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Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)

Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)

Titel: Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
Autoren: Carmen Geiss , Robert Geiss , Andreas Hock
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fünftausend bonbonbunten Jogging-Anzügen, von denen einer zwar immerhin achtzehn Mark kostete, die aber wirklich eine erstaunlich gute Qualität aufwiesen. Einige Wochen später sollten die beiden Container in Deutschland ankommen.
    Der Chinese hielt Wort. Die Espadrilles und die Trainingsklamotten wurden wie vereinbart nach Hamburg geschippert. Unterdessen hatten die ersten Mode-Magazine schon über den neuen Schuh-Trend aus Spanien berichtet. Wir waren tatsächlich einer der Vorreiter! Natürlich konnten wir die Schuhe nicht auf dem Rummelplatz verschachern. Aber mir fiel in der Arbeit eine Zeitschrift in die Hände, die Zentralmarkt hieß. Das war ein Fachblatt für Einzelhändler aller Art. Ich platzierte für ein paar hundert Mark eine Annonce mit dem Wortlaut:
    »Espadrilles zu verkaufen, sortiert in fünf Farben, verschiedenste Größen, Mindestabnahme: hundert Paar.«
    Logischerweise konnte man mit einem solchen Produkt keine Millionen verdienen, denn uns war klar: Beim ersten Regenschauer würde sich die Pflanzensohle definitiv in Wohlgefallen auflösen. Aber wir verlangten je nach Abnahmemenge ja auch nur zwischen 1,50 und 2,25 Mark. Die Händler konnten dadurch ihrerseits eine schöne Spanne draufrechnen. Und der Endkunde bekam für immer noch relativ wenig Geld, vielleicht zehn, fünfzehn Mark, ein Paar Schuhe, die zumindest eine Saison lang halten würden.
    Es kam wie gewünscht: Die Treter gingen weg wie warme Semmeln. Nach wenigen Wochen war alles ab-verkauft. Mein Vater und mein Onkel freuten sich über eine knapp sechsstellige Zusatzeinnahme. Für mich gab’s eine kleine Provision in Höhe von tausend Mark.
    Dieses Erlebnis war die Basis für zwei spätere Grundsatz-Entscheidungen: Zum einen wollte ich unbedingt selbstständig werden. Natürlich war diese Provision für mich als Teenager und Lehrling ein schönes Zubrot. Allerdings sah ich auch, was insgesamt für die Firma hängenblieb, welche Spannen hier möglich waren. Deshalb hatte ich zum anderen ab diesem Zeitpunkt die Modebranche immer irgendwo im Hinterkopf.
    »Learning by doing,so hab ich das eigentlich in meinem ganzen Leben gemacht.«
    Ein kleines Beispiel: Für »Uncle Sam« ließen wirviele Jahre später in der Türkei unsere Trainingshosen für siebzehn bis neunzehn Mark produzieren. Das war gemessen an der Konkurrenz relativ viel, aberich wollte auch keinen Ramsch verticken. Verkauft haben wir das Ding dann – je nach Abnahmemenge – ab neununddreißig Mark. Das war logischerweise auch gutes Geld, aber ein moderater Aufschlag im Vergleich zu dem, was manche Designerstücke aus im Grunde denselben Fabriken am Ende kosteten. Schlussendlich hing die Hose dann für bis zu neunundachtzig Mark im Laden oder im Fitnessstudio. So konnten alle Beteiligten davon passabel leben – einschließlich unserer Produzenten in Istanbul.
    Das funktionierte hauptsächlich deshalb so gut, weil es sich um ein Produkt handelte, das es in dieser Form sonst nicht gab. In unserem Fall hat das außergewöhnliche Design und vielleicht auch unser »Uncle Sam«-Image eine große Rolle gespielt. Eine mausgraue Jogginghose ohne Aufdruck hätte ich sicherlich nicht zu diesem Preis verkaufen können. Aber nachdem heutzutage das Meiste aus Niedriglohnländern wie Bangladesch oder Indien kommt, bleibt auch bei diesem Kram noch genug hängen – selbst beim Discounter.
    Wie auch immer: Seit dieser ersten beruflichen Reise meines Lebens war und bin ich auf der Suche nach interessanten Geschäftsfeldern. Allerdings nicht gezielt. Sondern eher, indem ich bestimmte Entwicklungen beobachte – und daraus die richtigen Schlussfolgerungen ziehe. So ähnlich, wie ich damals mehr oder minder durch Zufall auf die Idee mit den Klamotten gekommen bin, war das auch zwanzig Jahre später mit den Häusern hier in Südfrankreich.
    Dabei wären wir seinerzeit um ein Haar auf Mallorca gelandet. Wir hatten nämlich bei einem Kurzurlaub ein schönes Häuschen in Son Vida entdeckt. Der Preis war ausgehandelt, der Vertrag unterschriftsreif. Doch der Makler bekam den Hals nicht voll genug. Irgendjemand hatte ihm wohl erzählt, dass ich gerade in Begriff war, meine Firma zu verkaufen. Und auf einmal sollte das Haus ein Drittel mehr kosten als ausgemacht. Da war die Sache natürlich erledigt. Wer mich bescheißen möchte, der sieht mich nie wieder.
    Also sollte es die Côte d’Azur sein. Nach dem Abschied von »Uncle Sam« bezogen Carmen und ich eine Wohnung in Monaco und kauften uns
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