmama. Du weißt, ich muß diese zwei Leute vom hiesigen Wanderclub treffen. Du wärst besser zu Hause im Bett geblieben.«
    Maggie hatte ihr geduldig erklärt, wie abweisend der Clubpräsident war. Nicht daß Kyle Laroque ein übler Kerl gewesen wäre. Nein, das war er nicht; Maggie hatte ihn sogar gern. Als sie ihm vor einem Jahr erstmals begegnet war, hatte sie ein Licht in seinen Augen gesehen, das sie bisher nur bei heiligen Menschen unter den Indianern beobachtet hatte. Das hatte sie überrascht und fasziniert. Doch das Licht war seit kurzem nicht mehr zu sehen. Der neue Park-Plan hatte auf die Freizeitapostel gewirkt wie ein Streichholz auf eine Zündschnur. Heute erwartete sie die große Explosion. Doch Slumber hatte darauf beharrt herzukommen, so entschieden, daß ihr Maggie den Wunsch nicht abschlagen konnte. Slumber flüsterte nur: »Ich muß hier sein. Hab's gesehen… im Traum.«
    »Gut, gut, Großmama. Komm, ich bring dich zur Mauer. Da kannst du dich hinsetzen und ausruhen.« Slumber packte Maggie fester am Arm, als sie über die Plaza gingen, aber schon nach zehn Schritten blieb sie stehen. Sie keuchte stark, machte noch einmal zwei Schritte und hielt wieder an, heftig atmend.
    Maggie strich ihr zärtlich ein paar lose Strähnen des grauen Haares hinter die Ohren. Schon allein der Anblick tat Maggie in der Seele weh. Die Großmutter glich einem knotigen, knorrigen Ast, nur anderthalb Meter groß und dabei so dürr, daß jeder kräftige Windstoß sie umgepustet hätte. Schütteres graues Haar hing ihr von der Tut Altersflecken übersäten Kopfhaut. Dicke blaue Adern krochen ihr wie Würmer über Arme und Hände. Sie hatte das klassische Gesicht »uralter« Indianer,
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