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Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest

Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest

Titel: Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Bemerkungen hielten ihn jedoch eine Weile wach und betörten ihn mit Visionen von einem etwas schockierenden Charme. In Hassadar hatte er nie von so etwas geträumt.
    Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief er ein.
    Ein paar Minuten, bevor sein Wecker klingeln sollte, wurde Roic von Gefolgsmann Jankowski geweckt, der an seine Schlafzimmertür klopfte.
    »Pym sagt, Sie sollen sich sofort in Mylords Suite melden. Eine Art Dienstbesprechung – Sie brauchen noch nicht Ihre Uniform anzuhaben.«
    »In Ordnung.«
    Paradeuniform hatte Jankowski gemeint, obwohl er schon schneidig in seiner eigenen steckte. Roic schlüpfte in die, die er letzte Nacht angehabt hatte, fuhr sich mit dem Kamm durchs Haar, blickte stirnrunzelnd und frustriert auf die Bartschatten in seinem Gesicht – sofort hatte wohl gemeint, ohne sich zu rasieren – und eilte die Treppe hinunter.
    Er fand Mylord im Wohnzimmer seiner Suite halb angekleidet in ein Seidenhemd, die braune Hose mit der silbernen Paspelierung und den dazugehörigen silberbestickten Hosenträgern und Hausschuhe. Um ihn kümmerte sich sein Cousin Ivan Vorpatril, der in der blau-goldenen Uniform seines eigenen Hauses glänzte. Als Mylords Beistand und
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    Hauptzeuge in der bevorstehenden Zeremonie spielte Lord Ivan auch den Offiziersburschen des Bräutigams sowie seinen allgemeinen Helfer.
    Eine von Roics angenehmeren geheimen Erinnerungen der letzten Wochen war, dass er in seiner Rolle als nicht beachteter Kleiderständer Zeuge wurde, wie der große Vizekönig Graf Vorkosigan höchstpersönlich seinen gut aussehenden Neffen beiseite nahm und ihm mit einer Stimme, die fast nur noch ein Flüstern war, versprach, er würde Ivans Haut zu einem Trommelfell verarbeiten, wenn dieser seinem irregeleiteten Sinn für Humor irgendetwas erlaubte, was die für Mylord bevorstehende Zeremonie vermasseln könnte. Ivan war die ganze Woche so humorlos gewesen wie ein Richter; unter der Dienerschaft wurden Wetten darüber abgeschlossen, wie lange dieser Zustand andauern würde. In Erinnerung an diese zutiefst Unheil verkündende Stimme hatte Roic auf die längste Zeitspanne gewettet –
    und er meinte, er würde wahrscheinlich gewinnen.
    Taura, die auch noch wie letzte Nacht in Rock und spitzenverzierte Bluse gekleidet war, saß auf einem der kleinen Sofas im Erker und bot offenbar stärkenden Rat an. Mylord hatte offensichtlich das Schlafmittel genommen, denn er sah jetzt weit besser aus: sauber, rasiert, mit klarem Blick und fast ruhig.
    »Ekaterin ist hier«, sagte er zu Roic im ehrfurchtsvollen Ton eines belagerten Garnisonskommandanten, der eine unerwartete Entsatzstreitmacht beschrieb. »Die Gesellschaft der Braut benutzt die Suite meiner Mutter als Sammelplatz. Mutter bringt sie gleich herunter. Sie muss dabei sein.«
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    Dabei bei was? wurde beantwortet, bevor Roic die Frage stellen konnte, und zwar dadurch, dass der Chef des KBS –
    General Allegre, selbst in grüner Paradeuniform – den Raum betrat, begleitet vom Grafen, der ebenfalls seine beste Hausuniform trug. Allegre war Hochzeitsgast aus eigenem Recht, aber es war offensichtlich, dass er nicht aus gesellschaftlichen Gründen eine Stunde früher gekommen war.
    Die Gräfin und Ekaterin folgten den beiden auf dem Fuß, die Gräfin elegant in einem grünen, funkelnden Etwas, die zukünftige Mylady noch in ihrem düsteren Kleid, aber die Haare schon hochgeflochten und dicht durchwirkt mit winzigen Rosen und anderen erlesenen kleinen duftenden Blumen, die Roic nicht kannte. Beide Frauen blickten ernst drein, aber ein Lächeln wie ein flüchtiger Schimmer aus dem Paradies leuchtete in Ekaterins Augen auf, als ihr Blick dem von Mylord begegnete. Roic empfand, er müsste wegschauen von dieser kurzen Innigkeit, da er sich wie ein plumper Eindringling vorkam. So bekam er überraschend Tauras Gesichtsausdruck mit: klug billigend, aber mehr als nur ein wenig wehmütig.
    Ivan zog zusätzliche Stühle herbei, und alle ließen sich um den kleinen Tisch in der Nähe des Fensters nieder. Madame Vorsoisson nahm neben Mylord Platz, sittsam, aber ohne zu großen Abstand. Er fasste ihre Hand. Roic gelang es, auf den Platz neben Taura zu rutschen; sie lächelte zu ihm herunter. Diese Räumlichkeiten hatten einst dem verstorbenen großen General Piotr Vorkosigan gehört, bevor sein Enkel, der aufsteigende junge Lord Auditor, sie beansprucht hatte. Dieser Ort, nicht die großen öffentliche
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    Räume im Erdgeschoss, waren der Schauplatz von
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