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Vorsicht, frisch verliebt

Vorsicht, frisch verliebt

Titel: Vorsicht, frisch verliebt
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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sodass er kein Unbehagen in ihr wachrief, indem er sie um Haupteslänge überragte. Er war ausgeglichen, dachte logisch und war vor allem stets beherrscht. Bei Michael waren niemals irgendwelche Stimmungstiefs oder plötzliche Ausbrüche zu erwarten. Er war ihr vertraut und durchgehend freundlich, etwas steif auf eine durchaus nicht unangenehme Art und somit für sie schlichtweg der perfekte Partner. Sie hätten bereits vor einem Jahr heiraten sollen, aber sie beide hatten zu viel zu tun gehabt und kamen auch ohne Trauschein so gut miteinander zurecht, dass in Isabels Augen kein Grund zur Eile bestand. Vor allem drohte selbst bei der organisiertesten Hochzeit ein gewisses Chaos.
    »Ich habe heute die Verkaufszahlen meines neuen Buchs bekommen.« Entschlossen verbannte sie jede Bitterkeit aus ihrem Ton.
    »Das war nur ein unglückliches Timing.«
    »In den Talkshows reißen sie schon Witze über mich, was sich ja wirklich anbietet. Schließlich ist, während ich ein Buch über den verantwortungsbewussten Umgang mit Geld geschrieben habe, mein Manager mit einem Großteil meines Geldes durchgebrannt.« Sie streifte sich die Schuhe ab und schob sie, um nicht später darüber zu stolpern, sorgsam unter einen Stuhl. Wenn ihr Verleger die Auslieferung des Buches hätte stoppen können, hätte ihr das zumindest diese letzte öffentliche Erniedrigung erspart. Ihr vorheriges Buch war sechzehn Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times gewesen, dieses Werk hingegen staubte ungelesen in den Regalen der Geschäfte vor sich hin. »Wie viele Exemplare habe ich bisher verkauft? Hundert?«
    »So schlimm ist es bestimmt nicht.«
    Und ob es so schlimm war. Ihr Verleger rief sie schon längst nicht mehr zurück, und der Kartenverkauf für ihre sommerliche Vortragsreihe war derart schleppend angelaufen, dass die Tournee gezwungenermaßen abgeblasen worden war. Sie verlor also nicht nur all ihren materiellen Besitz an das Finanzamt, sondern obendrein ihren über Jahre hinweg mühsam aufgebauten guten Ruf.
    Sie atmete tief durch, um die in ihr aufsteigende Panik zu verdrängen, und versuchte, das Ganze positiv zu sehen. Endlich hätte sie alle Zeit der Welt für die Planung ihrer Hochzeit. Allerdings: Wenn Michael sie gerade jetzt zur Frau nahm, müsste er sie unterstützen, bis sie beruflich wieder auf eigenen Beinen stünde. Falls ihr das überhaupt jemals gelang ...
    Doch die vier Ecksteine verboten, dass man sich von negativen Gedanken lähmen ließ. Also spräche sie das Thema am besten sofort an. »Michael, ich weiß, dass es schon spät ist und dass du gesagt hast, du wärst müde, aber wir müssen über unsere Hochzeit reden.«
    Er drehte die Lautstärke der Stereoanlage etwas höher. Er hatte im Büro jede Menge Stress, und ihre Probleme machten es nicht besser. Sie streckte die Hand nach seinem Arm aus, doch er trat einen Schritt zurück. »Nicht jetzt, Isabel.«
    Sie erinnerte sich daran, dass sie nie besonders zärtlich miteinander umgegangen waren, und versuchte, nicht traurig über diese Zurückweisung zu sein, vor allem, da ihre Misere in den letzten Wochen auch für ihn eine große Belastung gewesen war. »Ich möchte dir das Leben nicht noch schwerer, sondern leichter machen«, sagte sie leise. »Du hast in den letzten Wochen nicht mehr von der Hochzeit gesprochen, aber ich weiß, dass du wegen meiner Terminschwierigkeiten sauer auf mich bist. Jetzt bin ich bankrott, und der Gedanke, auf Kosten eines anderen zu leben, selbst wenn dieser andere du bist, ist mir schier unerträglich.«
    »Isabel, bitte ...«
    »Ich weiß, du wirst sagen, dass das doch egal ist - dass dein Geld auch mein Geld ist -, aber ich kann das nicht so sehen. Ich stehe, seit ich achtzehn bin, finanziell auf eigenen Beinen und -«
    »Isabel, hör auf.«
    Er wurde so gut wie niemals laut, aber da sie ihn mit ihrer Rede so überfuhr, konnte sie es ihm nicht verdenken, wenn er die Geduld verlor. Ihre Direktheit war eine ihrer Stärken und gleichzeitigen Schwächen.
    Er blickte wieder aus dem Fenster. »Ich habe jemanden kennen gelernt.«
    »Wirklich? Wen?« Die meisten seiner Freunde waren Anwälte wie er, wunderbare, doch etwas langweilige Menschen. Deshalb wäre es nett, wenn jemand Neues in diese Runde käme.
    »Sie heißt Erin.«
    »Kenne ich sie?«
    »Nein. Sie ist älter als ich, fast vierzig.« Er wandte sich ihr wieder zu. »Sie ist total chaotisch - ein bisschen übergewichtig und lebt in einer irrwitzigen Wohnung. Make-up und Klamotten
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