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Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)

Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)

Titel: Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Achill Moser , Wilfried Erdmann
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dieselbe Weise: So können Wasser und Sand weich und anschmiegsam sein, prickelnd und geschmeidig, rau und abweisend, aufwühlend und wild.
    Seit vielen Jahrzehnten waren wir immer wieder auf den Meeren und in den Wüsten der Welt unterwegs, jeder auf seine ganz individuelle Art, wo wir in den magischen Projektionsflächen unserer Sehnsüchte erfahren haben, in welchem Ausmaß Wasser und Sand ein Gehirn beeindrucken und auf den Kopf stellen kann. Was uns trieb und was wir an Außergewöhnlichem beim Unterwegssein in Meer und Wüste erlebten, haben wir hier zusammengetragen. Viel Spannendes und Phantastisches, das uns – neben dem Ernst des Segelns und des Gehens – für all die Mühen und Strapazen entschädigte. Hinzu kamen Einsichten und Erfahrungen, die unserer entzauberten Welt nüchterner Tatsachen so manche Gegenentwürfe liefern, und die – vielleicht – eingefahrene Denkweisen ein bisschen aufbrechen und verändern können.
    So entstand ein Buch unserer Meeres- und Wüstenleidenschaft, in dem wir die Faszination dieser Extremwelten schildern. Ein Meeres- und Wüstenkaleidoskop, so vielfältig wie die geheimnisvollen Naturgroßräume selbst, die seit eh und je eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf den Menschen ausüben – und uns immer wieder zu neuen Aufbrüchen locken.
    Wilfried Erdmann, Achill Moser
im Juli 2012

Faszination
    Seit undenklichen Zeiten reist der Mensch durch die ungeheuren Weiten der archaischen Naturgroßräume von Meer und Wüste, die er erforscht und auch gefühlsmäßig erlebt. Beides, Entdeckerlust und Empfindungsvermögen, ist untrennbar miteinander verbunden – denn in ihrer Wirkung auf uns zeigen Meer und Wüste, was sie sind: Faszination und Bedrohung.

Warum das Meer?
    Wilfried Erdmann
    DIE ERDE führt durch die Erde; aber du, Meer, führst durch den Himmel.
    Juan Ramón Jiménez, Traum-Nocturno
    Ich hätte nie geglaubt, dass mein Leben wieder so lebendig werden könnte: Umso richtiger schien mir mein Entschluss, über den Atlantik zu segeln. Nun war ich schon lange unterwegs und erwartete, jeden Augenblick Land zu sehen, im Dunkeln ganz plötzlich in der Brandung zu stehen oder sogar in einer ruhigen Bucht Grund zu spüren. Wenn ich so daran dachte, im Mast, an Deck oder im Cockpit beim Ausguckhalten, raste mein Herz, und mir wurde so blümerant, dass ich mich festhalten musste. Wenn ich die Seekarte ausbreitete, dachte ich sogar: Nur schnell wieder raus an Deck, die Insel liegt vielleicht voraus – zum Greifen nahe! Eigentlich lächerlich. Ich wusste, jedes hohe Land ist bei klarem Wetter selbst des Nachts über Meilen hinweg sichtbar. Ich wusste auch, dass ich nicht wusste, wo ich mich nach den Koordinaten befand. Ich hatte die Orientierung verloren. Was Wunder nach fast sieben Wochen Unterwegssein, ohne den Längengrad (mangels einer korrekten Uhrzeit) berechnen zu können. Die Folge: Ich konnte an Bord nur nach der Breite navigieren. Das führte zu dieser bedenklichen Situation.
    Auf der westlichen Seite des Atlantiks liegen die Antillen. Insel neben Insel. Vielleicht war ich in dunkler Nacht schon hindurchgesegelt, ohne es zu bemerken. Ich hoffte nicht. Der Gedanke daran war bedrückend. Kaum zu beschreiben, wie ich mich fühlte – statt das ersehnte Blau einer Bucht, Riffe und Korallen zu sehen, war ich völlig im Ungewissen.

Es gab nichts Schöneres: Mit der ersten kathena allein um die Welt.

Seit 45 Tagen war ich auf dem Atlantik allein mit meinem Segelboot kathena unterwegs. Sie war für das Meer recht klein, sieben Meter, aber hübsch. Gleichwohl ein bisschen langsam. So wie ich. Der Atlantik war mein erster Ozean, und den wollte ich nicht mit Risiko »volle Pulle drauflos« queren. Also machte ich wochenlang nichts anderes als mein Boot steuern, Segel trimmen, Segel flicken, kochen (wenig), schlafen (noch weniger). Aber obwohl ich an Bord auch Tage mit Nichtstun (bei Flaute) hatte, war ich trotzdem völlig erschöpft. Vom Gucken. Vom Träumen. Von den Bewegungen. Vom Meer. Davon bekam ich genug: Reflexionen im Gegenlicht, Spiegelungen bei Flaute, das seidene Glänzen des Wassers am Horizont. Dann wieder gab es diese Tage, wo der Himmel ins Meer fällt, weil der Horizont nicht auszumachen ist; eng umschloss mich das Universum. Und unvergessen ist die Zeit bei schlechtem Wetter, wenn ich richtig nass wurde, die Gischt mir ins Gesicht spritzte und ich vom Deck nicht wegkam. Von allem bekam ich nichts häppchenweise.
    Es war sensationell. Wunderschön
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