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Vom glücklichen Leben (German Edition)

Vom glücklichen Leben (German Edition)

Titel: Vom glücklichen Leben (German Edition)
Autoren: Lucius Annaeus Seneca
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ursprünglichen Natur und Bestimmung der Menschen sowie des wahren Wertes der Dinge leitet.
Ein Hindernis für die Glückseligkeit stellen die Affekte dar, weil sie die Seelenruhe stören; unter ihnen verstehen die Stoiker die übersteigerten Triebe: Zorn, Lust, Begierde, Furcht. Der Weg zum glücklichen Leben führt daher über die Kontrolle dieser Affekte.
Das Individuum aber ist durch seinen Anteil an der göttlichen Vernunft absolut souverän und verantwortlich für sein Handeln.
Alle konkreten und abstrakten Dinge werden nach ihrem wahren Wert eingeteilt. Gut ist die Tugend ( virtus , auch als »moralische Vollkommenheit« übersetzt), besonders die Kardinaltugenden Gerechtigkeit, Mäßigung, Einsicht und Tapferkeit, woraus sich die übrigen Tugenden ergeben.
Schlecht sind die Laster der Menschen sowie besonders jede Art von Abhängigkeit von Umständen, Personen oder Dingen.
Gleichgültig dagegen sind Gesundheit, Krankheit, Tod, Armut, Reichtum, Anerkennung durch andere Menschen und ähnliche äußere Dinge, bei denen es nur eine Rolle spielt, welche Haltung man ihnen gegenüber einnimmt. Wenn man zwischen ihnen zu wählen hat, soll man das jeweils Natürliche wählen.
Der Tod ist schon deswegen kein Übel, da er die Rückkehr der Seele zu Gott bedeutet. Selbstmord ist unter gewissen Umständen erlaubt.
Trotz des sich daraus ergebenden Individualismus fordert die Ethik der Stoa Hinwendung zur Gesellschaft. Grundlage der sozialen Prägung des Menschen sind Familie und Kinder.
Die Anerkennung der Öffentlichkeit dagegen rechnet Seneca sogar eher zu den schlechten als zu den gleichgültigen Dingen, da er die öffentliche Meinung gering schätzt und sich von ihr bewusst abgrenzt. Öffentliche Zustimmung birgt eher den Hinweis, dass man die falschen Entscheidungen getroffen hat, denn die Meinung der Volksmasse ist wechselhaft und oberflächlich.
Die Tugend versetzt in die Lage, die Affekte zu beseitigen (und nicht nur wie in anderen Philosophenschulen zu beherrschen), d.h. nichts zu fürchten, nichts zu hoffen und nichts zu begehren. So entstehen Autarkie (Selbstgenügsamkeit), Apathie (Freiheit von Leidenschaft) und Atarxie (Unerschütterlichkeit, innere Gelassenheit, die sprichwörtliche stoische Ruhe).
Wer dieses Ideal erreicht hat, ist ein Weiser ( sapiens ). Beim Weisen stimmen Vernunft und Affekte überein. Der Weise wendet sich dem zu, was zu ihm gehört, letztendlich die ganze Menschheit, der Kosmos. Daraus ergibt sich auch die Pflicht, sich für den Staat einzusetzen.
Das Ideal des Weisen wird nur selten erreicht, was aber seinen Wert nicht mindert. Die übrigen Menschen müssen weiter nach diesem Ideal streben und ihre Affekte beseitigen.
    Neben der Stoa sind aber bei Seneca auch andere philosophische Einflüsse erkennbar: Gerne zitiert er Epikur, besonders in den ersten Büchern der Lucilius-Briefe. Die Ablehnung von Extremen deutet auf Einflüsse von Aristoteles’ Lehre der goldenen Mitte.

Aus Senecas Schriften

Vom glücklichen Leben
Einführung
    Schon zu Lebzeiten Senecas wurde ihm vorgeworfen, wie sehr die von ihm vertretene Philosophie mit ihrer bescheidenen und genügsamen Lebensweise und sein eigener Lebenswandel im Reichtum an Neros Hof im Gegensatz zueinander stünden.
    Am nachhaltigsten betonte dies Senecas Widersacher Publius Suillius Rufus. Dieser war mit Ovids Stieftochter verheiratet und stand wohl mit dem Dichter bis zu dessen Tod in Briefkontakt. Jedenfalls bat ihn Ovid im Jahre 15 nach Augustus’ Tod, sich für seine Rückkehrerlaubnis einzusetzen ( Epistulae ex Ponto 4,8). Ovid starb allerdings im Exil 17 n. Chr. Im Jahre 24 wurde Suillius überführt, in einem Prozess bestochen worden zu sein, weshalb er von Kaiser Tiberius auf eine Insel verbannt wurde ( Tacitus Annales 4,31). Von dort durch den neuen Kaiser Caligula zurückgerufen, wurde er Konsul und in den 50er-Jahren Prokonsul in der Provinz Asia. Unter Kaiser Claudius betätigte sich Suillius vor allem als Denunziant, dem als Erste Iulia, Drusus’ Tochter, und Poppaea Sabina ( Tac. Ann. 13,43) aus dem Kaiserhaus zum Opfer fielen. Dann sorgte er für die Bestrafung der Verschwörer, die sich gegen die Entmachtung des Senates durch Kaiser Claudius wehrten, wobei Suillius auch vor ehemaligen Konsuln nicht Halt machte. Auch römische Ritter ließ er anklagen. Als Ankläger eines Ritters namens Samius ließ er sich allerdings mit 400 000 Sesterzen dazu bewegen, die Anklageschrift so zu verfassen, dass keine Verurteilung stattfinden
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