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Vorsicht, Casanova!

Vorsicht, Casanova!

Titel: Vorsicht, Casanova!
Autoren: Anne Oliver
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auf die Eingangstür zu, doch niemand öffnete auf ihr heftiges Pochen hin. Also rannte sie ums Haus herum. Danes Vater lag mit einem Wasserschlauch in der Hand in der prallen Sonne. Wasser floss über die schlammige Erde um ihn herum. „Daniel!“, schrie sie und fiel neben ihm auf die Knie. „Was machen Sie hier?“
    „Ich will nicht, dass das Haus brennt. Mariel?“ Mit blassen, trüben Augen blickte er zu ihr hoch.
    „Es gibt kein Feuer, Daniel“, beruhigte sie ihn, auch wenn ihr Puls wie verrückt pochte. „Kommen Sie.“ Sie versuchte, ihn auf die Beine zu bekommen, doch er war zu schwer. Daraufhin zog sie ihn ein paar Meter weiter in den Schatten. Es war so anstrengend, dass sie völlig außer Puste geriet. Dennoch drehte sie ihre Wasserflasche auf und hielt sie an seine Lippen. „Hier, trinken Sie.“
    Er schaffte ein paar Schlucke, dann ließ er sich auf den Rücken fallen. Mariel befeuchtete mit dem Rest des Wassers ein paar Taschentücher, die sie in ihrer Handtasche fand, und benetzte damit sein Gesicht. Schließlich fühlte sie nach seinem Puls. Er galoppierte geradezu. Sofort griff sie nach ihrem Handy und rief einen Notarzt. Dann wählte sie Danes Nummer. Verdammt, warum hatte er sein Telefon nur nicht eingeschaltet? Sie hinterließ ihm eine Nachricht auf seiner Mailbox und stand auf. Dabei wurde ihr ein klein wenig schwarz vor Augen.
    „Ich bin gleich zurück“, rief sie Daniel zu, rannte ins Haus und suchte ein Handtuch, das sie nass machte und mit nach draußen nahm.
    „Du bist eine gute Frau für Dane“, murmelte er, während sie das nasse Handtuch über seinen Körper ausbreitete. „Dane ist alles, was ich habe. Ich hätte ein besserer Vater … sein müssen …“ Er runzelte die Stirn. „Mein Kopf tut weh.“
    „Es kommt alles wieder in Ordnung“, tröstete sie und schloss die Augen. Irgendwie fühlte sie sich unwohl. Sie hatte wieder dieses leichte Schwindelgefühl. „Es kommt gleich Hilfe.“
    Endlich hörte sie über das Tosen des Sturmes hinweg die Sirene. Mühsam rappelte sie sich hoch und stolperte zur Einfahrt, um den Notarztwagen, nach hinten zu winken.
    Das Rettungsteam sprang heraus und untersuchte Daniel rasch und effizient. „Leichter Hitzschlag“, stellte ein älterer Arzt fest. „Was für ein Glück, dass wir gerade in der Gegend waren. Ist er Ihr Großvater?“
    „Nein. Der … Vater meines Freunds.“
    „Das heißt, dass Sie nicht hier leben?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Er lebt allein. Ich bin vorbeigekommen, um nach ihm zu sehen.“
    „Wieder Glück. Wir nehmen ihn zur Beobachtung mit und geben ihm ein paar Infusionen, aber es sieht so aus, als würde es schon wieder werden.“
    Der jüngere Arzt fasste sie schärfer ins Auge. Eine kleine Falte bildete sich auf seiner Stirn, während er sie besorgt musterte. „Geht es Ihnen gut? Hier. Trinken Sie das.“ Er reichte ihr eine Wasserflasche.
    „Danke.“ Sie trank durstig, wischte sich den Schweiß aus dem Nacken und holte tief Luft. Als ein dumpfer Schmerz in ihrem Bauch einsetzte, verlagerte sie ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. „Ich bin gleich wieder okay“, versicherte sie, während sie zusah, wie man Daniel in den Rettungswagen schob.
    Dane, wo bist du?
    „Hey“, ertönte eine tiefe Stimme neben ihr. „Ich denke, Sie sollten besser mit uns fahren. Ich möchte Sie gern kurz durchchecken.“
    „Mir fehlt nichts.“ Es war, als würde man versuchen, in einem Backofen zu atmen. Vor ihren Augen tanzten dunkle Punkte. Der Arzt reichte ihr die Handtasche. „Möchten Sie Ihren Freund anrufen? Ihm mitteilen, was los ist?“
    Sie nickte. „Ich hinterlasse ihm eine Nachricht.“
    Eine Stunde später stand sie am Fenster eines Krankenzimmers im vierten Stock und starrte in das verstaubte Panorama hinaus, während Daniel schlief. Er musste über Nacht im Krankenhaus bleiben, würde aber wieder in Ordnung kommen. Allerdings konnte er nicht wieder zurück ins Haus. Er brauchte Ruhe und Pflege und musste in den nächsten Tagen unter Beobachtung bleiben. Deshalb würde sie Dane bitten, seinen Vater bei sich zu Hause aufzunehmen. Nein, sie würde ihn nicht bitten. Sie würde es verlangen. In Danes Haus gab es genug freie Zimmer. Wenn nötig, konnte er ihres haben.
    Urplötzlich hatte sie das Gefühl, der Boden schwanke unter ihr. Sie sank auf den Besucherstuhl und blinzelte heftig. Der kleine Stich, den sie am Morgen in der Bauchgegend verspürt hatte, bekam eine neue Bedeutung. Nein! Tränen
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