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Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Titel: Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
Autoren: Kalayna Price
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zum Teufel, macht sie da mit meiner Leiche?«
    Mein Kopf ruckte hoch, ich wirbelte herum.
    Ein Mann stürmte herein, seine Schritte hallten durch den Raum. In meiner Schattensicht erschien er als blendender Silberwirbel, seine Seele schimmerte durch seinen Körper, als ließe sie sich kaum zurückhalten.
    » Verdammt!«, fluchte John.
    Er packte die Bahre, um sie in den Kühlraum zurückzuschieben, doch der Zauber, der auf dem Körper lag, verfing sich in meiner Barriere. Energie prickelte auf meiner Haut, und die Faust, die um meinen Magen gelegen hatte, schoss nun nach oben und schnürte mir die Luft ab, während mein Schutzkreis darum kämpfte, den fremden Zauber im Inneren zu halten.
    » John, nicht…«
    Zu spät.
    John gab der Bahre einen weiteren Schubs, und der Schutzkreis zersprang. Der Rückschlag war schmerzvoll, als würden Nägel meine Adern zerfetzen. Übelkeit stieg mir die Kehle hoch. Meine Knie gaben nach.
    Oh, das ist nicht gut!
    Schutt biss in meine Hände, ich starrte den zerbröckelten Boden an. John und ich würden uns bei Gelegenheit noch einmal ernsthaft über magische Kreise unterhalten müssen! Ich richtete mich wieder auf.
    Kalter Wind umbrauste mich, fuhr durch mich hindurch. Ich schwankte. O nein! Die Schattenkraft der anderen Leichen hier griff nach mir. Papier raschelte, als der Wind beständig zunahm, die Instrumente klapperten.
    » Verdammt noch mal, was tut sie da?«, brüllte der Fremde.
    Ich ignorierte ihn. Mir blieb keine Zeit mehr, einen neuen Kreis zu ziehen. Ich schloss die Augen, konzentrierte mich ganz darauf, meinen persönlichen Schutzschild aufzubauen. In meinem Geist ließ ich um mich herum einen Wall aus Ranken entstehen, schloss die Kraft der Schatten aus. Der Wind schwächte ab, wurde zu einer leichten Brise. Ich stieß den Atem aus, den ich unwillkürlich angehalten hatte.
    Die meisten Hexen schufen sich Schilde aus Stein oder Metall, doch ich hatte schon früh gelernt, dass mich eine lebendige Barriere besser gegen die Toten abschirmte.
    Ich wandte mich der zweiten Bahre zu. Meine Hand zitterte, als ich den Arm ausstreckte und körperlich wie magisch nach der Lebenskraft griff, die ich dem Leichnam geliehen hatte. Rasch strömte sie in mich zurück, brannte sich den vertrauten Weg in mein Innerstes. Meine Sehkraft ließ nach, meine Schattensicht schwand, und die Kälte, die mich umklammert hielt, wich. Dennoch bekam ich eine Gänsehaut. Die Wärme, die ich zurückgewonnen hatte, betonte nur, welche Todeskälte mich zuvor erfüllt hatte.
    Meine Schulter juckte, und ich rieb über die Kratzer, bevor ich mein Schutzarmband aus der Hosentasche zog. Ich hasste den Teil, der nun folgte. Der silberne Verschluss des Armbands schnappte zu, und auch der letzte Rest der Schattenkraft, die nach mir griff, verflüchtigte sich. Doch der mentale Bruch dieser Verbindung ließ mich zitternd und blind zurück.
    » Das kostet Sie Ihr Abzeichen«, drohte der Fremde.
    Ich zuckte zusammen. Nun ja, da hatten wir offensichtlich jemanden ganz schön in Rage gebracht. Wenn ich doch nur hätte sehen können, wer es war! Neben mir hörte ich ein Rad quietschen und blinzelte wütend. Blöde Gewöhnungsphase.
    Ich kniff die Augen zusammen, doch ich konnte immer noch nichts erkennen. Die Beeinträchtigung meiner Sehkraft war schlimmer als sonst nach dem Ritual, wahrscheinlich, weil ich meine Schattensicht an diesem Tag zweimal benutzt hatte. Ungeduldig kniete ich mich hin und tastete nach meiner Handtasche. Unter meinen Fingern fühlte sich das Linoleum wieder ganz solide an. Wo ist nur diese verdammte Tasche?
    Die Schatten schoben sich zur Seite, und rechts von mir bemerkte ich etwas Rotes. Meine Handtasche. Ich schnappte sie mir und kramte mein Brillenetui heraus.
    » Das ist eine laufende Ermittlung!«
    Ich wandte mich um, zwang meine schwachen Augen, sich zu konzentrieren. Der Fremde beugte sich über Colemans Bahre, als ob er sich davon überzeugen wollte, dass wir uns nicht an der Leiche zu schaffen gemacht hatten. Dichtes silberblondes Haar fiel nach vorn, und er schob es ungeduldig zurück. Er blickte hoch, als John Bethany in den Kühlraum rollte, und richtete sich auf. Dann knöpfte er sein Jackett zu, kam um die Bahre herum und trat John in den Weg.
    Ich runzelte die Stirn. Breite Schultern, schmale Hüften– der Anzug saß perfekt und betonte seine beeindruckende Figur. Gleichzeitig verriet er auch, dass dieser Mann kein einfacher Streifenpolizist war, sondern ziemlich weit oben auf
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