Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Zauber der Rauhnächte - Weissagungen, Rituale und Bräuche für die Zeit zwischen den Jahren

Vom Zauber der Rauhnächte - Weissagungen, Rituale und Bräuche für die Zeit zwischen den Jahren

Titel: Vom Zauber der Rauhnächte - Weissagungen, Rituale und Bräuche für die Zeit zwischen den Jahren
Autoren: Irisiana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
Seiten, gebe ihnen aber im Leben nicht die Möglichkeit, über mich, mein Handeln und meine Beziehungen zu bestimmen. Ich kann mich so akzeptieren, wie ich bin – zumindest kann ich mich immer wieder neu darum bemühen. Alle Qualitäten haben ihren Platz, wie auch das folgende Märchen von den zwei Brüdern zeigt:

    Die Brüder Ref 4
    Vor Jahren lebte einmal ein Bauer, der war nicht sehr reich, aber auch nicht sehr arm. Mit allem, was der Herr ihm gab, war er’s zufrieden. Aber er und seine Frau hätten gern noch ein Kind gehabt.
    Wie seine Frau nun einst im Bade saß, da sprang ein winziges Fröschlein herbei. Es war recht possierlich anzuschauen, klein und zierlich, lieblich grün.
    »Quicks! Du sollst einen Knaben haben und er soll so sein wie ich!« Sprach’s, verneigte sich höflich und verschwand. Da wunderte sich die Frau und freute sich sehr.
    Wie sie aber eben noch beim Wundern war, da sprang ein zweiter Frosch herein, hässlich anzuschauen, riesengroß und ungelenk, garstig bräunlich grün. »Quacks! Du sollst einen Knaben haben und er soll so sein wie ich!« Sprach’s, verneigte sich tollpatschig und watschelte davon. Da wunderte sich die Frau noch mehr, und der Bauer sprach: »Lass es kommen, wie es kommt, denn wir wollten’s doch so und wir wollen dem Herrn dafür danken.«
    Bald schon gebar die Frau ein winziges Knäblein, recht possierlich anzuschauen, klein und zierlich, aber glücklicherweise natürlich nicht grün. Und gleich darauf kam noch ein zweites Knäblein hinterdrein, nicht sehr schön anzuschauen, riesengroß und ungelenk, aber glücklicherweise wenigstens nicht garstig bräunlich grün. Die beiden Eltern wunderten und freuten sich: »Wir nehmen’s, wie’s kommt und machen das Beste draus!«
    Die Kindlein gediehen prächtig und wuchsen heran – aber sie konnten verschiedener nicht sein. Nach vielen Jahren war der Ältere gerade mal drei Fuß groß geworden, aber schön und klug. Der Zweite jedoch wurde dreimal so groß und maß also neun Fuß. Dabei sah er nicht sehr schön aus, war aber stark wie ein Bär. Vor allem jedoch war er nicht gerade schlau.

    Die Mutter gab beiden Kindern all ihre Liebe, und der Vater wusste ihre Stärken zu nutzen und zu fördern, so ging es der Familie gut und der Hof wurde größer und reicher. Der Bauer pflegte stets zu sagen: »Haltet nur immer zusammen, als wäret ihr eins – eure Stärken ergänzen sich und lassen die Schwächen vergessen. Ihr seht es ja, wie gut es uns geht.«
    So vergingen die Jahre und der Bauer und seine Frau wurden älter und älter. Da beliebte es dem Herrn an einem Weihnachtsabend, die beiden Alten zu sich in den Himmel zu nehmen. Die Söhne trauerten sehr. Sie machten den Eltern ein schönes Grab und gingen häufig zum Beten hinaus. Dann aber begann der Große ins Gasthaus zu gehen. Er vertrank dort manchen Heller und fing mit dem Glücksspiel an. Manchmal gewann er, aber immer öfter verlor er.
    Eines Tages nun, es war ausgerechnet am Weihnachtstage, da war urplötzlich der Winter ins Land gezogen. Es fror draußen Stein und Bein. Der Kleine hatte seine geliebte Schafherde eben noch rechtzeitig in die Ställe gebracht, zwei aber fehlten ihm noch, ein junges Schaf und ein Böcklein. So war er noch einmal losgezogen, hinein in den tiefen Schnee und hinaus in die klirrende Kälte, die Tiere zu suchen.
    Der Große aber saß zur selben Zeit im Wirtshaus mit seinen Spielkumpanen. Er hatte gerade den letzten Heller verloren, den er bei sich trug. Da ließ er sich überreden, alle Schafe, die zu Hause in den Ställen standen, gegen das Geld seiner Mitspieler zu setzen. Sie spielten hin und her, erst gewann er etwas, aber schließlich verlor er alles.
    Da gingen die Spielkumpane mit zum Hofe, ihren Gewinn zu holen. Und wie sie eben alle Schafe aus den Ställen getrieben hatten, kam der Kleine heim – er hatte die zwei vermissten Schafe gefunden und führte sie am Strick.
    »Was tut ihr hier?« – »Dein Bruder hat alle Schafe in euren Ställen im Spiel gesetzt und sie alle verloren.«

    Der Kleine wurde böse, aber was sollte er schon tun? Als er seinem Bruder Widerworte gab, wurde der zornig. Und als ihm ein gewaltiger Ochs in den Weg trat, schlug er ihm mit aller Macht mitten auf die Stirn, dass er tot umfiel.
    Schadenfroh riefen die Saufkumpane: »Los, gib uns auch die beiden letzten Schafe – sie gehören zu den anderen!«
    »Ihr sagt doch, die Schafe in unseren Ställen seien euer Gewinn! Nun, diese sind nicht in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher