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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Madame Vorsoisson.
    Ich hole es mir schon selbst.« Sein blasses Lächeln schimmerte ihr aus der Dunkelheit entgegen. Aus der Küche erklang mehrfach ein gedämpftes Klirren, dann trat er schweigend auf den Balkon. Als gute Gastgeberin goss sie reichlich in das Glas, das er neben dem ihren abgestellt hatte, dann hob er es an und ging an das Geländer heran, um den Himmel zu betrachten, so weit die Träger der Kuppel dies zuließen.
    »Das ist der beste Ausblick von dieser Stelle«, sagte sie.
    »Dieses bisschen Blick nach Westen.« Die Atmosphäre nahe dem Horizont vergrößerte den Spiegel, doch seine normalen abendlichen Farbeffekte in den Wolkenfetzen wurden durch die Beschädigung getrübt. »Der Spiegeluntergang ist normalerweise viel schöner als heute.« Sie nippte an ihrem Wein, der kühl und süß über ihre Zunge floss, und spürte, wie ihr endlich ein wenig schummrig im Gehirn wurde. Schummrig war gut. Beruhigend.
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    »Das kann ich verstehen«, stimmte er zu und blickte weiter nach draußen. Er trank in großen Schlucken. Vorher hatte er es vermieden, durch Alkohol den Schlaf herbeizuholen. War er jetzt dazu übergegangen, ihn zu suchen?
    »Dieser Horizont ist so eng bebaut, wenn ich ihn mit zu Hause vergleiche. Leider finde ich diese abgeschlossenen Kuppelstädte etwas klaustrophobisch.«
    »Und wo ist Ihr Zuhause?« Er wandte sich um und
    schaute sie an.
    »Auf dem Südkontinent. In Vandeville.«
    »Also sind Sie mitten in Terraforming-Gebiet aufgewachsen.«
    »Die Komarraner würden sagen, das sei gar kein Terraforming, nur Bodenverbesserung.« Er schloss sich dem leisen Lachen an, mit dem sie ihre trockene Wiedergabe des komarranischen Technosnobismus unterstrich. »Natürlich haben sie Recht«, fuhr sie fort. »Wir mussten natürlich nicht damit anfangen, ein halbes Jahrtausend auf die Veränderung der Atmosphäre eines ganzen Planeten zu verwenden. Das Einzige, was es uns schwer machte,
    damals im Zeitalter der Isolation, war der Versuch, es praktisch ohne jede Technologie zu schaffen. Doch… ich habe die offenen Weiten zu Hause geliebt. Mir fehlt dieser weite Himmel, von Horizont zu Horizont.«
    »Das trifft aber auf jede Stadt zu, ob sie nun überkuppelt ist oder nicht. Sie sind also ein Mädchen vom Lande?«
    »Teilweise. Allerdings hat mir auch Vorbarr Sultana gefallen, als ich die Universität besuchte. Diese Stadt hatte eine andere Art von Horizonten.«
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    »Haben Sie Botanik studiert? Mir ist das Bücherregal an der Wand Ihres Pflanzenraums aufgefallen. Beeindruckend.«
    »Nein. Das ist nur ein Hobby.«
    »So? Ich hätte es für eine Passion halten können. Oder eine Profession.«
    »Nein. Damals wusste ich nicht, was ich wollte.«
    »Wissen Sie es jetzt?«
    Sie lachte ein wenig verlegen. Als sie nicht antwortete, lächelte er lediglich, ging auf dem Balkon umher und betrachtete ihre Pflanzen. Er blieb vor der Skellytum stehen, die wie ein hellroter fremder Buddha in ihrem Topf hockte und ihre Ranken in einer Haltung friedvoller Bitte emporhielt. »Verzeihen Sie die Frage«, sagte er wie entschuldigend, »aber was ist das denn hier?«
    »Das ist eine Bonsai-Skellytum.«
    »Wirklich! Das ist ja – ich wusste gar nicht, dass man das mit einer Skellytum anstellen kann. Die sind doch normalerweise fünf Meter hoch. Und von einem wirklich hässlichen Braun.«
    »Ich hatte eine Großtante väterlicherseits, die Gartenarbeit liebte. Ich pflegte ihr zu helfen, als ich noch ein Mädchen war. Diese Tante war ganz der Typ der eingefleischten alten Pionierfrau, sehr Vor – gleich nach dem Cetagandischen Krieg war sie auf den Südkontinent
    gekommen. Sie überlebte eine Reihe von Ehemännern, sie überlebte… na ja, alles. Ich habe die Skellytum von ihr geerbt. Das ist die einzige Pflanze, die ich von Barrayar nach Komarr mitbrachte. Sie ist über siebzig Jahre alt.«
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    »Du lieber Himmel.«
    »Es handelt sich um einen kompletten Baum, der voll lebensfähig ist.«
    »Und – ha! – klein.«
    Einen Moment lang fürchtete sie, sie hätte ihn unabsichtlich beleidigt, doch anscheinend war dies nicht der Fall. Er beendete seine Besichtigung und kehrte zum Geländer und zu seinem Wein zurück. Er schaute wieder zum westlichen Horizont und zum sinkenden Spiegel
    hinaus und zog die Augenbrauen herunter.
    Er hatte eine Präsenz, die dadurch, dass er selbst seine schwer fassbaren körperlichen Eigenheiten ignorierte, den Beobachter herausforderte, eine Bemerkung abzugeben.
    Doch der kleine Lord hatte sein
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