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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich
Autoren: Caprice Crane
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Tagebuch?«
    »Dein Tagebuch?«, fragte er mit seiner besten Woher-soll-ich-das-wissen-Stimme.
    »Mein Tagebuch«, wiederholte ich. »Es war unter meinem Bett. Wenn du bei mir aufgeräumt hast, dann musst du es gefunden haben. Und wenn du darin gelesen hast, dann hast du Folgendes erfahren: Du hast letztes Jahr meinen Geburtstag vergessen. Und wie mies du mich behandelt hast, steht da drin. Und betrogen hast du mich – das erste Mal – und ich hab aufgeschrieben, dass ich so geweint habe, dass meine Tränen die Seiten aufgeweicht haben und ich Kreise auf das getrocknete Papier gemalt habe, um die Tränen deutlich zu machen.«
    Dirk sah sich unter unseren Gästen um und lächelte nervös. Ich schaute ebenfalls in die Gesichter, von denen ich jetzt so viele erkannte.
    »Ich erinnere mich an euch alle«, schrie ich. »Hi, Mrs Dunlap!«, rief ich der Frau mit dem Strohhut mit dem dicken Satinband in der dritten Reihe zu. »Ich weiß genau, dass Sie uns immer Broccoliauflauf gemacht haben. Er war ekelhaft, aber ich hab nie was gesagt. Schön, dass Sie da sind.«
    Ich war total aufgedreht. Meine weißglühende Wut hatte sich in ausgelassene Fröhlichkeit verwandelt. »Ich erinnere mich! Ich erinnere mich an alles!« Ich fing an, auf die Leute zu zeigen. »Ich erinnere mich an dich, an dich, an dich und dich …« Und dann entdeckte ich Todd, der aussah, als würde er die Luft anhalten. Ich ging die Stufen hinunter und den Gang entlang auf seinen Platz zu. »Und ich erinnere mich vor allen Dingen ganz sicher an dich.«
    »Wirklich?«, fragte er.
    »Wie könnte ich meinen ersten Ehemann vergessen?« Er lächelte und sah aus, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. Der Pfarrer dagegen war nicht sehr glücklich, von meiner ersten Hochzeit zu hören. »Wir waren beide sieben Jahre alt«, erklärte ich dem Pfarrer, der leicht die Stirn runzelte.
    »Flittchen!«, sagte eine ältere Frau in der ersten Reihe, die ich allerdings nicht kannte. Ich sah wieder zu Todd.
    »Wie konntest du nur zulassen, dass ich fast diesen grauenhaften Typen geheiratet hätte?«
    »Ich hatte bereits Einspruch erhoben«, sagte er. »Aber du wolltest mir ja nicht glauben, deshalb hab ich hier gesessen und gebetet, dass du aufwachst.«
    »Es tut mir leid, dass du das durchmachen musstest und ich dir nicht geglaubt habe«, sagte ich und schaute dann zu Cat herüber, die mich erwartungsvoll ansah und darauf wartete, dass ich etwas zu ihr sagte.
    »Und natürlich erinnere ich mich an meine beste Freundin!« Cat sprang auf und umarmte mich.
    »Du bist wieder da«, sagte sie. »Ich hab auch versucht, das hier zu verhindern …«
    »Ich weiß«, sagte ich.
    Eine plötzliche Bewegung lenkte mich ab. Es war Lydia, die aufgestanden war und so aussah, als wäre sie jetzt überall lieber als hier. Was um alles in der Welt machte sie denn hier?
    »Lydia?«, sagte ich mit hoher Stimme. »Du hast die KidCo-Ideen von mir geklaut. Und du gehst mit jemandem ins Bett, der fünfzehn Jahre jünger ist als du.«
    »Oh«, sagte jemand. Ich blickte auf, um zu sehen, wer es war, und begriff, dass der Raum voll von Leuten war, die mich nicht interessierten. Und vor allen Dingen – die sich nicht für mich interessierten.
    Dann entdeckte ich Esperanza, die mich beschuldigt hatte, mit Scheiße rumgeschmiert zu haben. Ich wusste, dass man die Geschichte meinetwegen nicht umschreiben würde, aber das war nicht ich.
    »Und, Esperanza«, sagte ich, als ich meinen Finger auf sie richtete, »es war Sam, die mit ihrer Scheiße herumgeschmiert hat, nicht ich! Sam.«
    Samantha rollte die Augen, so als wüsste sie nicht, worüber hier alle redeten, aber das wollte ich nicht auf mir sitzenlassen.
    »Oh …« Esperanza nickte. »Ja, ich glaube, Sie haben recht.«
    »Glaubst du? Ich weiß, dass das stimmt. Denn ich erinnere mich«, sagte ich triumphierend. »Mal ehrlich, ich weiß nicht, warum ihr alle noch hier seid. Wenn ich mich hier so umsehe, dann entdecke ich höchstens eine Handvoll von Leuten, die jemals nett zu mir waren.«
    Ich schaute zu meiner Mutter. »Du hast mich mein ganzes Leben lang wie ein ungewolltes Stiefkind behandelt. Na gut, du hast eine wunderschöne Hochzeit für mich ausgerichtet. Danke dafür. Aber wie konntest du mich nur an so jemanden weggeben? Du wusstest doch ganz genau, dass ich Travis liebe!«
    Meine Mutter kam auf mich zu und sagte in beruhigendem Ton: »Das ist nicht der richtige Ort und nicht die richtige Zeit, Jordan.«
    »Zeit und
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