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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands
Autoren: Jules Verne
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haben.
    Der Graf d’Artigas und der Kapitän Spade hatten nicht aufgehört, ihn von Anfang dieses Anfalles an zu beobachten – der Graf immer phlegmatisch, obgleich sich seine Stirn verdüstert hatte, der Kapitän mit Kopfschütteln, wie Einer, der sagen zu wollenschien: »Entschieden ist mit diesem Unglücklichen nichts anzufangen!«

    Thomas Roch war übrigens schon entwichen, lief quer durch den Garten und rief noch immer mit von Zorn erstickter Stimme:
    »Milliarden!… Milliarden!…«
    Da bemerkte Gaydon, gegen den Director gewendet:
    »Das hatt’ ich Ihnen vorhergesagt!«
    Dann machte er sich an die Verfolgung des Irrsinnigen, holte ihn ein und faßte ihn am Arm, ohne besondern Widerstand zu finden, und führte ihn endlich nach dem Pavillon, dessen Thür sofort geschlossen wurde.
    Der Graf d’Artigas blieb mit dem Director allein zurück, während der Kapitän den Garten längs der untern Mauer noch einmal durchstreifte.
    »Ich hatte nicht übertrieben, Herr Graf, begann der Director. Wir wissen, daß die Krankheit Thomas Roch’s jeden Tag neue Fortschritte macht und meiner Ansicht nach dem unheilbaren Wahnsinn entgegengeht. Und stellte man auch alles Geld, das er verlangt, zu seiner Verfügung, es ließe sich doch nichts aus ihm herausbringen.
    – Das scheint so, antwortete der Graf d’Artigas, und doch hat er, wenn seine Geldansprüche auch ins Sinnlose gehen, nichtsdestoweniger eine Kriegsmaschine erfunden, deren Macht sozusagen grenzenlos ist.
    – So lautet die Meinung sachverständiger Personen, Herr Graf; was er aber auch erfunden haben mag, es wird in einem der Anfälle, die immer heftiger auftreten, mit ihm zu Grunde gehen. Bald wird auch die Triebfeder des Interesses, das allein in seiner Seele fortgelebt zu haben scheint, erlahmen…
    – Vielleicht bleibt dann noch die Triebfeder des Hasses übrig!« murmelte der Graf d’Artigas, als sich der Kapitän Spade ihnen an der Thür des Gartens wieder zugesellte.
Drittes Capitel.
Eine doppelte Entführung.
    Eine halbe Stunde folgten der Graf d’Artigas und der Kapitän Spade dem von hundertjährigen Buchen eingefaßten Wege, der das rechte Ufer der Neuze von der Anstalt des Healthsul-House scheidet. Beide hatten sich von dem Director verabschiedet, wobei dieser sich für die Ehre des ihm zutheil gewordenen Besuches, jene sich für den wohlwollenden Empfang bedankten. Hundert Dollars, die der Graf d’Artigas für das Personal des Hauses zurückließ, zeugten für seine edle Freigebigkeit. Das war – wer hätte daran zweifeln können? – ein Fremder von hochvornehmem Range, wenn man die Vornehmheit an der Freigebigkeit messen kann.
    Nachdem sie durch das Gitterthor, das das Healthsul-House auf dem Hügelabhange abschließt, herausgetreten waren, gingen Graf d’Artigas und Kapitän Spade längs der Umfassungsmauer hin, deren Höhe jedes Uebersteigen derselben ausschloß. Der erstere war nachdenklich, und der letztere wartete wie gewöhnlich darauf, daß jener das Wort an ihn richte.
    Der Graf d’Artigas entschloß sich dazu erst in dem Augenblick, wo er, auf dem Wege stehen bleibend, mit dem Blicke die Mauer messen konnte, hinter der sich der Pavillon Nr. 17 erhob.
    »Du hast Zeit gefunden, fragte er dann, Dich über die ganze Oertlichkeit genau zu unterrichten?
    – Ganz genau, Herr Graf, antwortete der Kapitän Spade, der den Titel, den er dem Fremden gab, besonders betonte.
    – Es ist Dir nichts entgangen?
    – Nichts, was zu wissen nützlich wäre. Durch seine Lage hinter dieser Mauer ist der Pavillon leicht erreichbar, und wenn Sie auf Ihrer Absicht beharren…
    – Es bleibt dabei, Spade.
    – Trotz des geistigen Zustandes, in dem Thomas Roch sich befindet?
    – Trotz dieses Zustandes, und gelingt es uns, ihn zu entführen…
    – Das lassen Sie meine Sache sein. Nach Einbruch der Nacht verpflichte ich mich, in den Park des Healthful-House und in die Einfriedigung des Pavillons Nummer siebzehn einzudringen, ohne von jemand gesehen zu werden.
    – Durch das Gitterthor des Eingangs?…
    – Nein… von dieser Seite her.
    – An dieser Seite befindet sich aber die Mauer, und wenn Du auch darüber hinwegkommst, wie willst Du sie mit Thomas Roch wieder überschreiten, wenn der Narr etwa ruft, nur einigermaßen Widerstand leistet… oder sein Wärter vielleicht Lärm schlägt?
    – Darüber beunruhigen Sie sich nicht. Wir brauchen nur durch diese Thür hinein und heraus zu gehen.«
    Der Kapitän Spade zeigte dabei nach einer nur wenige
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