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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes
Autoren: Gear & Gear
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Träumen? Ich habe die Zukunft gesehen. Ich sah mich und Tanzende Füchsin. Mein Kind bringt das Volk nach Süden …«
    »Du hast nicht deine Zukunft gesehen«, murmelte Wolfsträumer. »Du sahst nur einen Bruchteil der Zukunft deines Vaters.«
    Überrascht blickte Eisfeuer auf. »Meine? Was …«
    »Nein, ich habe meine Zukunft gesehen!« Wütend hieb Rabenjäger mit der Faust auf das Weiße Fell.
    Die Krieger der Anderen fuhren in angstvoller Wut auf und bewegten sich unsicher auf ihn zu.
    Wolfsträumer senkte den Kopf und beobachtete die Flammen bei ihrem ewigen Tanz. Seine Gedanken wanderten umher. Bilder von Reihers Visionen kamen ihm in den Sinn. Ausblicke, Geräusche, Erdwälle entlang eines sich schlängelnden schlammigen Flusses. Höhlenbehausungen erhoben sich über fünf Stockwerke hoch, die Ecken der Räume richteten sich spitz zum Himmel hinauf.
    Langgestreckte Behausungen, errichtet aus gegerbten Häuten, drängten sich in wogendem Gras mit langen Rispen, dessen gelbe Körner sich auf die Decken des Volkes ergossen.
    Jäger kamen. Langbeinige Männer mit Speeren in der Hand, die sich an Büffel heranpirschten. In der Trockenzeit droschen die Frauen Wüstenpflanzen und sammelten die Samen in gewebten Behältern.
    Ein langes, dünnes Geschöpf kroch auf seinem Bauch, hatte Giftzähne im Kopf, der Schwanz zischte dröhnend, klappernd. Weit im Süden errichteten Männer Berge aus Stein, und Sonnenvater stieg auf die Erde herab, herausgeputzt mit Federn und Schuppen.
    »Es gibt Rettung.« Eisfeuers Stimme durchdrang den Traum.
    »Rettung … Rettung … Rettung …«
    Wolfsträumer nickte. »Ja. Was getrennt wurde, muß wieder eins werden.«
    »Ich helfe dir«, bot Eisfeuer an und näherte sich Wolfsträumer.
    In schimmerndem Dunst blieb er stehen. Wolfsträumer streckte eine Hand aus und berührte die Brust des Vaters, die Stelle, von der das weiße Licht ausging. Es wärmte ihn. Wellen der Harmonie durchfluteten ihn. Bevor er wußte, wie ihm geschah, zog ihn Eisfeuer in seine starken Arme und drückte ihn fest an seine Brust.
    »Mein Sohn, du hast Gutes getan für das Volk.«
    Wolfsträumer blickte hinüber zu Tanzende Füchsin. Unbeweglich stand sie da. Liebevoll ruhte ihr Blick auf Eisfeuer. Seine Augen weiteten sich. Er sah den winzigen Punkt aus weißem Licht, der in ihrem Leib heranwuchs.
    »Ein Sohn … für einen Sohn«, flüsterte Wolfsträumer. »Jetzt verstehe ich, Reiher.«

KAPITEL 66
    Wolfsträumer trieb mit seinem Vater in der Seligkeit des Großen Einen. Seine Augen waren blind für die ihn umgebende Welt der Illusionen.
    Durch den Dunst hörte er weit entfernt Rabenjägers Stimme. »So, hat sich das Kalb zum Bären gelegt.
    Seht her, Krieger! Dies ist der Tod unseres Volkes!«
    Donnernde feindliche Stimmen unterbrachen die Stille.
    Zögernd schob Wolfsträumer Eisfeuer von sich, löste sich aus der Umarmung und konzentrierte sich auf seinen Bruder. Hochaufgerichtet, mit stolz geschwellter Brust starrte sein Bruder hochmütig auf die Menschen. Mit gespreizten Beinen stand er über dem toten Körper eines alten Mannes.
    »Du hast Büffelrücken getötet«, sagte er leise.
    Rabenjäger lachte. »Ich werde auch dich töten wie ich es schon vor Jahren hätte tun sollen.«
    Wolfsträumer trat vor, doch Tanzende Füchsin eilte herbei und hielt ihn zurück.
    »Nein! Er ist es nicht wert…«
    Lächelnd legte er eine Hand auf ihren Leib, an die Stelle, an der das neue Leben keimte. Erstaunt sah sie ihn an. Doch sie entzog sich ihm nicht. »Du hältst die Fäden des Netzes. Wußtest du das? Von dir ausgehend breitet es sich aus und legt sich spiralförmig über das Antlitz der Welt.«
    »Was?« fragte sie verdutzt.
    Plötzlich überwältigte ihn eine furchtbare Müdigkeit. Aus den fernsten Winkeln seines Geistes hörte er einen vagen Ruf, ein unheimliches, vertrautes Heulen. Langsam drehte er sich um und blickte über die Schulter nach Süden. Mit federnden Schritten trat der Wolf aus dem Wald und stellte sich an den Rand der Menschenmenge. Er hob eine Pfote hoch und reckte die Nase in die Luft. Wolfsträumer erbebte.
    »Ist die Zeit gekommen?«
    »Du hast ihnen den Weg gezeigt, Mann des Volkes. Komm.«
    Wolfsträumer schluckte hart, schloß die Augen und nickte. Er wandte sich wieder an Eisfeuer.
    »Niemand darf sich einmischen. Achte darauf.«
    »Aber du darfst nicht…«, rief Tanzende Füchsin.
    Sie versuchte, ihm nachzulaufen, aber Eisfeuer packte sie mit hartem Griff. »Niemand mischt sich
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