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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr
Autoren: Lois McMaster Bujold
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ganzes Leben lang Zeit gehabt, sich an seinen Zustand anzupassen. Nicht wie die grässliche Überraschung, auf die Tien in den Papieren seines verstorbenen Bruders gestoßen war und die er anschließend für sich und Nikolai durch sorgsam geheime Tests bestätigt hatte. Du kannst dich anonym testen lassen, hatte sie argumentiert. Aber ich kann nicht anonym behandelt werden, hatte er gekontert.
    Seit sie nach Komarr gekommen war, war sie nahe
    daran, sich über Sitte, Gesetz und die Befehle ihres Herrn und Gatten hinwegzusetzen und auf eigene Faust seinen Sohn und Erben zu einer Behandlung mitzunehmen.
    Würden die komarranischen Ärzte wissen, dass eine Vor-Mutter nicht der gesetzliche Vormund ihres Sohnes war?
    Vielleicht konnte sie vorgeben, der genetische Defekt stamme von ihr, nicht von Tien? Aber falls die Genetiker 32
    was taugten, würden sie mit Sicherheit die Wahrheit herausfinden.
    Nach einer Weile sagte sie zusammenhanglos: »Die
    oberste Loyalität eines Vor-Mannes soll seinem Kaiser gelten, aber die oberste Loyalität einer Vor-Frau ihrem Ehemann.«
    »Historisch und juristisch ist das so.« Seine Stimme klang amüsiert oder nachdenklich, als er sich wieder umdrehte, um sie zu betrachten. »Das war nicht immer zum Nachteil der Frau. Wenn er zum Beispiel wegen
    Verrat hingerichtet wurde, dann unterstellte man, dass sie nur seinen Befehlen gefolgt war, und sie kam ungeschoren davon. Ich frage mich, ob der zugrunde liegende praktische Grund nicht schlicht der war. dass eine unterbevölkerte Welt einfach nicht auf ihre Arbeitskraft verzichten konnte.«
    »Ist Ihnen das nie seltsam asymmetrisch vorgekommen?«
    »Aber einfacher für die Frau. Die meisten Frauen hatten normalerweise zur selben Zeit nur einen Ehemann, doch die Vor hatten es nur allzu oft mit mehreren Kaisern zu tun, und wem galt dann Ihre Loyalität? Wenn man eine
    schlechte Wahl traf, konnte es tödlich ausgehen. Als jedoch mein Großvater. General Piotr, mit seiner Armee Kaiser Yuri den Wahnsinnigen zugunsten von Kaiser Ezar verließ, da war das tödlich für Yuri. Allerdings gut für Barrayar.«
    Sie nippte wieder an dem Wein. Von ihrem Platz aus
    gesehen hob er sich als Silhouette vor der sich verfinsternden Kuppel ab. dunkel, rätselhaft. »Stimmt. Gilt 33
    dann Ihre Passion der Politik?«
    »Du lieber Himmel, nein! Ich glaube nicht.«
    »Der Geschichte?«
    »Nur nebenbei.« Er zögerte. »Es war immer die Militärgeschichte.«
    »Es war?«
    »Es war«, wiederholte er mit Nachdruck.
    »Und jetzt?«
    Jetzt war es an ihm, nicht zu antworten. Er starrte auf sein Glas, hielt es schief und ließ die Neige des Weins kreisen. Schließlich sagte er: »In der politischen Theorie von Barrayar ist alles miteinander verbunden. Die gewöhnlichen Untertanen sind ihren Grafen gegenüber loyal, die Grafen gegenüber dem Kaiser, und der Kaiser ist vermutlich dem ganzen Kaiserreich gegenüber loyal, dem Körper des Reiches in der Gestalt all seiner, hm, Körper. An dieser Stelle finde ich. dass es für meinen Geschmack etwas abstrakt wird; wie kann der Kaiser allen gegenüber verantwortlich sein, jedoch nicht jedem Einzelnen gegenüber?
    Und so kommen wir wieder am Ausgang an.« Er leerte
    sein Glas. »Wie sind wir einander treu?«
    Das weiß ich nicht mehr…
    Schweigen senkte sich über sie, als sie beide
    beobachteten, wie der letzte Schimmer des Spiegels hinter den Hügeln versank. Ein bleiches Leuchten am Himmel bildete noch ein oder zwei Minuten länger einen Nachschein am Himmel.
    »Tja, ich fürchte, ich habe zu viel getrunken.« Ihr kam er 34
    nicht betrunken vor, aber er rollte sein Glas zwischen den Händen und stieß sich vom Balkongeländer ab, an das er sich gelehnt hatte. »Gute Nacht, Madame Vorsoisson.«
    »Gute Nacht, Lord Vorkosigan. Schlafen Sie gut!«
    Er nahm sein Glas mit in die Küche und verschwand in der jetzt dunklen Wohnung.
    35
2

Miles tauchte strampelnd aus einem
    Traum über das Haar seiner Gastgeberin auf, der – wenn schon nicht eigentlich erotisch – doch peinlich sinnlich gewesen war. Aus der strengen Frisur gelöst, die sie gestern bevorzugt hatte, war es von einem satten dunklen Braun, durchsetzt mit bernsteinfarbenen Strähnen,
    gewesen, eine seidige Masse, die kühl durch seine kurzen, dicklichen Hände floss – er nahm an. dass es seine Hände waren, schließlich war es sein Traum gewesen. Ich bin zu früh aufgewacht. Mist. Zumindest hatte die Vision nichts von einer jener blutigen Grotesken seiner gelegentlichen
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