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Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Titel: Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)
Autoren: Sebastian Schnoy
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Carter bekam, spazierten sie über den Roten Platz, und Jimmy Carter soll dem Oberkommunisten einen Vortrag über Freiheit gehalten haben. Vor dem Weißen Haus in Washington könne ein Amerikaner rufen «Weg mit dem amerikanischen Präsidenten» und ihm passiere nichts. Darauf soll Breschnew ruhig geantwortet haben: «Das kann er auf dem Roten Platz auch machen.»
    Was den Einfluss Russlands auf Europa betrifft, gebührte ihm eigentlich ein eigenes Kapitel. Über vierzig Jahre prägte das Land die Hälfte des Kontinents – doch mir geht es um positiven Einfluss, so wie wir noch heute von den Alten Griechen profitieren. Mir fällt da bei Russland hauptsächlich die Wertschätzung von Freundschaften ein. Wie z.B. die zwischen Gerhard Schröder und Wladimir Putin. Putin selbst verband eine enge Freundschaft mit seinem Vorgänger Boris Jelzin, auch als es mit diesem zu Ende ging. Er ließ es sich nicht nehmen, jeden Tag in die Klinik zu fahren und an seinem Bett zu stehen – manche unken: auf dem Beatmungsschlauch.
    Der gewählte Diktator
    Besser als den Russen erging es den Deutschen aber am Ende der Weimarer Republik auch nicht. Was war im Januar 1933 passiert? Der 27 -jährige Karl Meßdorf aus Wandlitz wurde von einem Lastwagen angefahren, und im Möbelladen Jakob & Braunitsch in der Alexanderstraße in Berlin begann der Totalausverkauf. Frisiertoiletten waren auf 24  Reichsmark runtergesetzt. Außerdem wurde Hitler der erste Diktator Europas, der in freien Wahlen die Mehrheit erhielt.
    Hitler wollte eigentlich Künstler werden. Zweimal hatte die Kunstakademie in Wien seine Bewerbungsmappe abgelehnt. Dabei hätte die Welt ihn als schlechten Maler sicher besser verkraftet als seine Alternativkarriere. Vielleicht ist Hitler ein Grund dafür, warum es in Deutschland heute eine umfangreiche Künstlerförderung gibt; bei öffentlichen Gebäuden muss ca. ein Prozent der Bausumme in Kunst am Bau investiert werden, es gibt Stipendien für Schriftsteller, Kulturzentren, Theater werden gefördert, das alles nur, damit nie wieder ein frustrierter Künstler in die Politik geht.
    Denn mit Hitler betraten wir Deutschen Abgründe, die keine andere Nation zuvor und danach jemals betreten hat.
    «Autobahn geht halt nicht»
    Die Zeit des Nationalsozialismus gehört wohl zu den am besten erforschten überhaupt. TV -Dokumentationen aus und über diese Zeit laufen im ZDF so oft, dass man sagen kann: Der Faschismus hat schändlicherweise viele Menschen das Leben gekostet, aber er sichert das Überleben des ZDF .
    Bei der Diskussion um die Frage, warum die Deutschen Hitler gewählt haben, kommt immer wieder der Hinweis auf die wirtschaftliche Lage des Landes. Die Republik war überschuldet, die Wirtschaft lag am Boden, die Menschen waren verzweifelt. Unser Land befand sich Anfang der dreißiger Jahre in derselben Situation, in der sich Griechenland heute befindet. Die meisten Deutschen möchten momentan mehr Härte gegen Griechenland sehen, einen Stopp der Zahlungen, am besten noch einen Rauswurf bankrotter Staaten aus der Eurozone. Der Blick in unsere Geschichte lohnt, denn vor 1933 kollabierte Deutschland auch wegen der unterlassenen Hilfeleistung, und die Kosten für die Gläubiger waren im Nachhinein mindestens ebenso hoch, als hätten sie weitergeholfen.
    Trotzdem zeigten uns Amerikaner, Briten und Franzosen die kalte Schulter und sagten
No
und
Non
: Keine neuen Kredite für den chronischen Patienten. In der Not suchen die Menschen nach einfachen Lösungen. Bei uns hieß sie: Ein Führer führt uns aus dem Schlamassel raus, gibt uns das Selbstbewusstsein zurück. Und tatsächlich, mit dem gewählten Diktator gelingt zunächst, wovon Südeuropa heute träumt; von sechs Millionen Arbeitslosen auf Vollbeschäftigung in wenigen Jahren zu gelangen.
    Kanzler a.D. Helmut Schmidt nannte das in einem Gesprächsbuch mit dem Historiker Fritz Stern aus den USA «ein ökonomisches Kunststück der Nazis». Natürlich hat man als Diktator wirtschaftlich ganz andere Möglichkeiten als unsere heutigen demokratisch gewählten Volksvertreter: Kredite kann man mit Ländern absichern, die man in absehbarer Zeit zu erobern gedenkt. Preise und Löhne, die in den Augen von Wirtschaftsexperten schnell zu hoch sein könnten, können kurzerhand eingefroren werden. Und damit die Löhne insgesamt wirklich niedrig bleiben, verbietet man, so wie Hitler, kurzerhand die Gewerkschaften – davon kann die FDP heute nur träumen.
    Die Lohnstückkosten, also die
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