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Von Ratlosen und Löwenherzen

Von Ratlosen und Löwenherzen

Titel: Von Ratlosen und Löwenherzen
Autoren: Rebecca Gablé
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mitsamt ihrem Sohn in Schottland in Sicherheit gebracht hatte), war es doch irgendwie sehr beruhigend, einen König auf dem Thron zu haben, der auch wie ein König aussah, redete und handelte.
    Edward IV. hatte in vieler Hinsicht Ähnlichkeit mit seinen strahlenden Vorgängern Edward III. und Henry V. Genau wie sie legte er keinen Wert auf Rachefeldzüge gegen die besiegten politischen Gegner, sondern setzte auf Aussöhnung. Genau wie sie war er ein König, dem Recht und Rechtsprechung sehr am Herzen lagen, der aber auf dem Schlachtfeld ordentlich hinlangen konnte, wenn es sein musste. Und genau wie siesah er – so wird berichtet – unverschämt gut aus und ließ nichts, aber auch gar nichts anbrennen.
    Und genau das wurde sein größtes Problem.
    Während sein wichtigster Ratgeber, sein Cousin Richard Earl of Warwick, ihn zu einer Ehe mit einer französischen Prinzessin drängte, der kaum weniger einflussreiche Earl of Pembroke auf eine Verbindung mit Burgund setzte, hatte der König sich rettungslos in die Witwe eines unbedeutenden Landritters verliebt, Elizabeth Woodville. Das wäre ja eigentlich weiter nicht schlimm gewesen, denn wenn der König sich verliebte, umgarnte er das Objekt seiner Begierde, bis es willig mit ihm in die Kissen sank, und danach ging er von Neuem auf die Jagd.
    Aber Elizabeth Woodville sank nicht. Das machte den König völlig verrückt, und im Mai 1464 heiratete er sie in aller Heimlichkeit, weil das eben der einzige Weg war, um zu kriegen, was er wollte.
    Im September flog die heimliche Heirat auf. Der Hof war schockiert. Der Earl of Pembroke war ziemlich genervt. Und viel schlimmer: Edwards Cousin, der mächtige Earl of Warwick, war fuchsteufelswild.
    König Edward hatte Warwick viel zu verdanken, denn ohne die Macht der Nevilles, die Warwick verkörperte, hätte er seinen Thron niemals erringen können. Und der einflussreiche, supergescheite Warwick hatte auch dafür gesorgt, dass der Übergang von der lancastrianischen zur yorkistischen Regierung reibungslos verlief. Mit Mitte dreißig war er der erfahrene, kluge Ratgeber an der Seite des jungen Königs gewesen, der sich immer von ihm hatte lenken lassen.
    Bis jetzt.
    Mit einem Mal war König Edward erwachsen geworden, und Warwick sah seine Felle davonschwimmen. Obendrein stand er vor dem König von Frankreich da wie der letzte Trottel, hatte er dem doch schon praktisch die eheliche Verbindung mit dem Hause York versprochen.
    Edward IV. galt als auffällig gut aussehender Mann. Davon zeigt dieses Porträt eher wenig.
    Warwicks Unmut und seine schlimmsten Befürchtungen bewiesen sich im Lauf der nächsten Jahre als durchaus berechtigt. Das Problem war nicht einmal so sehr die Königin selbst, sondern ihre riesige Sippschaft. Elizabeth Woodville hatte einen Vater, Brüder, zwei Söhne aus erster Ehe und eine Unzahl von Schwestern, die sie allesamt mit lukrativen Adelstiteln, Ämtern und Ehemännern versorgte. Die Woodvilles kamen wie ein gefräßiger Heuschreckenschwarm über England, und der Earl of Warwick war not amused .
    1469 rebellierte er gegen den König, ließ ein paar Widersachern und ein paar der verhassten Woodvilles die Köpfe abschlagen,nahm den König kurzzeitig gefangen und drohte, ihn durch Edwards trunksüchtigen, hinterhältigen, ganz und gar unmöglichen Bruder George of Clarence zu ersetzen. (Daraus wurde nichts. Clarence musste seine Ambitionen begraben und wurde knapp zehn Jahre später als Verräter verurteilt und – weil er doch ein solcher Weinliebhaber war – in einem Weinfass ertränkt.)
    Schon im Herbst 1469 hatte Edward seine Macht wieder gesichert, und da tat der Earl of Warwick das Unfassbare: Er wechselte die Seiten, nahm Kontakt zur abgesetzten Königin Marguerite in Frankreich auf und fragte an, ob sie Interesse an einer Allianz habe, um ihren Gemahl wieder auf den Thron zu bringen.
    Eher stürze ich mich in die Seine, war Marguerites erste Reaktion. Wenn es auf der Welt irgendjemanden gab, den sie leidenschaftlicher hasste als den toten Richard of York und seinen sehr lebendigen Sprössling auf dem englischen Thron, dann war es Warwick.
    Aber König Louis von Frankreich vermittelte zwischen seiner unversöhnlichen Cousine und dem stolzen Warwick, denn er wollte, dass der burgundfreundliche Edward vom englischen Thron verschwand und der zahme Henry unter Führung des frankophilen Warwick wieder an die Macht kam. Schließlich brachte Louis fertig, was keiner für möglich gehalten hatte: Im Sommer
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