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Vom Regen in die Traufe

Vom Regen in die Traufe

Titel: Vom Regen in die Traufe
Autoren: Arto Paasilinna
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dass sie sich entschlossen hatte, ihre Reed e rei zu verkaufen. Erst jetzt merkte sie, wie todm ü de sie war. Die jahrelangen Anstrengungen f ü r die Vermehrung des Verm ö gens und in letzter Zeit der Kampf um den Erhalt des Besitzes hatten an den Kr ä ften gezehrt. Alles war ihr nur noch gleichg ü l tig gewesen. Wie sie sagte, hatte sie Verst ä ndnis daf ü r, dass manche Unternehmer sich nach einem Konkurs das Leben nahmen, da sie den Schmerz, ihr Verm ö gen zu verlieren, nicht ertrugen.
    Lena bekannte Hermanni gegen ü ber, dass sie nicht mehr reich war. War der fliegende Holzf ä ller immer noch an der Ehe mit der Frau, die er gerettet hatte, interessiert? Eine dire k te Frage. Hermanni erkl ä rte, dass ihm Geld nicht allzu viel bede u tete, da ihm nie viel von diesem Gut der Welt zuteilg e worden war, obwohl er stets an der Beschaffung gearbeitet hatte.
    Ragnar schlief auf der R ü ckbank, das Gipsbein gegen die R ü ckenlehne des Vordersitzes gest ü tzt. Zur Unterhaltung trug er nicht gerade bei. Lena fragte verwundert, wie schwer sich ihr Onkel das Bein auf Tahiti eigentlich verletzt hatte, da es ihm immer noch so gro ß e Schmerzen zu bereiten schien. Darauf sagte Hermanni, dass Ragnar ein sensibler Mensch sei, der an den Widrigkeiten des Lebens schwer trage.
    Lena erkl ä rte ihm, dass sie beide sich nach ihrer Hochzeit einschr ä nken m ü ssten. Sie m ü ssten das Herrenhaus in Maar i anhamina aufgeben und sich ein kleineres suchen. Schlimm erschien ihr der Gedanke, dass f ü r Ragnars Butlergehalt keine j ä hrlichen Aufstockungen m ö glich w ä ren, sie w ä re schon z u frieden, wenn sie ihm den Inflationsausgleich zahlen k ö nnte. Ihren Worten zufolge war sie inzwischen so bettelarm, dass sie au ß er dem Butler nur noch ein einziges Dienstm ä dchen einste l len konnte. Selbst der G ä rtner konnte nur noch halbtags bezahlt werden.
    » Armut macht niemandem Spa ß« , best ä tigte Hermanni.
    Gegen Abend quartierten sie sich in Evora in der Pousada Dos Loios ein, die sich in einem uralten Kloster befand. Die Zimmer waren eng, handelte es sich doch um ehemalige M ö nchszellen, mit dem Unterschied, dass sich wohl kein en t haltsamer M ö nch je von einer Klimaanlage, einem F ö hn und all den anderen Annehmlichkeiten eines F ü nfsternehotels h ä tte tr ä umen lassen. Die Pousada war so sch ö n und ber ü hmt, dass st ä ndig Touristen kamen, um sie zu bewundern. Das Personal machte die Leute jedoch nachdr ü cklich darauf au f merksam, dass nur zahlende G ä ste die historische Atmosph ä re frei geni e ß en durften.
    Das Dos Loios hatte eine ausgezeichnete K ü che. Das Trio genoss nach der Ankunft einen gebackenen Lammbraten nach Alentejo-Art und am n ä chsten Tag zum Lunch gebackene Seezunge in Kr ä uterso ß e.
    Ragnar, der Invalide, lag in seiner M ö nchszelle herum, aber Lena und Hermanni spazierten Arm in Arm durch die schm a len Gassen von Evora. Die Stadt war tausend Jahre alt und auf einem H ü gel erbaut. Die Mauren hatten sie seinerzeit als ihre Hauptstadt gegr ü ndet, und auf dem Klosterhof gab es sogar einen r ö mischen Tempel. Lena seufzte entz ü ckt und sagte, dass man an solch einem historischen Ort viele Wochen zubringen k ö nnte, um sich all das anzusehen, was die R ö mer, die Mauren und Manuel geschaffen hatten.
    Sie erz ä hlte Hermanni, dass sie sich ein Kind w ü nschte.
    Was meinte er dazu? Da sie nun ihre Reederei los war, hatte sie Zeit f ü r die Mutterschaft. Hermanni wurde knallrot. Er r ä usperte sich und sagte:
    » Tja … zum Beispiel. «
     

34
     
    Von Evora bis nach Elvas nahe der spanischen Grenze waren es nur etwa hundert Kilometer. Die Landschaft ver ä nderte sich, wurde waldig. In Elvas sahen sie in einem Tal zwischen mehr e ren H ü geln eine r ö mische Wasserleitung, ein Aqu ä dukt. Es war ein beeindruckendes Bauwerk, ein in den Himmel gebauter zwei Kilometer langer Fluss, der bewies, dass bereits die alten R ö mer begriffen hatten, dass Wasser nicht bergauf flie ß t.
    Gerade als sie dort standen und die wuchtige steinerne Wa s serleitung bewunderten, schwebte aus der H ö he ein leuc h tend gelber Regenschirm herab. Bald folgte ein zweiter, ein rot gestreifter. Unten sammelte sich Publikum an, der Verkehr geriet ins Stocken. Die Leute schienen zu wissen, worum es sich handelte. Wieder schwebte ein neuer Regenschirm herab, jetzt war es ein schwarzwei ß er. Im Minutentakt segelten sie nach unten auf die Stra ß e, insgesamt mehr
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