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Vorsicht, frisch verliebt

Vorsicht, frisch verliebt

Titel: Vorsicht, frisch verliebt
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Art-Deco-Schreibtisch lag die Morgenausgabe des beliebtesten Revolverblattes von Manhattan. Der Artikel auf der Titelseite hatte bereits seit dem Vormittag an ihr genagt, doch sie hatte den ganzen Tag zu viel zu tun gehabt, um darüber zu grübeln. Nun jedoch war die Zeit gekommen, in der sie dazu ausreichend Gelegenheit bekam.
    Amerikas Selbsthilfe-Diva ist eine getriebene, anspruchsvolle und schwierige Person . Die bisherige Assistentin der bekannten Autorin von Selbsthilfe-Ratgebern, Dr. Isabel Favor, sagt, die Arbeit unter ihrer ehemaligen Chefin sei die reinste Hölle. »Sie ist ein totaler kontroll-freak«, erklärt Teri mitchell, die ihren Posten letzte Woche aufgegeben hat ...
    »Sie hat ihre Arbeit nicht aufgegeben«, erklärte Isabel empört. »Ich habe sie gefeuert, nachdem ich herausgefunden habe, dass sie sich noch nicht einmal die Mühe gemacht hat, die Fanpost von mindestens zwei Monaten auch nur zu öffnen.« Ihr Daumennagel bewegte sich in Richtung ihrer Zähne. »Und ich bin ganz sicher kein Kontroll-Freak.«
    »Auch wenn Sie oft so tun.« Carlota Mendoza kippte den Inhalt eines Messingpapierkorbs schwungvoll in die an ihrem Putzwagen hängende Tüte. »Außerdem sind Sie - was hat sie noch über Sie gesagt? - anspruchsvoll und getrieben. Ja, auch damit hat sie Recht.«
    »Das bin ich nicht. Stauben Sie bitte auch die Deckenlampen ab, ja?«
    »Sehe ich aus, als hätte ich irgendwo eine Leiter unter meinem Kittel versteckt? Und hören Sie auf, auf Ihrem Nagel rumzukauen.«
    Isabel steckte den Daumen wieder in die Faust. »Ich habe gewisse Ansprüche, mehr nicht. Aber bin ich jemals unfreundlich, reizbar, neidisch, missgünstig oder gierig? Nein, das bin ich nicht.«
    »In der untersten Schublade Ihres Schreibtischs liegt immer eine Tüte mit Schokoriegeln versteckt, aber mein Englisch ist nicht allzu gut, vielleicht verstehe ich das Wort Gier also einfach falsch.«
    »Sehr witzig.« Auch wenn Isabel nicht daran glaubte, dass man negative Gefühle durch Essen überwinden konnte, zog sie - weil es ein schrecklicher Tag gewesen war - die Notfallschublade auf, nahm zwei Snicker-Riegel daraus hervor und warf einen davon in Richtung Carlota. Sie würde morgen früh büßen, indem sie etwas länger Gymnastik betrieb als sonst.
    Carlota fing den Schokoriegel, lehnte sich gegen ihren Wagen und riss die Folie auf. »Nur aus reiner Neugier ... tragen Sie jemals Jeans?«
    »Jeans?« Isabel schob sich die Schokolade unter den Gaumen und genoss ein paar Sekunden den tröstlichen Geschmack. »Tja, früher habe ich Jeans getragen.« Sie verstaute den halben Schokoriegel wieder in der Schublade und stand auf. »Lassen Sie mich mal.« Sie nahm Carlota das Staubtuch aus der Hand, trat sich die Schuhe von den Füßen, raffte den Rock ihres Armani-Kostüms, kletterte aufs Sofa und wischte die Wandlampe ab.
    Carlota seufzte. »Jetzt werden Sie mir bestimmt gleich wieder erzählen, wie Sie sich das Studium als Putzfrau finanziert haben, nicht wahr?«
    »Und als Aushilfe im Büro, als Kellnerin und am Fließband in der Fabrik.« Isabel schob ihren Zeigefinger zwischen die Schneckenverzierungen der Lampe. »Während der gesamten Unizeit habe ich als Kellnerin oder Tellerwäscherin gejobbt - Himmel, hab ich diese Arbeit gehasst! -, und während ich meine Doktorarbeit geschrieben habe, habe ich durch Botengänge für faule, reiche Leute meinen Lebensunterhalt verdient.«
    »Und jetzt sind Sie selber, wenn auch bestimmt nicht faul, so doch zumindest reich.«
    Lächelnd staubte Isabel einen Bilderrahmen ab. »Genau das versuche ich Ihnen zu erklären. Mit harter Arbeit, Disziplin und Glauben können die Menschen dafür sorgen, dass ihre Träume wahr werden.«
    »Wenn ich all das hören wollte, würde ich mir eine Eintrittskarte für einen Ihrer Vortragsabende kaufen.«
    »Hier müssen Sie nicht mal was dafür zahlen.«
    »Hab ich ein Glück. Sind Sie eventuell endlich fertig? Ich muss heute Abend nämlich auch noch durch andere Büros.«
    Isabel kletterte vom Sofa, reichte Carlota das Staubtuch und ordnete die Reinigungsmittel auf dem Wagen so, dass Carlota an die Flaschen, die sie häufig brauchte, möglichst bequem herankam. »Warum haben Sie vorhin nach den Jeans gefragt?«
    »Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie das aussieht.« Carlota schob sich den Rest des Snickers in den Mund. »Sie sehen immer so chic aus, als wüssten Sie nicht mal, wo ein Klo ist, ganz zu schweigen davon, dass Sie wissen, wie man es
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