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Von Feuer und Nacht

Von Feuer und Nacht

Titel: Von Feuer und Nacht
Autoren: Kevin J. Anderson
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Zivilisationen im Spiralarm vernichtet. Was konnte Jora'h solchen Geschöpfen anbieten?
    Wir haben dies selbst herausgefordert, dachte er.
    Mit Klikiss-Robotern als Vermittler hatten Hydroger und Ildiraner vor langer Zeit eine Art Nichtsangriffspakt geschlossen, der vor kurzem verletzt worden war, aus Gründen, die Jora'h nicht verstand. Die verräterischen Roboter hatten sich gegen Ildira gewandt und verfolgten nun eigene Ziele. Doch mit Osira'h brauchte der Weise Imperator keine anderen Vermittler. Sie war die Brücke. Jora'h wusste nicht, wie das Mädchen die Fremden dazu gebracht hatte, nach Ildira zu kommen, und er verstand auch nicht ganz Osira'hs besondere Fähigkeiten, die ihr offenbar eine Kommunikation mit den Hydrogern gestatteten. Als die Fremden mit ihr aus den Tiefen des Gasriesen aufgestiegen waren, hatte sie ihm eine kurze, schreckliche Nachricht übermittelt: Sie verlangen, dass du ihnen dabei hilfst, die Menschheit auszulöschen. Wenn du nicht einverstanden bist, wird niemand von uns überleben. Worte wie eine kristallene Sense, die alle seine Hoffnungen zerschnitt...
    Ein Kurier eilte in den vom Sonnenschein erhellten Raum. »Adar Zan'nh besteht auf einer Unterredung mit Ihnen, Herr! Sein Manipel aus Kriegsschiffen erwartet Ihre Befehle. Soll er das Feuer auf die Hydroger eröffnen?«
    Jora'h nahm das Kommunikationsgerät von dem flinkfüßigen Mann entgegen. Ein Bild seines ältesten Sohns entstand, des Kommandeurs der Solaren Marine. Zan'nh wirkte hohlwangig, aber sein Gesicht brachte auch Pflichtbewusstsein und Entschlossenheit zum Ausdruck. Sein Haarknoten war nach hinten geschoben und geölt; ein Insignienband hielt ihn zusammen. »Mein Manipel ist bereit, Ildira zu verteidigen, Herr. Du brauchst nur den Befehl zu geben.«
    Wir werden nicht kapitulieren und uns irgendwo verkriechen, um auf den Tod zu warten. Trotz der Überlegenheit der Kugelschiffe konnte die Solare Marine erheblichen Schaden anrichten. Das sollte auch den Hydrogern klar sein.
    »Dann käme es zu einem Massaker, Adar. Nein, kein Angriff. Zieh die Kriegsschiffe auf eine sichere Entfernung zurück und halte dich dort in Bereitschaft. Ich rechne bald mit dem Eintreffen eines Gesandten der Hydroger. Immerhin sind die Kugelschiffe auf meine Bitte gekommen.« Die Worte klangen unmöglich, als er sie aussprach. Wenn Jora'h hier versagte, drohte dem ganzen Ildiranischen Reich der Untergang. Dann würden seine glühenden Knochen nie bei denen der Vorfahren ruhen, im Ossarium unter dem Prismapalast. Und seine Seele würde vermutlich blind die Reise zur Sphäre der Lichtquelle antreten.
    Mit offensichtlichem Widerstreben bestätigte Zan'nh und unterbrach die Verbindung. Der Kurier nahm das Kommunikationsgerät entgegen, verneigte sich förmlich und lief besorgt zum Audienzsaal zurück. Die kleine Osira'h saß neben Jora'h auf der Treppe und blickte zur gewölbten Decke hoch. Buntes Licht fiel durch die segmentierten Kristallflächen und schien sich zu bewegen, als wäre das Mädchen imstande, nicht nur Gedanken zu beeinflussen, sondern auch das Licht. »Der Gesandte ist unterwegs.«
    »Hast du ihn gerufen?«, fragte Jora'h. Er hatte noch keine Zeit gefunden, seine Tochter von ihren Erlebnissen berichten zu lassen. »Kannst du die Fremden beeinflussen?«
    Osira'h schenkte ihm ein seltsames, geheimnisvolles Lächeln. »Die Hydroger glauben, dass sie aus freiem Willen handeln. Aber ich denke, da irren sie sich. Ich verstehe sie jetzt besser, und sie verstehen mich. Sie können meine Gedanken lesen, doch das fällt ihnen nicht leicht.«
    Die kleine Osira'h wirkte erschöpft, aber in ihren großen Augen schuf das Licht sonderbare Reflexe. Das Gesicht war noch immer kindlich und unschuldig - bis man genauer hinsah. Die Kommunikation mit den Hydrogern musste für dieses kleine Mädchen enorm anstrengend gewesen sein; vielleicht hatte es dabei seine Seele verloren.
    Jora'h wünschte sich, ebenso stark zu sein. »Ich bin bereit für den Gesandten. Kannst du mir helfen?«
    Osira'h blickte in die Ferne. »Der Hydroger wird mit dir sprechen, und du sprichst mit ihm. Ich werde seine Gedanken zu meinen eigenen nehmen, und er wird meine hören.« Ein seltsames Lächeln umspielte ihre Lippen.
    »Ich werde ihm keine Wahl lassen. Als ich eine Brücke geworden bin, sind Verbindungen entstanden. Ich habe mir einen Weg ins Bewusstsein der Hydroger gebahnt und mich ihnen geöffnet. Ich habe dafür gesorgt, dass sie hierherkamen. Ein Teil davon ist Zwang, ein
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