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Vom Regen in die Traufe

Vom Regen in die Traufe

Titel: Vom Regen in die Traufe
Autoren: Arto Paasilinna
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Partisanen hatten beiderseits der Grenze zugeschlagen, das Blut von Me n schen und Pferden hatte den lockeren Boden getr ä nkt.
    Der Festungsberg war der letzte Schutz gegen das angriffslu s tige Volk im Osten gewesen, in dieser Hinsicht befanden sich Portugal und Finnland in derselben Situation – beide hatten im Osten einen gro ß en und eroberungsw ü tigen Nac h barn, im Falle Finnlands war es Russland, im Falle Portugals war es Spanien.
    Die drei Reisenden unterhielten sich dar ü ber, welch sch ö nes Schicksal Finnland in der Geschichte wohl gehabt h ä tte, wenn im Osten anstelle der Russen ein kleineres und sanfteres Volk gelebt h ä tte …, aber als sie l ä nger dar ü ber nachdachten, fiel ihnen auf der ganzen Welt kein einziges Volk, kein Stamm und keine Rasse ein, die ausschlie ß lich friedlich lebte.
    Hermanni erz ä hlte von seinen Erfahrungen mit der Verteid i gungsbereitschaft der Schweden in seiner Jugend. Er hatte in den F ü nfzigerjahren zusammen mit dem Schmucken Jussi an einer Reservisten ü bung in Mellaj ä rvi in Ylitornio teilgeno m men, und wie es manchmal so ist, hatten sie sich betrunken, sich anschlie ß end in voller Montur auf ihre J ä gerfahrr ä der geschwungen und waren nach Haaparanta auf schwedischer Seite gestrampelt. Zum Abschluss der Ü bung hatte Jussi ganz Haaparanta eingenommen und es mit Hermannis Unterst ü t zung drei Tage und drei N ä chte besetzt gehalten. Sie hatten im Stadshotel gewohnt und ein hartes Besatzungskommando gef ü hrt. Sie w ä ren auch gern noch l ä nger geblieben, aber die finnische Milit ä rpolizei hatte ihr Zimmer gest ü rmt, sie beide nach Tornio verfrachtet und in die Zelle gesteckt. Zwei W o chen versch ä rfter Arrest waren die Folge gewesen.
    Lena und Ragnar bezweifelten den Wahrheitsgehalt der G e schichte, denn von dieser angeblichen Eroberung war nie in der Ö ffentlichkeit berichtet worden. Laut Hermanni war der Fall absichtlich vor der Presse verschwiegen worden, damit die internationale Aufmerksamkeit nicht auf die peinlichen Schw ä chen der schwedischen Verteidigung gelenkt w ü rde. Schweden hatte sich danach beeilt, die Ufer des Torniojoki mit massiven Bunkeranlagen zu befestigen, und in Kiruna war eine Rakete n basis errichtet worden. Lena dachte einmal mehr dar ü ber nach, warum Hermanni und vermutlich auch die anderen fliegenden Holzf ä ller so ma ß los ü bertrieben und flunkerten. Es konnte nur daran liegen, dass sie so elendig arm waren. Geistige Kompe n sation.
    Ein ganz spezieller Ort im zentralen Portugal war die Pous a da Sao Pedro am k ü nstlichen See und Staudamm Castelo do Bode, dabei handelte es sich um die ehemalige Unterkunft der Ingenieure und Bauleiter, die heute wie eine vornehme Jagdh ü t te wirkte. Aus dem Restaurant und den Zimmern hatte man Blick auf den See und den Fluss, der am unteren Staubecken begann und an den Tenojoki in Finnland erinne r te. Die K ü che war darauf spezialisiert, als Beilage zu den Hauptgerichten exotische Fr ü chte zu servieren. Zum Beispiel war die im Ofen gebackene Seezunge mit flambierten Bananen angenehm saftig. Im Restaurant gab es einen gro ß en Kamin, in dem abends Scheite aus Eukalyptusholz verbrannt wurden, die einen fr i schen, w ü rzigen Duft verbreiteten.
    Die Schmerzen in Ragnars gebrochenem Bein lie ß en en d lich nach, und so machte er es sich zur Gewohnheit, abends heru n terzukommen und ins knisternde Kaminfeuer zu bl i cken. Lena und Hermanni lobten ihren Butler daf ü r, dass er die lange Rundreise so brav mitgemacht hatte, ohne gro ß zu klagen. Hermanni lie ß sich sogar dazu hinrei ß en, Ragnars Tapferkeit im Augenblick des eigentlichen Unfalls zu r ü hmen. Er war wie der Wind auf seinem feurigen Schimmel am Strand von Tahiti entlanggeritten. Pl ö tzlich hatte dieses halb wilde Pferd den arglosen Helden abgeworfen. Ragnar war kopf ü ber ins Meer gest ü rzt, dabei war er mit dem Unterschenkel auf ein Senkholz gefallen, mit der Folge, dass das Schienbein mit einem b ö sen Knacken brach.
    » Aber Ragnar hat gar nicht gro ß geklagt! «
    Detailliert malte er Ragnars ü berm ä chtiges Leiden unter den primitiven Bedingungen aus, erz ä hlte, wie der Verletzte mit zusammengebissenen Z ä hnen und Tr ä nen in den Augen, aber wortlos seine gr ä sslichen Schmerzen ertragen hatte. Auf der langen und schrecklichen Fahrt ins Krankenhaus von Papeete war Ragnar mehrmals ohnm ä chtig geworden, aber jedes Mal, wenn man ihn wiederbelebt hatte, hatte er
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