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Vom Umtausch ausgeschlossen

Vom Umtausch ausgeschlossen

Titel: Vom Umtausch ausgeschlossen
Autoren: Sophie Kinsella
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kaum etwas aus. Ich kann die Atmosphäre einer bestimmten Umgebung in null Komma nichts erfassen - genau wie die Buschmänner in der Wildnis. Ich musste nur ganz kurz im Foyer die topschick in Prada und D & G gekleideten Frauen sehen, die einander Küsschen gaben und gleichzeitig ihre Espressos tranken und ihre glänzenden Haare zurückwarfen, und schon sagte mein mir angeborener, natürlicher Instinkt: Diese Stadt ist eine Stadt für dich.
    Ich trinke einen Schluck von dem Cappuccino, den der Zimmerservice mir gebracht hat, und betrachte mich im Spiegel am Kleiderschrank. Ich sehe doch richtig italienisch aus! Jetzt brauche ich nur noch eine Caprihose und dunklen Eyeliner. Und vielleicht eine Vespa.
    »Ciao«, sage ich lässig und werfe mein Haare zurück. »Si. Ciao.«
    Ich würde doch ohne Probleme als Italienerin durchgehen! Na ja, ein paar mehr Vokabeln sollte ich vielleicht lernen.
    »Si.« Ich nicke mir im Spiegel zu. »Si. Milano.«
    Vielleicht könnte ich mit der Zeitung üben. Ich schlage das kostenlose Exemplar des Corriere della Sera auf, das wir zusammen mit dem Frühstück gebracht bekamen, und fange an, die ersten Sätze zu lesen. Und ich verstehe schon eine ganze Menge! Im ersten Artikel geht es um den Präsidenten und darum, dass er sein Piano wäscht. Zumindest ... bin ich mir ziemlich sicher, dass es das ist, was presidente und lavoro pleno bedeutet.
    »Weißt du was, Luke? Ich könnte ohne Probleme in Italien leben«, verkünde ich, als Luke aus dem Bad kommt. »Ich meine, dieses Land ist doch perfekt. Hier gibt es alles! Cappuccino... leckeres Essen... elegante Kleidung... Gucci ist hier billiger als bei uns...«
    »Und die Kunst«, ist Lukes bierernster Kommentar. Mann, geht der mir manchmal auf den Zeiger. »Ja, selbstverständlich die Kunst«, sage ich und verdrehe die Augen. »Ich meine, die Kunst brauche ich ja wohl nicht extra zu erwähnen!«
    Ich blättere weiter im Corriere della Sera und überfliege die Schlagzeilen. Dann macht es in meinem Kopf plötzlich klick.
    Ich lasse die Zeitung sinken und starre Luke an. Was ist denn mit dem passiert?
    Vor mir steht der Luke Brandon, den ich seinerzeit als Finanzjournalistin kennen lernte. Er ist glatt rasiert und steckt in einem makellosen Anzug mit einem blassgrünen Hemd und einer Krawatte in einem etwas dunkleren Grün. Er trägt richtige Schuhe und richtige Socken. Sein Ohrring ist weg. Sein Armband ist weg. Das einzige Überbleibsel unserer Reise sind die vielen kleinen Zöpfe auf seinem Kopf. Ich spüre, wie Enttäuschung in mir aufwallt. Er hat mir so gut gefallen, als er so relaxed und ungepflegt war.
    » Du, äh ... hast dich ja richtig in Schale geworfen!«, merke ich an. »Wo ist dein Armband?«
    »Im Koffer.«
    »Aber die Frau in der Masai Mara hat gesagt, dass wir die Armbänder niemals abnehmen dürfen!« Ich bin entsetzt. »Sie hat extra dieses ganz besondere Masai-Gebet gesprochen!«
    »Becky...«, seufzt Luke. »Ich kann wohl kaum mit einem ollen Stück Seil am Handgelenk an einem Geschäftstermin teilnehmen.«
    Olles Stück Seil? Das war ein heiliges Armband, und das weiß er ganz genau!
    »Und deine Zöpfe?«, halte ich dagegen. »Wenn du Zöpfe haben kannst, kannst du ja wohl auch ein Armband tragen!«
    »Die Zöpfe kommen auch ab!« Luke lacht auf. »In zehn Minuten habe ich einen Termin beim Friseur.«
    Friseur?
    Zöpfe ab?
    Das geht mir alles ein bisschen zu schnell. Ich ertrage den Gedanken nicht, dass Lukes sonnengebleichte Haare abgeschnitten werden und achtlos zu Boden fallen. Unsere Hochzeitsreisenhaare. Schnipp-schnapp-ab!?
    »Luke, nein!«, protestiere ich, ohne nachzudenken. »Das kannst du nicht machen!«
    »Was ist denn los?« Luke dreht sich um und sieht mich eingehend an. »Stimmt was nicht, Becky?«
    Nein. Ich meine, ja, allerdings. Aber ich weiß nicht, warum.
    »Du darfst dir die Haare nicht abschneiden!«, bettele ich. »Dann ist alles vorbei!«
    »Sweetheart... es ist vorbei.« Luke kommt zu mir und setzt sich neben mich. Er nimmt meine Hände und sieht mir in die Augen. »Das weißt du doch, oder? Es ist vorbei. Wir fahren nach Hause. Wir kehren zurück in die Realität.«
    »Ich weiß!«, räume ich nach einer Weile ein. »Es ist nur... du gefällst mir so gut mit den langen Haaren!«
    »So kann ich aber nicht an einem Geschäftstermin teilnehmen.« Luke schüttelt den Kopf, so dass die Perlen in seinen Haaren aneinanderklicken. »Das weißt du genauso gut wie ich.«
    »Aber du musst sie dir ja nicht
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