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Vorsicht, frisch verliebt

Vorsicht, frisch verliebt

Titel: Vorsicht, frisch verliebt
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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stand oben auf der halb verfallenen Mauer und hob sich leuchtend von dem Meer aus drohend dunklen Wolken ab. Der Wind zerrte an ihrem Körper, und der gezackte Saum des Kleides züngelte dabei wie ein orangefarbenes Feuer. Sie hatte das Gesicht und beide Arme dem Himmel entgegengestreckt und hielt die Statue dabei fest in einer Hand.
    In der Ferne zuckte ein greller Blitz über den Himmel, doch es wirkte, als sandten ihre Fingerspitzen die Feuerpfeile aus. Es schien, als sei sie ein weiblicher Moses und nahm von Gott den zweiten Satz Gebote in Empfang.
    Er konnte sich an keins der Argumente mehr erinnern, mit denen er sich von ihr hatte trennen wollen. Sie war ein Geschenk - ein Geschenk, das anzunehmen er beinahe zu feige gewesen war. Nun, da er sie sah, wie sie sich furchtlos den Naturgewalten stellte, raubte ihm ihre Kraft den Atem. Sie aus seinem Leben zu verbannen hieße, seine Seele aufzugeben. Sie bedeutete ihm alles - Freundin, Geliebte, Leidenschaft, Gewissen. Sie war die Antwort auf sämtliche Gebete, die er aus Dummheit nie gesprochen hatte. Und wenn er nicht so perfekt für sie war, wie er es gerne wäre, müsste sie sich halt noch größere Mühe geben, ihn zu bessern.
    Er sah, wie ein erneuter Blitz aus ihren Fingerspitzen schoss. Die ersten Regentropfen prasselten auf ihn nieder, und der Wind schnitt eisig durch sein Hemd. Er fing an zu rennen. Über die alten Steine. Über die Gräber seiner Ahnen. Durch die Zeit, bis er ein Teil des Sturms in ihrem Innern war.
    Er kletterte neben sie auf die Mauer. Über dem Heulen des Windes hatte sie ihn nicht kommen hören können, doch nur sterbliche Wesen wurden je von irgendetwas überrascht, und so fuhr sie nicht zusammen, als sie merkte, dass sie nicht mehr allein war. Sie senkte lediglich die Arme und wandte sich ihm zu.
    Er sehnte sich danach, sie zu berühren, die wild um ihren Kopf tanzenden Locken glatt zu streichen, sie an seine Brust zu ziehen, zu küssen und zu lieben. Doch etwas hatte sich für alle Zeiten geändert, und der Gedanke, dass das, was sich verändert hatte, vielleicht ihre Liebe zu ihm wäre, machte ihn schreckensstarr.
    Ein weiterer Blitz zischte über den Himmel. Ihre Sicherheit war ihr anscheinend völlig egal, ihm hingegen nicht, und so nahm er die Figur aus ihren steifen Fingern und wollte sie gerade auf den Boden werfen, wo sie den Blitz nicht würde weiterleiten können, als sich mit einem Mal die Kraft der Statue vibrierend auf ihn übertrug. Isabel war nicht die Einzige, die etwas geloben konnte, das wurde ihm klar. Es war an der Zeit, dass auch er etwas versprach, selbst wenn es jedem seiner männlichen Instinkte widersprach.
    Genau wie zuvor Isabel hob er entschlossen seinen Kopf und reckte die Statue gen Himmel. Zuerst gehörte sie Gott das war ihm bewusst. Dann gehörte sie sich selbst - auch daran gab es keinen Zweifel. Und erst als drittes gehörte sie ihm. Dies war die Natur der Frau, die er von ganzem Herzen liebte. Und so sollte es für ewig sein.
    Er ließ die Statue sinken und blickte in ihr regloses Gesicht. Was sollte er jetzt tun? Er hatte weit reichende Erfahrung mit normal sterblichen Frauen, Göttinnen hingegen fielen in eine gänzlich andere Kategorie, und diese Göttin hatte er erzürnt.
    Ihr Kleid peitschte die Beine seiner Hose, und die Regentropfen trommelten wie zornige kleine Geschosse auf ihn nieder. Verzweiflung wogte in ihm auf. Sie zu berühren wäre das größte Risiko, das er in seinem ganzen Leben jemals eingegangen war, doch keine Macht der Erde hielte ihn davon ab. Wenn er jetzt nichts unternähme, hätte er sie für alle Zeit verloren.
    Ehe ihn der Mut verlassen konnte, zog er sie hart an seine Brust. Entgegen seiner Befürchtung löste sie sich nicht in einem Häuflein Asche auf, sondern bedeckte seinen Mund mit einem strafend heißen Kuss. Frieden und Liebe, wurde ihm bewusst, gehörten zu ihrer zahmen Schwester. Diese Göttin wollte ihn erobern, weshalb sie ihre spitzen Zähne schmerzhaft in seine Unterlippe grub. Nie zuvor hatte er sich dem Tod so nahe und zugleich so lebendig gefühlt. Eingehüllt in das Tosen des Windes und des Regens, brauchte er seine ganze Kraft, um sie von der Mauer herunterzuziehen, ohne dass sie beide in den Abgrund stürzten.
    Er drückte sie gegen die kalte, klamme Wand, doch anders als erwartet, setzte sie sich nicht gegen ihn zur Wehr, sondern zerrte an seinen Kleidern. Sie hatte ihn unter allen Sterblichen als ihren Diener ausgewählt.
    Er schob ihr den Rock bis
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