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Vom Regen in die Traufe

Vom Regen in die Traufe

Titel: Vom Regen in die Traufe
Autoren: Arto Paasilinna
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ro eine ausgiebige Rundtour durch die Provinz und informierte nat ü r lich auch seine Nichte Lena Lundmark in Maarianhamina ü ber das Vorhaben.
    Lena faxte umgehend zur ü ck, dass der Gedanke an eine Rundreise durch Portugal, von Kloster zu Kloster und von Schloss zu Schloss, auch ihr so gut gefiel, dass sie sich anz u schlie ß en gedachte. Sie berichtete, dass sie die Aktien ihrer Reederei realisiert und so die letzten Reste ihres Verm ö gens gerettet hatte. Die Speditionsfirma hatte neuerdings eine eigene Verwaltung, sodass sie, Lena, ungebunden war und ebenfalls in der Welt herumreisen konnte. Au ß erdem wollte sie gern mit Hermanni das Hochzeitsarrangement pers ö nlich besprechen, sofern er denn noch zu der Sache stand.
    Hermanni fand diese L ö sung hervorragend, hatte er doch schon l ä nger Sehnsucht nach seiner Braut. Es ist nun mal so, dass nicht mal ein fliegender Holzf ä ller auf lange Sicht ohne eine Frau an seiner Seite sein mag. Da hilft es auch nicht, wenn er einen fachkundigen Butler, einen alten Schwulen im Rang eines Oberst, bei sich hat.
    Ragnar war best ü rzt ü ber Lenas Absichten. Als Hermanni sich dar ü ber verwundert zeigte, knurrte der Oberst:
    » Hast du vergessen, dass mein linkes Schienbein gebrochen sein m ü sste? «
    Zweifellos w ü rde Ragnars Bein zu einem Problem werden, da es nicht gebrochen und nicht mal eingegipst war. Lena w ü rde eventuell ein h ö llisches Theater machen, wenn sie bemerkte, dass sie get ä uscht worden war. Also musste rasch eine L ö sung her, denn Lena hatte mitgeteilt, dass sie in zwei, drei Tagen in Lissabon eintreffen w ü rde.
    » Vielleicht sollte ich dein Bein durchbrechen « , bot He r manni sich bereitwillig an, aber Ragnar fand das gar nicht lustig. Dann kamen sie auf die Idee, dass Doktor Sorjonen das Bein eingi p sen k ö nnte, f ü r ihn, den erfahrenen Orthop ä den, w ä re das ein Kinderspiel. Lena w ü rde den Betrug nicht me r ken, und die M ä nner brauchten keine Rache zu bef ü rchten.
    Am Abend, als Sorjonen von seiner Konferenz ins Hotel z u r ü ckkam, erz ä hlten sie ihm, dass Lena Lundmark nach Portugal kommen wollte und es g ä be eine Katastrophe, wenn Ragnars Schwindel auffliegen w ü rde. Die beiden konfrontie r ten den Doktor mit ihrem Rettungsplan: Wie w ä re es, wenn er Ragnars Bein eingipste?
    Darauf sagte Sorjonen, dass er bisher noch nie in die Verl e genheit gekommen war, nicht vorhandene Krankheiten zu heilen oder heile Gliedma ß en in Gips zu gie ß en, aber da er sich bereits in Tahiti auf den Schwindel der beiden eingelassen hatte, musste er wohl den Weg bis zu Ende gehen. Er notierte auf einem Zettel das erforderliche Zubeh ö r – nicht ohne die Kr ü cken zu vergessen – und schickte die beiden in die Ap o theke. Dort kauften der Patient und sein Kumpan eine b e tr ä chtliche Menge Gips, Verb ä nde und anderes, holten aus einem Gesch ä ft f ü r orthop ä dischen Bedarf vernickelte Kr ü cken und begaben sich wieder ins Hotel und in Doktor Sorj o nens Sprechstunde.
    Der Doktor wies Ragnar an, die Hose auszuziehen und sich mit dem Rasierapparat die Wade zu rasieren. Eine Weile ü be r legten sie, welchen Unterschenkel er sich damals in Tahiti gebrochen hatte. Sie w ä hlten den linken, ja, der war es gew e sen. Sorjonen zog zun ä chst einen elastischen Strumpf ü ber das Bein, befeuchtete die Gipsrollen und produzierte eine gewalt i ge R ö hre, die von der H ü fte bis zu den Zehen reichte. Er verpackte das Bein zu einem dicken, unf ö rmigen Klumpen, so wurde sichergestellt, dass der Knochen wieder richtig zusamme n wuchs, erkl ä rte er. Bei derart ernsten Frakturen durfte man nicht pfuschen, es war wichtig, die Verletzung richtig zu beha n deln, zumal es sich um einen ä lteren Patienten handelte.
    Hermanni Heiskari war derselben Meinung. Obwohl Ra g nar an dem Gips wahrscheinlich schwer zu schleppen h ä tte, d ü rfte er nicht klagen.
    » Die Gesundheit geht vor. «
    Doktor Sorjonen erkl ä rte, dass der Gips innerhalb einer ha l ben Stunde trocknen w ü rde, und danach d ü rfte Ragnar sich wieder bewegen. Als Sorjonen gegangen war, um auf der Konf e renz seinen Vortrag zu halten, fing Ragnar an, mit den Kr ü cken zu ü ben. Es war ä u ß erst beschwerlich und wollte im Gedr ä nge auf den Lissabonner Stra ß en nicht so recht klappen. So stieg er mit Hermanni denn am Nachmittag in den Bus, und gemei n sam fuhren sie in den am Nordrand der Stadt gelegenen wei t l ä ufigen Park, der dem
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