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Von der will ich alles, Darling

Von der will ich alles, Darling

Titel: Von der will ich alles, Darling
Autoren: Cait London
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dem Daumen. Bestimmt braucht er menschliche Wärme, überlegte Sidney und ließ ihn gewähren. "So, was haben Sie denn nun für eine Geschichte? Ich bin eine gute Zuhörerin, jedenfalls hat mein Freund mir das immer gesagt."
    Die Erwähnung von Ben erinnerte sie wieder daran, dass er sich für Fluffy entschieden hatte, die hirnlose Blondine, und ehe Sidney sich's versah, breitete sie ihre Leidensgeschichte aus. "Er heißt Ben. Wir waren zusammen auf diversen Fotoshootings an ziemlich gefährlichen Orten. Ich gab ihm Rückendeckung und er mir, wenn nötig. Wir haben zusammen gecampt, sind zusammen über Minenfelder marschiert, standen gemeinsam am Rand eines Lavastroms und schossen unsere Fotos. Es war großartig. Er ist Fotojournalist. Vielleicht haben Sie unsere Fotos mal irgendwo gesehen. Obwohl kaum jemand darauf achtet, wer irgendwelche Fotos gemacht hat."
    "Und?" Er strich ihre Hand langsam auf seinem Bein auf und ab. Er hat wohl Muskelkater, vermutete Sidney.
    "Und Sex. Hatten wir auch – na ja, vielleicht zwei Mal im Jahr – wenn wir Zeit hatten. Natürlich nicht stundenlang oder so – wenn man da draußen ist zum Fotografieren, hat man anderes im Kopf. Man erledigt seinen Job und fährt weiter. Aber trotzdem waren wir sechs oder sieben Jahre lang liiert, und dann trifft er Fluffy-Schätzchen. Sie haben vor einem Monat geheiratet. Deshalb will ich im Moment keinen Job annehmen, bei dem ich Ben begegnen könnte. Fluffy-Schätzchen hängt wie eine Klette an ihm. Es ist widerlich."
    "Ich verstehe", meinte Danya leise. "Das würde Ihnen also wehtun?"
    "Es würde mich wütend machen. Fluffy hat überhaupt nichts zu bieten. Sie ist ein kleines Dummchen, das noch nirgends gewesen ist und noch nichts geleistet hat, aber das ist nicht der Punkt – es ist nur so, dass wir all diese großartigen, aufregenden Sachen zusammen erlebt haben, und dann verlässt er mich einfach ihretwegen."
    Sidney lehnte sich zurück, und Danya ließ ihre Hand los. "Bulldog hat Ben nie gemocht. Zumindest muss ich mir also nicht länger die Tiraden vom lieben, alten Dad anhören."
    Feuchtes Gras klebte an ihren Füßen, und Sidney bewegte sie, um es abzuschütteln.
    "Haben Sie sich die Füße wehgetan, als Sie über die Steine gegangen sind?" Danya nahm einen ihrer Füße in die Hand und strich sanft über den Ballen und die Sohle.
    Sidney wusste eine Gelegenheit zu ergreifen, wenn sie sich bot, und entspannte sich ein wenig. Aber sie wollte sich auch erkenntlich zeigen. "Möchten Sie einen Schokoriegel?" fragte sie und wühlte in einer ihrer Hosentaschen.
    "Nein, danke." Er fuhr fort, ihren Fuß langsam zu massieren.
    Sidney wickelte den Schokoriegel aus und kaute genüsslich, während sie über Bens Abtrünnigkeit nachsann und es gleichzeitig genoss, ihre Füße gewärmt und gestreichelt zu bekommen. "Ich habe ihn geliebt – Ben, meine ich. Wir haben alles miteinander geteilt. So etwas ist nicht einfach so vorbei. Und jetzt ist er mit Fluffy-Schätzchen zusammen. Sie wollen eine Familie gründen und Enten züchten. Unfassbar. Wenn das kein Grund ist, um von diesen Klippen zu … äh, um reichlich von diesen Schokoriegeln zu essen." Sie legte ihm ihren anderen Fuß in die Hände. "Jetzt den anderen. Reden Sie."
    Mit den Händen bearbeitete er langsam und sorgfältig ihre Füße; seine Stimme war heiser. "Sie haben kleine Füße."
    Sie hoffte, er würde nicht anfangen zu heulen. Sie wusste nicht, wie sie mit Tränen umgehen sollte, nicht einmal mit ihren eigenen. Dabei brannten ihr im Moment auch die Augen, wenn sie an Ben und Fluffy dachte. Aber eine Blakely weinte niemals. Bulldog würde sich schämen. Deshalb hatte sie immer Schokoriegel dabei, und deshalb hatte sie zugenommen – denn immer, wenn ihr die Tränen kamen, griff sie zu Schokolade. "Ja. Ist immer schwierig, die richtigen Kampfstiefel in meiner Größe zu finden, aber jetzt trage ich Wanderstiefel. Also, rücken Sie raus mit Ihrer Lebensgeschichte."
    "Meine Frau starb bei einem Autounfall. Ich habe den Wagen gefahren", antwortete Danya.
    Sidney schluckte ein Stück Schokolade hinunter. "Sie fühlen sich schuldig."
    "Weil ich lebe und sie nicht. Ein betrunkener Fahrer hat uns frontal gerammt. Ich bin erst nach Tagen wieder zu mir gekommen, und da war Jeannie bereits nicht mehr da. Wir waren beide dreiundzwanzig."
    "Das ist eine schwere Last. Wann ist das passiert?"
    "Vor neun Jahren. Aber ich sehe noch immer diese Scheinwerfer auf mich zukommen – jede Nacht, wenn ich die
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