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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich
Autoren: Caprice Crane
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sind, aber … vergib mir und vergiss es.«
    »Vergeben and vergessen« war Dirks Lieblingssatz und mein Motto für unsere Beziehung. Ich habe eine Menge vergeben, aber, um ehrlich zu sein, nicht so viel vergessen. Dirks klägliche Versuche, sich wie ein Freund zu benehmen – oder wie ein Mensch –, waren unmöglich aus meinem Bewusstsein auszulöschen.
    Ja, ich war der absolute Loser. Das wusste ich. Ich hätte es nicht zulassen dürfen, dass er mich auf diese Art und Weise behandelt. An diesem Abend sollte es noch schlimmer kommen. Ich verbrachte die folgenden Stunden damit, ihnen beim Fernsehen zuzuschauen und bei ihrem Highfive über jede auch noch so lächerliche Sache, durch die sie sich in diesem speziellen Augenblick verbunden fühlten. Highfives waren wirklich Dirks Ding. Ich versprach mir selbst, dass der nächste Typ, mit dem ich ging, das niemals machen würde. Niemals. Höchstens vielleicht das bewusst ironische Hinterher-Abklatschen.
    Nach ungefähr zwei Stunden ging das Bier aus. Ich war schon gelangweilt, also bot ich halbherzig an, zum Laden zu gehen und neues zu holen.
    »Danke, Süße«, sagte er und wuschelte mir durchs Haar.
    Ich weiß, dass man nichts anbieten sollte, zu dem man keine Lust hat, doch irgendwie bin ich da reingeraten. Im selben Moment hörte ich einen Donner und schaute erwartungsvoll zu Dirk, in der Hoffnung, er würde seine Pläne ändern.
    »Oh … vergiss deinen Regenschirm nicht«, sagte er mit einem beinahe unschuldigen Lächeln. Ich war immer wieder geschockt darüber, wie weit er gehen konnte, und dieser Abend bildete keine Ausnahme.
    »Lass sie doch nicht bei dem Regen rausgehen, Mann. Jordan, ich gehe«, sagte Tony zuvorkommend.
    »Nein, nein. Ich hab’s angeboten«, sagte ich. Irgendwie erwartete ich, Dirk würde einsehen, dass mein Angebot unter anderen Bedingungen entstanden war, und schöpfte Hoffnung.
    »Bist du sicher, dass du nichts dagegen hast?«, fragte Tony, wobei er zwischen Dirk und mir hin und her schaute.
    »Nein, überhaupt nicht. Ich liebe es, im strömenden Regen rauszugehen«, sagte ich. Das einzige Problem war, dass Sarkasmus bei denjenigen, die an unironischem Highfive teilnahmen, völlig fehl am Platze war.
    »Cool, danke«, antwortete einer von ihnen. Das ohrenbetäubende Geräusch des Donners, der im selben Augenblick grollte, machte es unmöglich zu erkennen, wer gesprochen hatte.
    Also ging ich einfach und holte Bier.
    Auf meinem Weg zum Laden wurde ich völlig durchnässt. Es war einer von diesen Wolkenbrüchen in Manhattan, bei denen der Regen diagonal herunterprasselt, sodass man, egal wie man seinen Regenschirm hält, auf jeden Fall nass wird. Mir war kalt, ich war klitschnass und frustriert und deshalb den Tränen nah, als ich in dem Laden ankam. Ich ging die verschiedenen Biersorten durch, und als ich mich schließlich für eine entschieden hatte, stellte ich fest, dass Dirk günstigerweise vergessen hatte, mir Geld mitzugeben. Noch günstiger war, dass ich auch nicht genug Bargeld dabeihatte und der nächste Geldautomat drei Blocks entfernt war, also ging ich wieder hinaus in den Sturm. Diesmal brach ich in Tränen aus.
    Als ich zu Dirk zurückkam, versuchte ich, mich in die Konversation einzuschalten oder wenigstens eine anzufangen, aber sie brachten mich zum Schweigen, also schlief ich auf dem Sessel ein, den Dirk als »Männersessel« bezeichnete. Als ich eine halbe Stunde später aufwachte, waren die beiden gegangen und Dirk war auf die Couch ausgewichen. Ich stand auf und roch die Blumen, die ich mitgebracht hatte. Sie drehten mir den Magen um, deshalb warf ich sie in den Mülleimer. Ich versuchte Dirk gute Nacht zu sagen, aber er wurde nicht wach.
    Ich machte mich auf den Weg.

4. Er hat in meinen Kleiderschrank gepinkelt
    Sobald ich zu Hause ankam, rief ich Todd an. Treuer Todd. Mein bester Freund und früherer Ehemann im Alter von sieben Jahren. Ich warf meine Tasche hin und zog mein immer noch feuchtes Sweatshirt aus, während ich die Arme über den Kopf warf und über den unglücklichen Abend nachdachte. Nur mit einem BH bekleidet, war ich mit meinen wilden Bewegungen sicher ein seltsamer Anblick für jeden, der in mein Fenster hineinschaute. Ein schrecklicher Gedanke kam mir in den Sinn: Was, wenn der Radlerhosen-Mann von seinem Fenster aus in meins blicken konnte und meine Notlage als Einladung ansah, rüberzukommen, um mich mit seinem Ka-ra-tay zu retten? Ich war so verzweifelt, dass ich Todd bat, sich auf einen
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