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Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch!
Autoren: Gordon R. Dickson
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daß der Delphin instinktiv die menschliche Überlegenheit und die Höherwertigkeit menschlichen Lebens anerkenne.« Mal lachte rauh auf. »Der Mann war Naturwissenschaftler und nicht Theologe, aber auch er wollte alles als bloßen Instinkt abtun. ›Sie sind wie Hunde‹, sagte er mir. ›Hunde bewundern und lieben den Menschen instinktiv ...‹ Und dann wollte er mir von seinem Dackel erzählen, der die Zeitung lesen konnte und sie ihm nicht bringen wollte, wenn auf der Titelseite eine Tragödie gemeldet wurde. Den Beweis dafür sah er darin, daß er die Zeitung gelegentlich selber ins Haus tragen mußte.«
    Jane Wilson lachte. Es war ein tiefes, glückliches Lachen; und es nahm plötzlich die Bitterkeit von Mal.
    »Wie dem auch sei«, sagte er, »die Rücksichtnahme des Delphins gegenüber dem Menschen und die Tatsache, daß frei lebende Delphine regelmäßig zu uns in die Station kommen, sind nur zwei von vielen Hinweisen, die mich überzeugt haben, daß die Delphine uns zu verstehen suchen. Vielleicht haben sie es schon seit Jahrhunderten versucht.«
    »Ich sehe nicht ein, wieso Sie sich um den Fortbestand der Forschungsstation Gedanken machen«, sagte sie. »Mit dem Wissen, das Sie erworben haben, müßten Sie die Leute doch überzeugen können.«
    »Es gibt nur eine Person, die ich überzeugen muß«, antwortete Mal. »Und die ist Corwin Brayt. Ich habe nicht den Eindruck, daß es mir bisher gelungen ist. Mir ist, als habe er nur die Aufgabe, mich und die Arbeit in der Station zu beurteilen.« Mal zögerte. »Ich habe beinahe das Gefühl, daß er der Liquidator der Station ist.«
    »Das glaube ich nicht«, widersprach Jane Wilson. »Das kann nicht sein. Wenn Sie wollen, stelle ich es für Sie fest. Es gibt Mittel und Wege, das herauszubringen. Ich könnte Ihnen die Antwort schon jetzt geben, wenn ich geahnt hätte, daß er nur administrative Aufgaben hat. Aber ich hielt ihn für einen Wissenschaftler und suchte an den falschen Orten etwas über ihn zu erfahren.«
    Mal blickte sie stirnrunzelnd an, ungläubig.
    »Meinen Sie wirklich, Sie können das für mich feststellen?« fragte er.
    Sie lächelte.
    »Warten Sie ab«, sagte sie. »Ich möchte selbst gern wissen, was für einen Hintergrund er hat.«
    »Das wäre gut«, sagte er eifrig. »Ich weiß, es klingt phantastisch – aber wenn ich recht habe, dann könnte die Forschung mit den Delphinen wichtig sein, wichtiger als viele andere Projekte, die mit Millionenaufwand gefördert werden.«
    Sie stand plötzlich vom Tisch auf.
    »Ich werde gehen und mich gleich um die Sache kümmern«, sagte sie. »Fahren Sie ruhig zur Insel zurück. Es wird ein paar Stunden dauern, bis ich fertig sein werde, und dann kann ich das Wassertaxi nehmen.«
    »Aber Sie sind noch nicht mit dem Essen fertig«, sagte er. »Tatsächlich haben Sie noch gar nicht angefangen. Essen wir zuerst, dann können Sie gehen.«
    »Ich möchte ein paar Leute anrufen und muß sehen, daß ich sie noch erreiche, bevor sie Feierabend machen«, erwiderte sie. »Bei diesen Ferngesprächen muß man die Zeitdifferenz berücksichtigen. Tut mir leid. Wir können heute abend gemeinsam essen, wenn Sie wollen – ist das recht?«
    »Es muß recht sein«, sagte er.
    Mal beendete seine Mahlzeit ohne rechten Appetit. Dann blieb er sitzen und trank zwei weitere Rumcocktails – etwas Ungewöhnliches für ihn –, bevor er das Motorboot bestieg und zur Insel zurückkehrte.
     
    Auf dem Weg von der Landungsbrücke zum Delphinbecken traf er Pete Adant.
    »Da bist du ja«, sagte Pete. »Brayt will dich in einer Stunde sprechen – das heißt, wenn er zurückkommt. Er ist mit dem Hubschrauber zum Festland geflogen.«
    Unter gewöhnlichen Umständen hätte eine solche Nachricht die üblen Vorahnungen über eine Stillegung der Forschungsstation in Mal geweckt, aber die drei großen Rumcocktails hatten seine Emotionen gedämpft. Er nickte und ging weiter zum Becken.
    Die Delphine waren noch da und schwammen ihre Figuren. Oder bildete er sich das bloß ein? Mal setzte sich auf seinen Stuhl vor das Aufnahmegerät, das die Geräusche der Delphine registrierte und in einer visuell ablesbaren Kurve aufzeichnete. Er schaltete das Mikrophon ein und schob die Kopfhörer über seine Ohren.
    Auf einmal traf ihn der Gedanke, wie nutzlos das alles sei. Seit vier Jahren unterzog er sich täglich dieser Routine, und welche Resultate konnte er vorweisen? Stapel von Spulen, die den Fehlschlag einer wirklich produktiven Konversation mit den
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