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Voodoo in London

Voodoo in London

Titel: Voodoo in London
Autoren: Jason Dark
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zweiten Angriff vorbereitet und war deshalb überrascht, als der andere seine Beine in die Hand nahm und in der Dunkelheit des Gartens verschwand. Natürlich blieb ich nicht stehen, jagte hinter ihm her, hörte ihn auch, aber es war einfach zu dunkel, um etwas erkennen zu können. Der Typ hatte einen zu großen Vorsprung.
    Schon nach einer Minute gab ich auf. Über den Zaun hinweg war der andere auf das Nachbargrundstück gesprungen und hatte dort seinen Weg gefunden. Er konnte jetzt überall hin. Sich durch die Gärten schleichen, aber auch in Richtung Straße laufen. Ich war da machtlos. Als das Trommeln verstummte, wusste ich, dass beide das Weite gesucht hatten.
    Tief atmete ich durch. Da war wirklich nichts mehr zu machen, und so ging ich wieder zu meinen Freunden zurück.
    Bill stand an der Tür. Zu sagen brauchte ich nichts, der Reporter hatte es selbst gesehen »Entwischt. Mist auch«, schimpfte er.
    »Ja, die Dunkelheit« Ich wechselte das Thema. »Und wie geht es dem Fahrer?«
    »Er hat alles überstanden. Dank deines Kreuzes. Das war Hilfe im letzten Moment.«
    »Das kannst du wohl sagen.« An Bill drückte ich mich vorbei. Sheila stand neben unserem Schützling, der schwer atmete, einige Kreuzzeichen schlug und ein Stoßgebet zum Himmel schickte. Das Kreuz ruhte auf seiner Brust. Für mich war es ein wenig komisch, diese »Waffe« bei einem Fremden zu sehen.
    Es war wirklich die beste Lösung gewesen, eine andere hätte kaum geklappt. Mac begann auch wieder zu reden. »Es ist«, flüsterte er, »als wäre ich von einem Druck befreit worden. Können Sie das verstehen?«
    Er schaute uns an und umklammerte mit beiden Händen das Kreuz, als wäre es ein Rettungsanker.
    »Das verstehe ich gut«, erwiderte ich nickend und schaute dabei auf die Uhr. »Nur sollten wir keine Zeit mehr verlieren. Ihre Familie braucht einen Schutz.«
    »Das denke ich auch.«
    »Ich fahre natürlich mit«, sagte Bill und verschwand, um seine Jacke zu holen.
    Sheila atmete tief ein, sagte aber nichts mehr. Bills Frau hatte es sich abgewöhnt, Kommentare zu geben oder zu versuchen, ihren Mann zurückzuhalten.
    »Kann ich das Kreuz behalten?« fragte mich der Fahrer schüchtern.
    Ich lachte. »Das wäre zwar schön für Sie, aber weniger schön für mich.«
    Als ich sein enttäuschtes Gesicht sah, fuhr ich fort: »Einigen wir uns auf einen Kompromiss. Sie behalten es nur, wenn ich in Ihrer Nähe bin. Einverstanden?«
    »Natürlich, danke.«
    »Können wir?« fragte Bill im Türrahmen stehend. Er knöpfte seine Jacke zu. Im Ausschnitt sah ich den Griff der Beretta. Auch ich trug meine Silberkugel-Pistole bei mir.
    »Meinetwegen.«
    Bill verabschiedete sich noch von seiner Frau, während ich mich mit Mac unterhielt. »Wie viele Kinder laufen bei Ihnen herum?«
    »Nur zwei«, erwiderte er.
    »Das reicht«, erklärte ich.
    Wir wollten zwei Wagen nehmen. Bill fuhr das Taxi, und Mac sollte sich neben mich setzen.
    Als ich den Motor startete, fragte ich ihn: »Wie heißen Sie eigentlich mit vollem Namen, Mac?«
    Er lächelte schief. »Sagen Sie einfach Mac. Den vollen Namen kann ich kaum selbst behalten.«
    »Okay, Mac, dann wollen wir mal.«
    ***
    Die Frau des Taxifahrers hieß Anita. Sie stammte ebenfalls aus der Karibik, und in London hatten sich die beiden jungen Menschen bei einem Schulfest kennen gelernt.
    Mittlerweile lag das einige Zeit zurück, und aus der einst so schlanken Anita war eine Frau geworden, die man als vollschlank bezeichnen konnte. Wenn Freunde da waren, pflegte Mac immer zu sagen: »Fünfzig Kilo habe ich geheiratet und im Laufe der Jahre hundert bekommen. Ja, der liebe Gott hat es gut mit uns gemeint.«
    Anita war darüber nie böse, denn beide verstanden sich auch nach langen Ehejahren noch prächtig. Das Gesicht der Frau war zwar voller geworden, doch Falten hatten sich nicht gezeigt. Und auch die Schwärze des langen Haares war geblieben, obwohl Anita heimlich mit einem Färbemittel nachhalf, aber das brauchte ihr Mann nicht unbedingt zu wissen.
    In der Wohnung fühlte sie sich wohl. Die Häuser waren im Londoner Süden gebaut worden, nur drei Etagen hoch und mit Grünflächen umrandet. In der Nähe lag ein kleiner Park. Die Wohnungen besaßen zudem die Größe, um zwei Kindern den nötigen Platz zum Entfalten zu bieten.
    Dass Anita an diesem Abend doppelt unruhig war, dafür gab es zwei Gründe. Der erste hing mit ihren beiden Kindern zusammen. Sie hatten kurz entschlossen ihrer Mutter mitgeteilt, dass sie die
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