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Vom glücklichen Leben (German Edition)

Vom glücklichen Leben (German Edition)

Titel: Vom glücklichen Leben (German Edition)
Autoren: Lucius Annaeus Seneca
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würde. Die Bestechung kam ans Tageslicht und Samius beging Selbstmord. Von Kaiser Claudius in Schutz genommen, entging Suillius einer Bestrafung und musste nur die Bestechungssumme zurückzahlen.
    Nach Neros Amtsantritt beleidigte Suillius dessen Erzieher Seneca auf schwerste Weise: Sein Exil unter Claudius sei rechtmäßig gewesen, da er das Kaiserhaus durch Ehebruch – Suillius spricht sogar im Plural – entehrt habe. ( Tac. Ann. 13,42) Nach diesen und anderen Anwürfen suchte man in Neros Umgebung nach einem Grund, Suillius anzuklagen und mundtot zu machen. Da der Vorwurf der Ausbeutung der Provinz Asia die Erreichung dieses Ziels nicht versprach, wurden ihm die Denunziationen unter Claudius zur Last gelegt, die von vielen Zeugen bestätigt wurden. Anzeige gegen Geld war seit 204 v. Chr. durch die Lex Cincia verboten, das auf Senecas Drängen hin im Jahre 54 n. Chr. verschärft worden war. In seiner Verteidigungsrede berief sich Suillius nicht nur auf Befehlsnotstand, indem er erklärte, auf Anweisung Messalinas, Claudius’ dritter Frau, gehandelt zu haben, sondern versuchte auch erfolgreich, seinen Widersacher Seneca erneut zu diskreditieren, indem er dessen Reichtum – sein Vermögen soll 300 000 000 Sesterzen wert gewesen sein – und die Widersprüchlichkeit zwischen Philosophie und Lebenswirklichkeit beklagte. Der inzwischen ungefähr achtzigjährige Suillius wurde 58 verurteilt und auf die Balearen verbannt ( Tac. Ann. 13,43).
    Tatsächlich war Seneca durch Schenkungen Neros reich geworden. Reich waren aber einerseits auch andere Minister Neros geworden, andererseits wurde Seneca als einflussreiche Persönlichkeit nach den Gepflogenheiten der Zeit auch von anderen Personen als dem Kaiser testamentarisch bedacht. Ferner stimmte es, dass er Geld gegen Zinsen auslieh ( Tac. Ann. 14,53,5), ob diese Zinsen, wie ihm vorgeworfen wurde, überhöht waren, ist ungewiss. Seneca wird sonst eher als großzügig geschildert. Er besaß gewiss mehrere Villen in und um Rom und in den Albaner Bergen, ebenso wohl Land in Ägypten, und er verlieh nachweislich Geld in Britannien, durch dessen Rückforderung er sogar den Aufstand Königin Buodiccas gegen Rom ausgelöst haben soll.
    Senecas Schrift De vita beata ist oft als Rechtfertigung gegen die Vorwürfe Suillius’ verstanden worden, zumal sie insbesondere auf die Vereinbarkeit zwischen Reichtum und stoischer Philosophie verweist. Der Weise dürfe sehr wohl Reichtümer besitzen, solange er nicht von ihnen besessen werde. Inhaltlich widerlegt er damit Suillius’ Aussagen über seine Lebensweise jedoch nicht. Auch verlässt den Philosophen im Laufe des Textes streckenweise die stoische Gelassenheit, und statt des Bruders spricht er die Ankläger direkt an: Hör auf, den Philosophen das Geld zu verbieten! (Kap. 23) Daher wohl waren die Vorwürfe auch langfristig wirkungsvoll: Erstens bezeichneten sie den Anfang von Senecas Machtverlust am Kaiserhof, zweitens wurden sie von späteren Historikern wiederholt (z.B. von Cassius Dio 61,10) und schließlich in der Neuzeit wieder aufgegriffen, so etwa in Petrarcas Brief Ad familiares 24,5, in welchem der Humanist allerdings besonders die Hinwendung zu Nero tadelt.

Von der Kürze des Lebens
Einführung
    Wie die beiden anderen hier ausgewählten Schriften ist De brevitate vitae unter den sogenannten Dialogen Senecas überliefert worden. Dennoch handelt es sich auch in diesem Fall eher um einen Traktat als um einen Dialog, da der Verfasser den Angeredeten nur gelegentlich Fragen in den Mund legt, auf die er im jeweils Folgenden näher eingeht.
    Die Datierung der Schrift ist aufgrund mehrerer Anhaltspunkte möglich: Zunächst muss sie nach dem Tod Kaiser Caligulas verfasst worden sein, da derselbe darin erwähnt wird (18,5), also stammt sie aus der Zeit nach dem Jahre 41. Sie ist ferner gerichtet an Paulinus, möglicherweise einen Verwandten von Senecas zweiter Frau Paulina, vielleicht deren Vater, der zum fraglichen Zeitpunkt als praefectus annonae die Aufsicht über die römische Getreideversorgung führte. Dieses Amt hatten von 14 bis 48 Turranius und von 55 bis 62 Faenius Rufus inne. Paulinus kommt als Amtsinhaber daher für die Zeit von 48 bis 55 oder nach 62 in Frage. Als letzte Erweiterung des Pomeriums wird in De brevitate vitae diejenige Sullas erwähnt, also wird die Schrift wohl vor der Kaiser Claudius’ im Jahre 49 entstanden sein. So ist von einer Abfassung in den Jahren 48/49 auszugehen. Dazu passt, dass Seneca in
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