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Von der will ich alles, Darling

Von der will ich alles, Darling

Titel: Von der will ich alles, Darling
Autoren: Cait London
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allein zu sein", flüsterte er mit tiefer Stimme.
    "Wollen Sie mir erzählen, warum?"
    Er drehte sich um und maß sie mit einem intensiven Blick aus seinen funkelnden Augen. O nein! dachte Sidney panisch, als ihr auf einmal einfiel, dass der Mann genauso gut ein Serienmörder sein konnte, der hier in der Nacht auf seine Opfer wartete.
    Eine Locke wehte ihm ins Gesicht, und auf einmal wirkte es nicht mehr so hart. Als er mit schleppendem Westküsten-dialekt sprach, klang es fast belustigt. "Manchmal ist das Leben einfach die Hölle."
    Sidney überlegte, dass Serienmörder nicht zu den humorvollen Zeitgenossen zählten, und kam wieder zurück zu ihrer Selbstmördertheorie. "Wem sagen Sie das? Aber es ist doch nicht immer die Hölle. Man muss die Dinge positiv sehen. Wollen wir uns nicht ein bisschen unterhalten?"
    "Worüber?"
    "Na ja, Sie wissen schon, wie schön das Leben sein kann. Wir erzählen uns unsere Geschichte, und dann geht es Ihnen bestimmt besser. Wir könnten ein Bier trinken und ein bisschen reden, und dann werden Sie feststellen, dass das Leben gar nicht so schlimm ist."
    "Sie haben Bier dabei?"
    Er klang sehr interessiert. War er womöglich ein Alkoholiker, der schon zu viel intus hatte? Nein, er roch nach frischer Luft und frisch gesägtem Holz. "Kein Bier. Aber ich bin ein Kumpel, der Ihnen zuhört. Wir tauschen uns aus, dann werden Sie sehen, dass mein Leben auch kein Zuckerschlecken ist, und sich besser fühlen."
    "Ich bezweifle, dass Sie das, was ich durchmache, noch überbieten können."
    "Oh, das kann ich bestimmt. Warten Sie, bis ich Ihnen davon erzähle – gehen Sie von der Kante weg, und ich berichte Ihnen von meinem miserablen Leben. Wenn Sie glauben, Sie hätten Probleme, sollten Sie erst mal von meinen hören."
    Eine menschliche Berührung, das war es, was der Mann jetzt in seiner schlimmsten Stunde brauchte. Jemand, der sich um ihn kümmerte. Sidney kam näher. "Tun Sie nichts Übereiltes, nehmen Sie einfach meine Hand."
    Er musterte sie misstrauisch. "Warum sollte ich? Was meinen Sie überhaupt?"
    Er spielte seine Rolle nicht sonderlich gut – sie wollte ihn retten, und stattdessen stellte er Fragen. "Weil ich es sage, verflixt. Ich meine, wenn Sie noch einen oder zwei Schritte machen, könnten Sie leicht die Klippe hinunterstürzen."
    Einen Moment lang starrte er sie ausdruckslos an und schüttelte dann den Kopf. "Sie glauben, dass ich … ah, ich verstehe." Er lächelte ein bisschen, als würde ihm der Gedanke gefallen. "Okay", meinte er dann widerspruchslos.
    Er schaute auf ihre ausgestreckte Hand und schloss dann langsam seine großen, rauen Finger um ihre. Ein Handwerker, dachte Sidney, der vermutlich stolz auf seine Arbeit ist. Sie musste nur herausfinden, was das Leben für ihn lebenswert machte, um ihm zu zeigen, dass er es nicht einfach wegwerfen durfte.
    Sidney trat von der Klippe zurück, und er folgte ihr ein paar Schritte. Jetzt konnte sie leichter atmen. Trotzdem, er konnte immer noch Anlauf nehmen und springen und sie womöglich mit sich reißen. Sie sah schon die Schlagzeilen vor sich – oder besser gesagt den kleinen Artikel, den kaum jemand lesen würde – "Sidney Blakely, angesehene Fotografin, stürzt Klippe hinunter". Bulldog, ihr Vater, würde sie wegen ihres weiblichen Hirns verfluchen, und ihre Schwestern Stretch und Junior wären nur noch zu zweit. Fluffy würde ein paar Tränen vergießen, und Ben würde gähnen und sich umdrehen. Das konnte er gut, gähnen und sich umdrehen, wenn sie Sex gehabt hatten – na ja, das war jetzt Fluffys Problem.
    Aber dieser Mann hier war nicht ihr Liebhaber. Die Schlagzeilen wären falsch – wieder einmal ein schlecht recherchierter Zeitungsartikel.
    "Ich werde mich dort drüben auf meinen Schlafsack setzen." Wenn der Selbstmörder saß, konnte er nicht springen, oder? "Und Sie können sich gern dazugesellen. Oder sollen wir zusammen in den Ort gehen und irgendwo ein Bier trinken?"
    Der Mann verflocht seine Finger mit ihren, und Sidney verfluchte sich innerlich. Jetzt würde er sie doch mit sich ziehen. Sie ging schneller und zog den Mann mit sich. "Setzen Sie sich, verflixt."
    "Sind Sie immer so charmant? Das klingt ja wie ein Befehl." In seiner Stimme schwang ein leichter, ungewöhnlicher Akzent mit. Sidney konnte ihn nicht richtig einordnen – es klang irgendwie ausländisch.
    "Bulldog, mein Vater, war bei der Marine. Er hat meine Schwestern und mich entsprechend erzogen. Also setzen Sie sich."
    Als der riesige Mann sich
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