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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes
Autoren: Gear & Gear
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Felsenregionen.
    Die Ältesten berieten sich. Das Volk machte sich große Sorgen. Gab es in diesen Felsengebirgen, wo kaum Gras für Mammut und Karibu wuchs, genügend jagdbares Wild? Wohin sollte das Volk gehen?
    Und dann eilte eines Tages der junge Jäger, den alle Der der schreit nannten, ins Lager. Aufgeregt verkündete er, er habe drei tote Mammuts entdeckt. Gegen Krähenrufers ausdrücklichen Rat wandte sich das Volk weiter nach Süden, um sich von den riesigen Tieren zu ernähren, deren Kadaver seinen Weg säumten. Währenddessen braute sich die Lange Finsternis über ihren Köpfen zusammen, und Sonnenvater zog sich immer weiter in seine südliche Heimat zurück.
    Krähenrufer murrte und brummte, peinigte sein Volk mit schrecklichen Prophezeiungen. Er weissagte Hunger zur Strafe für die Mißachtung des Orakels der Möwe.
    »Essen im Mund ist mehr wert als Schamanenworte im Ohr«, sagten sich die Leute. Das Volk blieb im Süden. In ihrer Not knackten die Menschen schließlich sogar die Mammutknochen und saugten das Mark aus. Sie spannten die schweren Felle über aufgestapelte Steine und stützten sie mit langen Mammutknochen und gekrümmten Stoßzähnen. Krähenrufer rief mit inbrünstiger Stimme das Mammut herbei, doch seine Schamanenkraft versagte. Kein Mammut zeigte sich, auch Moschusochsen und Karibus blieben weit im Norden in der Nähe des großen Salzwassers.
    Trotz des heftigen Protests von Gebrochener Zweig begannen die Menschen ihre Hunde aufzuessen.
    Zuerst schlachteten sie die Lastenhunde, anschließend in ihrer Verzweiflung die Bärenhunde, ein untrügliches Zeichen dafür, wie nahe sich das Volk am Rande der Katastrophe befand.
    Männer und Frauen gingen auf die Jagd, aber sie fanden nur Dunkelheit und Eis. Großvater Eisbär tötete Knochenwerfer. Er schleppte ihn hinaus in die Finsternis, um ihn in Ruhe zu verspeisen.
    Und das Volk hungerte.
    Windfrau zerrte an den Pelzen von Der im Licht läuft. Immer weiter marschierte er in das Gebiet des Großen Eises und Sonnenvaters Heimat: Süden immer weiter nach Süden. Unbeirrt lief der Wolf in diese Richtung weg von den Menschen, immer weiter ins Unbekannte, wohin sich nicht einmal Krähenrufer traute.
    »Krähenrufer«, flüsterte er, und ein wilder Schmerz durchzuckte ihn. Der verwünschte alte Schamane hatte Tanzende Füchsin zu seiner Frau gemacht, obwohl er genau wußte, wie sehr sie ihn verachtete.
    Aber niemand wagte es, sich dem mächtigen Schamanen Krähenrufer zu widersetzen.
    Ein Winter voller Sorgen und Kummer lastete auf ihm. Der im Licht läuft hatte viel verloren, zuerst seine Mutter und schließlich noch die Frau, die sein Herz zum Singen brachte. Ihm wurde schwindlig, und er bemühte sich, nicht völlig das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Nur noch ein bißchen«, richtete er murmelnd das Wort an die Seelenesser der Langen Finsternis.
    »Laßt mir noch ein bißchen Zeit.«
    Hungrig… zu hungrig. Das Volk bestand darauf, daß zuerst die Jäger aßen. Ein Volk ohne kräftige Jäger war dem Tode geweiht. Trotzdem hatte er sich nicht daran gehalten er hatte seinen Anteil Lachendem Sonnenschein überlassen. Sie hatte keine Milch mehr, und ihr Baby weinte kläglich.
    Wenn er den Wolf aufspürte, würde sie ihr Kind wieder ernähren können.
    Der im Licht läuft schluckte einen Schwall eisiger Luft. Die Kälte ließ seinen Körper erschauern, aber das Schwindelgefühl verringerte sich. Mit weichen Knien setzte er die mühselige Verfolgung fort. Er wußte, der Wolf lauerte in der Nähe, wütend und durchaus nicht willens, schicksalsergeben zu sterben.
    Auf einer abschüssigen Eisfläche glitt er aus. Der Aufprall war hart. Ächzend rappelte er sich auf und klopfte erschöpft den Schnee von seinem Parka. Umständlich kontrollierte er die Waffen und befestigte den langen Speer wieder am Haken des Atlatls.
    In seiner Benommenheit konnte er sich einen Augenblick lang nicht erklären, was ihn aus dem Schutz der Gemeinschaft herausgelockt hatte. »Was mache ich hier? Ah der Wolf.« Mit aller Kraft konzentrierte er sich erneut auf die Beute. Der kurze Gedächtnisverlust machte ihm angst.
    Wochenlang hatte sein Volk von Mammutfellen gelebt. Stück für Stück hatten sie das Dach über ihren Köpfen zerschnitten und die gefrorenen Häute gekaut, denn sie hatten kein Feuer, um sie weich zu kochen.
    Wieder stolperte er und wäre fast gestürzt. Während er noch darum kämpfte, das Gleichgewicht zu halten, nahm er aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung
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