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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze
Autoren: Gear & Gear
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man in Harmonie lebt.
    »Sag ihnen, dass das eine Grabstätte ist und dass sie aufhören müssen, sie auszugraben. Du spürst doch die Geister hier, Großvater, nicht wahr?«
    Dr. Mabry-Catton neigte den Kopf, offenbar vertieft in den Anblick ihres im Meerwind schwingenden Rocks. Sie schob eine lose Strähne ihres glatten, braunen Haars zurück, die sich aus der Spange ihres Pferdeschwanzes gelöst hatte.
    »Großvater!« sagte Johnny.
    Auf den Stock gestützt ging Charlie an seinem Urenkel vorbei in den Wald, um über den Rand der rechteckigen Grube zu blicken.
    Auf dem Grund war ein grauer Fleck mit glänzenden Holzkohlestückchen zu sehen. Charlie lächelte.
    Kurz nach der Jahrhundertwende hatte sein Großvater solche Feuer gemacht, klein und wirksam, gerade ausreichend, um zu wärmen und um Essen zu kochen. Charlie war von Geburt ein Apache. Er war fern im Westen in der Fort Sill Reservation in Oklahoma zur Welt gekommen, aber sein Vater war in Florida geboren worden. Sein Leben lang hatte sein Vater von den Bäumen und dem Wasser in Florida gesprochen und immer noch so voller Staunen, dass Charlie im Alter von neunzehn Jahren beschloss, sich selbst davon zu überzeugen. Er war Menschen von vielen verschiedenen Florida-Stämmen begegnet und hatte dann sogar hier geheiratet: seine geliebte Sarah. Da in ihrem Stamm die Abstammung von der weiblichen Linie her bestimmt wurde, gehörte nicht nur Charlie zur Verwandtschaft, sondern auch all seine Kinder, Enkel und Urenkel gehörten dazu, und infolgedessen gehörte auch Johnny Grady zu Sarahs Stamm.
    Johnny, die Archäologin und der Anwalt kamen ebenfalls zur Grube. Die Schatten der Baumkronen fielen auf ihre besorgten Gesichter. Es war sehr friedlich hier, aber Charlies Urenkel konnte immer nur für Augenblicke stillhalten.
    Johnny hielt Dr. Mabry-Catton die Plastikdose hin. »Das Gesetz ist jetzt auf unserer Seite«, sagte er.
    »Das Gesetz zum Schutz und zur Rückführung der Gräber amerikanischer Ureinwohner bestimmt, dass jede Grabung aufzuhören hat, wenn etwas gefunden wird, das vielleicht aus einer Bestattung stammt. Und das -«
    »Genau deswegen habe ich ja aufhören lassen und Sie benachrichtigt.« Dr. Mabry-Catton hob die Stimme, und zum ersten Mal brannte ein Feuer in ihren Augen. »Ich befolge dieses Gesetz, und ich respektiere es«, sagte sie leise, mit bebender Stimme. »Ja, um Himmels willen, ich habe doch selber mitgeholfen, dieses Gesetz abzufassen! Aber dieses Gesetz war nie dazu gedacht, so einen Quatsch zu schützen. Wenn Sie mich nur einen Moment lang anhören würden, dann könnte ich -«
    »Anhören? Was? Noch mehr weißen akademischen Scheiß? Das hier sind meine Ahnen!«
    »Einen Augenblick!« Pete Samson streckte die Hände aus, als wollte er die Archäologin und Johnny auseinander halten. »Ich weiß, hier sind Gefühle und Leidenschaften im Spiel -«
    »Na, hören Sie mal«, murmelte Dr. Mabry-Catton.
    »Versuchen sie einmal, das von unserem Standpunkt aus zu sehen«, sagte Samson. »Nach fünfhundert Jahren Krieg, Krankheiten, Eroberungen, gewaltsamer Assimilierung und Kasernierung in Reservaten kommen sich die Indianer vor wie Ratten im Käfig. Die Weißen haben getan, was sie nur konnten, um unsere Kulturen zu vernichten, unsere Sprachen auszulöschen. Die Gräber unserer Vorväter sind eine der wenigen uns verbliebenen Verbindungen zu unserer Vergangenheit. Und sie sind uns sehr wichtig.«
    »Das verstehe ich«, sagte Dr. Mabry-Catton. »Aber das Gesetz ist dazu da, richtige Grabstätten zu schützen, nicht ein einzelnes loses Haar.«
    Johnny reckte sein Kinn nach vorn. »Es stammt vom Körper eines meiner geheiligten Ahnen; es muss zurückgegeben werden, damit es von neuem beerdigt werden kann, und Sie müssen aufhören -«
    »Einen Augenblick bitte«, unterbrach ihn Janet. »Wir wissen nicht sehr viel über diese Stätte, außer, dass sie aus der Mittelsteinzeit stammt, also etwa achttausend Jahre alt ist. Das ist eine wichtige Zeit in Floridas Vorgeschichte. Die ganze Welt war im Wandel. Wollen Sie nicht wissen, wer hier gelebt hat?
    Wollen Sie nicht wissen, wie es den Bewohnern hier ergangen ist? Was sie machten und wie sie lebten?« Ihre Stimme war etwas schärfer geworden. »Wenn ich diese Ausgrabungsstätte schließen muss, Ihnen dieses Haar zur neuerlichen Beerdigung überlassen muss, dann werde ich das tun. Aber ich werde immer daran denken müssen, was ich hier vielleicht entdeckt hätte. Wir wissen so wenig über diese Zeit
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