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Vom glücklichen Leben (German Edition)

Vom glücklichen Leben (German Edition)

Titel: Vom glücklichen Leben (German Edition)
Autoren: Lucius Annaeus Seneca
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dieser Zeit aus dem Exil zurückgekehrt war und der Inhalt der Schrift einen großen inneren Abstand, ja Vorbehalte gegen das politische Treiben in Rom aufweist. Wichtige politische Aufgaben, die Prätur und die Erziehung Neros, übernahm er zu dieser Zeit wohl eher auf Veranlassung Agrippinas, Neros Mutter, die ihn zurückgeholt hatte, als aus eigenem Antrieb. So stellt De brevitate vitae auch eine Werbung für die Philosophie, besonders die stoische, nicht aber für die Politik dar. Manches deutet darauf hin, dass Seneca selbst schon bald nach der Berufung zu Neros Erzieher, so wie er es in De brevitate vitae von Augustus berichtet, auf einen Rückzug in private Studien nach Erfüllung seiner Aufgabe freute, wenn er wieder sein eigener Herr sein würde.

Trostschrift an Helvia
Einführung
    Nachdem Seneca als hervorragender Redner und Kritiker kaiserlicher Politik bereits unter Kaiser Gaius (Caligula) einmal so in Ungnade gefallen war, dass er mit dem Tode bedroht war und von einer Hinrichtung nur unter Hinweis auf seinen ohnehin lebensbedrohlichen Gesundheitszustand abgesehen worden war (Cassius Dio 59,19,7), stand Seneca mit mehreren Personen aus dem Umfeld des Kaisers in Verbindung, die Gaius verhasst waren. Noch bevor dieser aber Seneca beseitigen konnte, wurde Gaius im Jahr 41 auf dem Heimweg vom Theater erstochen.
    Ihm folgte als sein nächster männlicher Angehöriger mit Unterstützung der Prätorianergarde der unscheinbare, kränkliche, bereits fünfzigjährige Claudius. Alles andere als eine kaiserliche Erscheinung und eigentlich eher der Wissenschaft und der Geschichte als der Politik zugetan, verließ sich der neue Kaiser sehr auf seine Ratgeber, darunter viele Freigelassene, aber besonders seine dritte Ehefrau Messalina, eine ehrgeizige und intrigante Person, auf die viele Anklagen und Verurteilungen zurückgehen. Als Rivalin sah sie ihre Nichte Iulia Livilla an, die ihr wenig Achtung entgegenbrachte, dafür aber selbst gelegentlich zu Vieraugengesprächen mit Claudius zusammenkam. Messalina ließ Iulia wegen Ehebruchs, und zwar, laut Anklage, mit Lucius Annaeus Seneca, verbannen und den angeblichen oder tatsächlichen Liebhaber gleichzeitig mit ihr, wenn auch nicht an denselben Ort. Der Umgang zwischen fremden Männern und verheirateten wie unverheirateten Frauen war 18 v. Chr. von Augustus durch die Lex Iulia de adulteriis unter Strafe gestellt worden, und Iulias Verbannung folgte bereits einer längeren Tradition bei Frauen des Kaiserhauses; sie wurde später im Auftrag Claudius’ und Messalinas ermordet. Seneca begab sich im Bewusstsein seiner Unschuld auf die Insel Korsika; immerhin war er damit der ebenfalls in Frage kommenden Todesstrafe entkommen, denn Kaiser Claudius selbst hatte sich, so die Überlieferung, beim Senat für den Senator eingesetzt – möglicherweise hatte er aber auch nur erklärt, die vom Gesetz vorgesehene Strafe reiche aus. Der Senat entschied sich demgemäß für die relegatio , die mildere Form der Verbannung: Das römische Bürgerrecht und die Hälfte seines Vermögens durfte Seneca behalten. (Die härtere, hier vom Gesetz aber nicht angedrohte Strafe wäre die deportatio gewesen.) Über die im Urteil vorgesehene Dauer der Verbannung, lebenslänglich oder befristet, ist nichts bekannt. Wie seinen Vorgänger in diesem Schicksal, den Dichter Publius Ovidius Naso nach Tomis am Schwarzen Meer, verschlug es Seneca an einen als besonders unwirtlich geltenden Ort des Imperium Romanum. Römische Kultur gab es nur in den beiden Kolonien an der Ostküste, ansonsten hatte sie sich dort ebenso wenig behaupten können wie bei vorherigen Besiedlungen die griechische. Der Rest Korsikas war von Wäldern bedeckt und von Einheimischen beherrscht, die auch nach der Eroberung der Insel durch die Römer weitgehend ihren alten Gewohnheiten treu geblieben waren. In der Gedichtsammlung Anthologia Latina sind unter Senecas Namen die beiden Epigramme über seinen Verbannungsort enthalten (237): 55
Carmen 236
    Korsika, Land bewohnt vom Siedler aus Phokaia
    Korsika, das du mit einheimischem Namen Cyrnos warst,
    Korsika, kleiner als Sardinien, weiter hingestreckt als jenes,
    Korsika, durchzogen von fischreichen Flüssen,
    Schreckliches Korsika, sobald der Sommer zu glühen beginnt,
    Grausamer noch, wenn der wilde Hund(sstern) sein Maul zeigt:
    Verschone die Losgebundenen, 56 d.h. verschone die Losgelösten.
    Der Asche der Lebenden 57 sei deine Erde leicht.
Carmen 237
    Das barbarische Korsika ist
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