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Vortex: Roman (German Edition)

Vortex: Roman (German Edition)

Titel: Vortex: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Charles Wilson
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druckte die Seiten aus und machte es sich bequem.
    Mein Name ist Turk Findley, begann das Dokument.

2
    TURK
    1.
    Mein Name ist Turk Findley, und das habe ich erlebt, nachdem alles, was ich kannte und liebte, vergangen war. Die Geschichte beginnt in der Wüste eines Planeten, den wir Äquatoria nannten, und endet … nun, das ist schwer zu sagen.
    Dies sind meine Erinnerungen. Dies ist, was geschah.
    2.
    Es waren an die zehntausend Jahre, die mich von meinem bisherigen Leben trennten. Das zu wissen, war schrecklich, und für eine bestimmte Zeitspanne war es nahezu alles, was ich wusste.
    Ich erwachte im Freien, schwindlig, nackt. Die Sonne stach aus einem leeren blauen Himmel. Ich war entsetzlich durstig. Mein Körper schmerzte, meine Zunge lag wie tot im Mund. Ich setzte mich auf und wäre dabei fast umgekippt. Ich sah alles verschwommen. Ich wusste nicht, wo ich war oder wie ich hierhergekommen war. Und ich konnte mich auch nicht daran erinnern, woher ich kam. Ich hatte nur die grässliche Gewissheit, dass beinahe zehntausend Jahre vergangen waren (aber wer hatte sie gezählt?).
    Ich zwang mich, ganz stillzusitzen, mit geschlossenen Augen, bis der Schwindel nachließ. Dann hob ich den Kopf und versuchte mir einen Reim auf das zu machen, was ich sah.
    Ich befand mich mitten in einer Wüste. Soweit ich das beurteilen konnte, gab es hier meilenweit niemanden außer mir, und doch war ich nicht allein: Flugmaschinen zogen über mir vorüber. Sie waren seltsam geformt, und ich fragte mich, was sie wohl in der Luft hielt, denn ich sah weder Tragflächen noch Rotoren.
    Ich beschloss, sie zu ignorieren, denn ich musste so schnell wie möglich aus der Sonne – meine Haut war stark gerötet, und ich hatte keine Ahnung, wie lange ich hier schon lag.
    Die Wüste bestand bis zum Horizont aus stark verdichtetem Sand, war aber mit Bruchstücken übersät, die an riesige zerbrochene Spielsachen erinnerten: ein paar Meter entfernt eine sanft gewölbte, halbe Eierschale, mindestens drei Meter hoch und mattgrün; und weiter weg andere ähnliche Formen in heiteren, aber verblassenden Farben, als wäre hier die Teegesellschaft eines Riesen verunglückt. Und weit, weit hinter allem eine Bergkette, die an einen verrußten Kieferknochen erinnerte. Es roch nach mineralischem Staub und heißem Gestein.
    Ich krabbelte auf allen vieren in den Schatten der halben Eierschale, wo mich eine wohltuende Kühle umfing. Als Nächstes brauchte ich Wasser. Und dann vielleicht etwas, um mich zu bedecken. Doch die Anstrengung hatte mich wieder schwindlig gemacht. Eine der merkwürdigen Flugmaschinen schien über mir zu schweben. Ich wollte die Arme schwenken, um auf mich aufmerksam zu machen, aber meine Kräfte hatten mich verlassen und ich verlor das Bewusstsein.
    3.
    Ich wachte wieder auf, als man mich gerade auf eine Art Trage hob.
    Die Menschen um mich herum trugen gelbe Uniformen und Staubmasken vor Mund und Nase. Neben mir ging eine Frau. Als sich unsere Blicke trafen, sagte sie: »Bitte bleib ruhig. Ich weiß, dass du Angst hast. Wir müssen uns beeilen, aber vertrau mir, wir bringen dich an einen sicheren Ort.«
    Sie trugen mich in eine der Flugmaschinen, die inzwischen gelandet waren. In einer Sprache, die mir fremd war, richtete die Frau einige Worte an ihre Begleiter. Meine Häscher (oder Retter) stellten mich auf die Füße, und ich entdeckte, dass ich stehen konnte, ohne umzufallen. Die Luke kam herunter und schnitt mir die Sicht auf Wüste und Himmel ab. Ein sanfteres Licht flutete das Innere.
    Ringsherum eilten Männer und Frauen in gelben Overalls geschäftig hin und her, während ich die Frau im Auge behielt, die Englisch gesprochen hatte. »Schön langsam«, sagte sie und nahm mich beim Arm. Sie war kaum größer als eins fünfzig, und als sie die Maske abnahm, sah sie beruhigend menschlich aus. Braune Haut, leicht asiatisches Gesicht, dunkles, kurzes Haar. »Wie fühlst du dich?«
    Die Antwort wäre zu lang ausgefallen, also zuckte ich nur mit den Achseln.
    Wir befanden uns in einem großen Raum. Die Frau führte mich in eine Ecke, und zusammen mit einem Regal für medizinisches Gerät glitt eine bettartige Fläche aus der Wand. Die Frau forderte mich auf, mich hinzulegen. Die anderen Soldaten oder Piloten – oder was immer sie waren – kümmerten sich nicht um uns und gingen ihrer Arbeit nach, befassten sich mit Armaturen, die in den Wänden eingelassen waren, oder verließen den Raum. Es fühlte sich an wie in einem aufsteigenden
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