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Vor Jahr und Tag

Titel: Vor Jahr und Tag
Autoren: Linda Howard
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das Ganze noch praktischer machte. Den Namen, der auf dem Führerschein stand, hatte er aus dem Washingtoner Telefonbuch herausgesucht. Sogar eine Kreditkarte auf diesen Namen hatte er besorgt, damit sich der Senator problemlos einen Mietwagen oder ein Hotelzimmer nehmen konnte. Er hatte getan, was er konnte, um dem Senator den Weg zu ebnen, obwohl er noch immer keine Ahnung hatte, warum Mr. Stephen unbedingt selbst mitkommen wollte. Er war ja schließlich kein Neuling in diesem Metier.
    Raymond trug immer eine Pistole, die er gewöhnlich in den Bund seiner Hose steckte. Mr. Stephen hatte ebenfalls
    eine Waffe haben wollen. »Und einen dieser dicken Schalldämpfer«, hatte er verlangt, also hatte Raymond, wider besseres Wissen, eine 22er für ihn besorgt. Mr. Stephen hatte protestiert, als er die Waffe sah, er wollte etwas Männlicheres, doch als Raymond ihn darauf hinwies, daß nur kleinere Kaliber wirkungsvoll gedämpft werden konnten und die großen zuviel Power hätten, gab er nach.
    Er war vorsichtig gewesen, was die Waffe für Mr. Stephen betraf. Eine 22er war billig und überall zu haben, egal, was die Gesetze sagten, denn die Leute, die illegal Waffen verkauften, scherten sich ohnehin einen Dreck um die Gesetze. Die Pistole, die er Mr. Stephen gab, würde unmöglich zurückzuverfolgen sein. Mr. Stephen war ein wenig geschockt gewesen, als er sah, wie leicht es war, sich eine Waffe zu besorgen, weil er ganz ehrlich geglaubt hatte, daß seine Bemühungen, die Straßen Amerikas sicherer zu machen, erfolgreich gewesen wären. Mr. Stephen hatte gemeint, er würde sofort einen Gesetzesvorschlag ausarbeiten, der darauf abzielte, den Herstellern von Saturday Night Specials an den Kragen zu gehen. Denn wenn keine mehr gemacht würden, wären sie sicher auch nicht mehr so leicht erhältlich.
    Eine solche Naivität machte Raymond nicht nur traurig, sie weckte den Beschützer in ihm.
    Eine der Glastüren öffnete sich, und Hayes kam aus dem Apartmentkomplex. Raymond rutschte noch tiefer, so daß Hayes, selbst wenn er sein Auto bemerkte, es für leer halten würde.
    Er hörte, wie ein Wagen angelassen wurde, und riskierte einen kurzen Blick übers Armaturenbrett. Rasch ließ auch er sein Auto an und seufzte erleichtert auf, als kühle Luft aus den Lüftungsschlitzen herausgeblasen wurde. Er beobachtete, wie Hayes vom Parkplatz fuhr, und wartete noch ein paar Sekunden, bis ein anderes Auto vorbeifuhr, bevor er sich hinter diesem an Hayes’ Mietwagen dranhängte.
    Hayes warf einen Blick in den Rückspiegel. Zwei Autos fuhren hinter ihm. Das vordere war auf ihn zugekommen, als er auf die Straße hinausbog, das hintere hatte er noch nie gesehen. Was nichts heißen wollte. Der Wagen konnte aus einer Seitenstraße gekommen sein, als er gerade nicht hinsah. Aber er war ein vorsichtiger Mann.
    Er fuhr ein wenig schneller und ließ den Rückspiegel dabei nicht aus den Augen. Das zweite Auto machte keinen Versuch, das erste zu überholen und sich an ihn dranzuhängen. Nein, er war zu mißtrauisch und vielleicht auch ein wenig nervös. Trotzdem konnte es nicht schaden, ein wenig herumzukurven, bevor er Buckeye Stockit and Lockit ansteuerte - falls ihm doch jemand folgte.
    Raymond klappte sein abhörsicheres Zelltelefon auf und tippte die Handynummer des Senators ein. »Er hat das Apartment durchsucht, und ich folge ihm jetzt.«
    »Wo bist du?«
    Geduldig nannte ihm Raymond die Straße und die Richtung, in die sie fuhren. »Ist bloß eine Straße von Ihnen entfernt, aber hängen Sie sich ja nicht an mich dran; er darf Ihr Auto nicht sehen. Ich vermute, daß er ein paar Schlenker machen wird, nur um sicherzugehen. Ich glaub nicht, daß er weiß, daß er verfolgt wird. Ich halte mich im Hintergrund, damit er mich nicht zu sehen kriegt, und laß ihn ein wenig herumfahren. Er hat mich noch nicht entdeckt, obwohl ich ihm seit gestern auf den Fersen bin.«
    »Und genützt hat’s gar nichts«, bemerkte Senator Lake nervös.
    Raymond schwieg. Mr. Stephen war enttäuscht gewesen, als Raymonds Durchsuchung von Hayes’ Wohnung nichts ergab. Doch Raymond hielt Hayes für einen äußerst vorsichtigen Mann. Er würde gewiß keine belastenden Unterlagen in seinem Haus aufbewahren.
    Zwei Wagen vor ihm bog Hayes plötzlich scharf rechts ab. Raymond scherte auf die linke Spur aus und überholte das Auto vor ihm, wobei er es so machte, daß sich der Wagen beim Passieren der abzweigenden Straße zwischen ihm und Hayes’ Blickfeld befand. Wenn Hayes
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