Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Umtausch ausgeschlossen

Vom Umtausch ausgeschlossen

Titel: Vom Umtausch ausgeschlossen
Autoren: Sophie Kinsella
Vom Netzwerk:
heute den einen oder anderen Designerladen anzugucken?«
    »Luke«, hebe ich überfreundlich an. »Ich bin vom Fach. Es ist mein Job, Kundinnen bei ihren Klamotteneinkäufen zu beraten. Persönlich und professionell. Glaubst du allen Ernstes, ich könnte wegen so ein paar Designerläden aus dem Häuschen geraten?«
    »Ehrlich gesagt, ja.«
    Ich bin entrüstet! Was haben wir uns vor zehn Monaten hoch und heilig versprochen? Hat er mir nicht versprochen, mich zu respektieren und mein Wort niemals in Zweifel zu ziehen?
    »Du glaubst, ich wäre nur zum Einkaufen hergekommen? Bitte. Dann nimm das.« Ich schnappe mir meine Tasche, hole mein Portemonnaie heraus und werfe es Luke zu.
    »Becky, nun sei doch nicht albern -«
    »Nimm es! Ich werde mir einfach nur die Stadt ansehen!«
    »Na gut.« Luke zuckt mit den Schultern und steckt mein Portemonnaie ein.
    Mist. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er es wirklich an sich nehmen würde.
    Aber macht nichts, ich habe nämlich noch eine Kreditkarte in meiner Handtasche versteckt, und von der weiß Luke nichts.
    »Prima.« Ich verschränke die Arme. »Nimm ruhig all mein Geld. Ist mir piepegal!«
    »Ich wette, du wirst auch so überleben«, sagt Luke. »Im Notfall kannst du ja immer noch die Kreditkarte benutzen, die du in deiner Handtasche versteckt hast.«
    Was?
    Woher weiß er das denn? Hat er mich etwa ausspioniert?
    Das ist ja wohl ein Scheidungsgrund!
    »Die kannst du auch haben!«, fauche ich und grabsche in meine Tasche. »Du kannst alles haben! Mein letztes Hemd! Los, zieh es mir schon aus!« Ich schmeiße die Kreditkarte nach ihm. »Du glaubst vielleicht, mich zu kennen, Luke. Tust du aber nicht. Ich will nichts anderes als ein bisschen Kultur schnuppern und vielleicht das eine oder andere kleine Souvenir oder einen typisch Mailänder Kunstgegenstand kaufen.«
    »Einen typisch Mailänder Kunstgegenstand?«, wiederholt Luke. »Damit meinst du doch wohl nicht etwa Schuhe von Versace?«
    »Nein!«, halte ich nach einer kurzen Pause dagegen.
    Und das stimmt auch.
    Fast.
    Ich hatte da eher an Miu Miu gedacht. Ich habe gehört, dass das hier richtig billig sein soll!
    »Hör zu, Becky, ich möchte ja nur nicht, dass du es übertreibst«, sagt Luke. »Wir haben unser Gepäcklimit so schon erreicht.« Er wirft einen Blick auf unsere offenen Koffer. »Ich meine, mit der südamerikanischen Ritusmaske und dem Voodoo-Stab... ach, und nicht zu vergessen die Tanzzeremonie-Schwerter ...«
    Wie oft will Luke mich eigentlich noch mit den Tanzzeremonie-Schwertern nerven? Nur weil die ein Loch in sein blödes Hemd gerissen haben.
    »Zum hunderttausendsten Mal, das sind Geschenke!«, erkläre ich. »Die konnten wir nicht auf anderem Wege nach Hause schicken, weil wir sie bei unserer Ankunft bei uns haben müssen, sonst sehen wir nicht wie echte Globetrotter aus!«
    Ist ja in Ordnung. Ich sage ja auch nur, dass wir keinen Platz für südamerikanische Masken und sechs Paar Stiefel haben. Das findet er wohl mal wieder sehr komisch.
    »Luke, so bin ich nicht mehr, okay?« Ich bemühe mich, vernichtend zu klingen. »Ich bin erwachsen geworden. Ich dachte, das sei dir vielleicht aufgefallen.«
    »Wenn du meinst.« Luke hält meine Kreditkarte hoch, betrachtet sie eingehend, und gibt sie mir dann zurück. »Auf der hast du sowieso nur noch ungefähr zweihundert Pfund.«
    Was?
    »Woher willst du das wissen?«, frage ich empört. »Das ist meine eigene Kreditkarte!«
    »Dann würde ich die Auszüge dafür nicht unter der Matratze verstecken. Das Zimmermädchen in Sri Lanka hat den letzten gefunden, als sie unser Bett machte, und hat ihn mir gegeben.« Er gibt mir einen Kuss und nimmt seinen Koffer. »Einen schönen Tag in Mailand.«
    Nachdem die Tür ins Schloss gefallen ist, bin ich ein klein wenig verstimmt. Was weiß Luke schon. Nichts weiß er. Er weiß zum Beispiel nicht, dass ich ihm heute nämlich ein Geschenk kaufen wollte. Vor einigen Jahren, als ich Luke kennen lernte, hatte er so einen ganz tollen italienischen Ledergürtel, an dem er sehr hing. Trotzdem hat er ihn eines Tages mal im Badezimmer liegen gelassen, und da ist dann eben heißes Haarentfernerwachs draufgekommen.
    Und das war nun wirklich nicht allein meine Schuld. Ich habe das Luke erklärt: Wenn man unmenschliche Schmerzen aushalten muss, dann denkt man nicht »Na, was wäre dann jetzt wohl das passendste Gerät, um mir das kochend heiße Wachs von den Schienbeinen zu kratzen?«. Nein, man krallt sich einfach den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher