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Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition)

Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition)

Titel: Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition)
Autoren: Hans Joachim Schädlich
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Rosetti: «Ich gehe zurück nach Wallerstein. Die mecklenburgische Gegend liegt mir nicht.»
    «Was wird der Fürst zu Oettingen dazu sagen.»
    «Er nimmt mich wieder auf. Und ich bekomme so viel Gehalt wie in Ludwigslust. 200 Gulden mehr als vorher. Nimm es mir nicht übel, daß ich zurückgehe.»
    «Du fehlst mir.»
     
    Rosetti wollte den Hustenreiz unterdrücken, aber es gelang ihm nicht. Mitten in der Orchesterprobe beugte ihn ein schmerzhafter Anfall. Er hustete so gequält, daß Celestino, der Konzertmeister, zu ihm ans Pult ging und leise fragte: «Kann ich helfen?»
    Rosetti brachte nur heraus: «Übernehmen Sie die Probe.»
    Hustend ging er aus dem Goldenen Saal.
     
    Nichts wollte Rosetti helfen. In Wallerstein hatte Rosettis Frau Eibischwurz in Honigwasser für ihn gesotten, er hatte Süßholzsaft getrunken, Eidotter mit Zucker gelöffelt. Nichts. Rosetti begnügte sich mit Kandiszucker und Lakritze. Es half nicht.
    Nach den angreifenden Hustenanfällen fühlte Rosetti sich schwach und leicht.
     
    War Rosetti zu hinfällig, die Hofkapelle zu dirigieren, dann komponierte er für sie.
    «Und wie? nur ich allein, dein Abdruck, Zögling, ich, der Mensch, der glückliche, vom Säuseln deiner Gegenwart in diesem Augenblick gefaßt, durchdrungen, ich stünde wie verstarrt und fiel in dies Konzert von Millionen Zungen, dies große, dies entzückende Halleluja nicht ein?»
    Er komponierte die Kantate, der Text kam von Pfarrer Tode.
     
    Ob Rosetti den Geiger und Impresario Johann Peter Salomon kannte? Ob er wußte, daß Salomon nach seiner Zeit als Konzertmeister im Orchester des Prinzen Heinrich von Preußen in Rheinsberg 1781 nach London gegangen war und dort als Impresario berühmt wurde?
    Ob Rosetti wußte, daß Salomon 1790 Joseph Haydn in Wien besuchte und Haydn bewog, mit ihm nach London zu reisen?
    Ob Rosetti erfuhr, daß Salomon in den Hannover Square Rooms die Salomon-Haydn-Konzerte veranstaltete?
    Ob Rosetti die Nachricht erreichte, daß am 11. März 1791, im ersten Salomon-Haydn-Konzert, eine Sinfonie von ihm gespielt worden war? Dirigiert von Salomon. In Gegenwart Joseph Haydns.
     
    Anfang Oktober 1791 hörte Rosetti, das Königliche Orchester in Berlin habe gelegentlich der Hochzeit von Prinzessin Friederike Charlotte von Preußen mit Friedrich August Herzog von York und Albany Musik von ihm gespielt.
    Rosetti freute sich sehr. Machte er sich Hoffnungen? Immerhin, der Kapellmeister am Berliner Hof, Christian Kalkbrenner, wollte Berlin verlassen. Das wußte man. Er hatte sich nach dem Tode von Westenholtz um die Stelle des Kapellmeisters in Ludwigslust beworben, die Stelle, die Rosetti bekommen hatte. Andererseits: Kalkbrenner konnte seine Opern im Schloßtheater Rheinsberg aufführen. Ein Theater gab es in Ludwigslust nicht. Vielleicht aber wollte Kalkbrenner jetzt nach Paris.
     
    Celestino fragte Rosetti, ob er erfahren habe, daß Mozart am 5. Dezember vom Tode übereilt worden.
    Rosetti sah Celestino an. Er sagte: «Mozart.» Im selben Moment liefen Tränen über sein Gesicht. Er wandte sich ab, mußte sich setzen.
     
    Johann Joseph Strobach, Kapellmeister des Prager Nationaltheater-Orchesters und Chorregent der Pfarrkirche St. Niklas, war mit Mozart wohlbekannt. Er hatte die erste Aufführung von «Le nozze di Figaro» in Prag 1786 dirigiert, lernte Mozart persönlich kennen im Januar 1787; Mozart und Constanze waren nach Prag gekommen, und Mozart besuchte die Aufführung des «Figaro» am 17. Januar, die Strobach dirigierte. Zwei Tage später führte Mozart im Nationaltheater seine Sinfonie in D-Dur auf, am Tag darauf dirigierte er den «Figaro».
    Während seines zweiten Prag-Aufenthaltes leitete Mozart Ende Oktober die Uraufführung des «Don Giovanni».
    Als Mozart ein letztes Mal in Prag weilte, war er am 6. September 1791 bei der Uraufführung von «La Clemenza di Tito» im Nationaltheater zugegen.
    Mit Rosetti war Strobach seit Rosettis Prager Zeit befreundet.
    Strobach wollte ein Requiem für Mozart, die Musiker des Nationaltheater-Orchesters wollten ein Requiem für Mozart.
    Strobach dachte sogleich an Josepha Duschek; sie und ihr Mann waren Mozarts Prager Gastgeber in ihrer Villa Bertramka gewesen. In Salzburg hatte Mozart für Josepha die Arie «Ah, lo previdi» geschrieben, zehn Jahre später, im November 1787 in Prag, die Arie «Bella mia fiamma». Für Strobach kam als Solistin nur Josepha Duschek in Frage.
    Strobach nahm sich der Arbeit an. Wo konnte das Requiem
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