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Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen

Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen

Titel: Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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uns.
     
    … hat jeder recht!
    Jeder hat seine Sicht auf das Problem, den Konflikt. Jede Wahrnehmung ist in sich schlüssig. Wer hat jetzt recht?
    Bei einem Konflikt haben alle für sich recht. Jeder hat eine in sich schlüssige Sicht- und Erlebensweise.
    Aber jeder nimmt nur einen Ausschnitt wahr!
     
    Der unbeteiligte Dritte – ein Konfliktschlichter?
    Im Beispiel von Herrn Huber und Frau Meier haben wir uns mal nicht als Konfliktbeteiligter gefühlt, sondern sind in die Rolle des unbeteiligten Außenstehenden geschlüpft. Das ist hilfreich zum Verständnis, und natürlich werden wir im Alltag immer wieder in diese Position gedrängt. Auch dann hilft es, sich dieses Problems bewusstzu sein. Allerdings können wir im Alltag meist nur eine der beiden Sichtweisen umfassend und tief einsehen, weil uns nur ein Beteiligter ins Vertrauen zieht bzw. wir zu einem stehen.
    Und so kommen wir zu dem großen Irrtum, den ich eingangs angekündigt habe. Erinnern wir uns: Während wir als Konfliktbeteiligte einer unbeteiligten Person einen Vorfall schildern, gehen wir davon aus, dass sie die Situation neutral einschätzt und darüber urteilen kann, ob wir im Recht sind oder nicht. Doch unser Gesprächspartner erhält nur Einblick in unsere Sichtweise. Er wird uns deswegen in aller Regel lediglich unsere eigene Sicht bestätigen. Schließlich ist sie ja schlüssig und nachvollziehbar. Die Gedanken und Sichtweisen des Konfliktpartners fließen in das Gespräch nicht ein und können dadurch auch nicht berücksichtigt werden. Das machen wir uns in diesem Moment jedoch beide nicht bewusst. Wir sind uns einig darin, dass der andere im Unrecht ist. Vermutlich möchte uns unser Gesprächspartner helfen. Er wird sich dafür in unsere Situation hineinversetzen und uns beschreiben, wie er damit umgehen würde.
    Keine Konfliktlösung durch »Verbündete«
    Erfahrungsgemäß ist die Beratung durch das eigene Umfeld oft keine große Unterstützung. Sie geht leider meist über ein »Da hast du vollkommen recht. Lass dir das nicht gefallen. Du musst dich wehren. Ja, der andere ist wirklich unmöglich   … « nicht hinaus. Wir überlegen dann vor allem, wie wir uns gegen einen anderen wehren können. Das kann jedoch den Konflikt weiter verschärfen. Besser wäre es, gemeinsam zu überlegen, was hinter dem Konflikt steckt und wie wir mit dem Konfliktpartner aus der schwierigen Situation unbeschadet wieder herauskommen.
    Kleiner Perspektivenwechsel
    Anders herum gedacht: Manchmal sind wir in der Rolle des unbeteiligten Dritten, dem eine Person einen Konflikt anvertraut. Sie möchte dann, dass wir ihre Sicht bestätigen und Verständnis für ihre Emotionen haben. Das sollten wir auch tun. Nur müssen wir aufpassen,dass wir nicht unter ihrer Glocke landen und die stimmige Sicht unseres Gesprächspartners übernehmen. Wenn wir dann auch noch in unsere eigenen persönlichen Konfliktfallen tappen, untermauern und festigen wir den Konflikt vielleicht sogar noch. Wir sind dann keine große Hilfe. Stattdessen können wir uns neutral verhalten und dem Betroffenen neue Gedankenanstöße geben, um ihm andere Blickwinkel zu ermöglichen. Leider ist es nicht unbedingt erwünscht, dass wir uns neutral verhalten und konstruktive Hinweise geben. Zeigen wir auf, wie sich möglicherweise der Konfliktgegner fühlt, müssen wir mit einer Kränkung unseres Bekannten rechnen. Mit der Frage, auf wessen Seite wir denn nun eigentlich stehen, fordert er dann deutlich unsere Loyalität ein.
    Am Ende entsteht das große Missverständnis, dass sich jemand immer sicherer in seiner Haltung fühlt, desto mehr Menschen er unter seine »Glocke« ziehen konnte.
    Ich hab recht. Alle anderen sagen es auch
    Übung
    Wenden Sie nun bitte das Glasglockenmodell auf einen Ihrer Konflikte an.
Machen Sie sich noch einmal Ihre Sichtweise bewusst.
Überlegen Sie, wie Ihr Konfliktpartner seine Sicht einem Vertrauten erzählen könnte.
Lassen Sie innerlich beide Sichtweisen
gleichberechtigt
nebeneinander stehen.
Was verändert sich dadurch?
    Halten wir fest: Wenn die Konfliktfalle zuschnappt, sind wir in unserer eigenen Sicht gefangen. Wir sind uns dessen nicht bewusst. Statt mit unserem Konfliktpartner setzen wir uns lieber mit Menschen, die uns verstehen, zu dem Streitpunkt auseinander. Das Verständnis unserer Gesprächspartner für unsere Sicht werten wir als Bestätigung dafür, dass wir im Recht sind. Der andere rückt damit immer mehr ins Unrecht.
     
    Tipps:
Genießen Sie weiterhin das
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