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Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Titel: Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)
Autoren: David Lampson
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überhaupt gibt.«
    Schon jetzt hatte ich länger als je zuvor mit einem Mädchen geredet, das ich nicht kannte, und ich hätte locker weiterreden können, aber dann kam der Geschäftsführer mit dem Schlüssel. Seine Laune war kein bisschen besser geworden. Wir mussten über den ganzen Parkplatz bis ans Ende des Motels laufen und die fiese gelbe Treppe rauf zu Alvins Zimmer. Wir hörten den Hund bellen, als der Geschäftsführer die Tür aufschloss, aber als wir reingingen, war das Zimmer total leer und sauber. Das verwirrte alle ziemlich, bis wir merkten, dass der Hund den ganzen Tag im Bad eingesperrt gewesen war. Er erkannte Julia gleich, als sie ihn rausließ, und wollte ihr die Hände ablecken, während sie ihn am Kinn kraulen wollte.
    »Max«, sagte sie. »Hat das Zimmermädchen dich da eingesperrt? Sitz, Max!«
    Max setzte sich nicht gleich, also musste Julia ihm den Hintern runterdrücken. »Ich hab’s gewusst, dass Alvin noch nicht reif für einen Hund war«, sagte sie zu ihm. »Wer soll sich denn jetzt um dich kümmern?«
    »Ich«, sagte ich.
    »Was?«
    »Bloß, bis Alvin zurück ist.«
    »Das ist aber ziemlich nett von dir.«
    »Ja?«
    »Du kümmerst dich um einen Hund, den er erst gar nicht hätte mitnehmen sollen, damit er um die Welt segeln kann. Also, ich würde sagen, das ist ziemlich nett.«
    Das war mir noch gar nicht gekommen, aber jetzt, wo Julia es so betonte, fand ich es schon auch ziemlich nett. Ich ging zu dem Hund und streichelte ihn ein bisschen. Seine Nase war wie ein Eiswürfel. Er hatte eine kleine Wurst auf den Boden gekackt, gleich neben der Toilette, und sie stank auch gar nicht mal so schlimm. Ich finde echt, er hielt sich verdammt gut, wenn man’s mal genau bedachte. Bis dahin war er ein ziemlich guter Hund.
    »Dann setze ich das Zimmer auf Ihre Karte«, sagte der Geschäftsführer.
    »Okay.«
    »He«, sagte Julia. »Sie wollen uns das Zimmer wirklich berechnen?«
    »Muss ich«, sagte der Geschäftsführer. »Der Hund war den ganzen Tag hier drin.«
    »Aber er war doch im Badezimmer eingesperrt. Es ist ja nicht so, dass das ganze Zimmer geputzt werden muss.«
    »Entschuldigen Sie die Frage, aber wie alt sind Sie?«
    »Ich habe länger in Hotels gearbeitet, als ich mich erinnern kann«, sagte Julia. »Ich kenne mich also ein bisschen aus. Zum einen dürfen Sie Ihre Gäste nicht nach dem Alter fragen. Und Sie dürfen sie auch nicht abzocken, bloß, weil sie jung sind oder weil sie ein bisschen in der Lobby weinen. Der Hund war den ganzen Tag im Bad. Ich weiß, dass Sie nicht mal die Handtücher darin wechseln. Und der Laden ist nicht mal halb voll.«
    »Ich stelle mich hier nicht hin und streite mich mit einem naseweisen Hotelmädchen«, sagte der Geschäftsführer. »Ich berechne ihm einen Vierteltag. Das ist mehr als fair.«
    »Großartig«, sagte Julia. »Das ist ja ein echt netter Kompromiss.« Sie lächelte ihn breit an und packte den Hund am Halsband. »Findest du das fair, Joe?«
    »Ich find’s fair.«
    Als wir dann ins Büro kamen, hatte ich meine Unterschrift wieder ganz gut im Kopf. Ich hatte sie nicht mehr geübt, seit Alvin gegangen war, daher dachte ich, ich wäre mehr aus der Übung. Aber sie sah auf der kleinen, weißen Hotelrechnung echt ganz schön und auch besonders aus.
    »Und was jetzt?«, sagte Julia. »Ich sitze hier für zwei Tage fest. Ich bin noch nie allein gereist, und ich finde auch nicht, dass ich das besonders gut kann. Bis auf Erdnüsse habe ich den ganzen Tag noch nichts gegessen.«
    »Ich habe eine Riesenmenge Wasser getrunken, das war’s aber auch.«
    »Irgendwo muss man hier doch super essen gehen können.«
    »Ich habe ein Auto«, sagte ich.
    So schnell und mit diesem Selbstbewusstsein hätte ich niemals »Ich habe ein Auto« sagen sollen, weil ich in meinem ganzen Leben vielleicht maximal drei Stunden gefahren bin, und das meiste war an dem furchtbaren Tag gewesen, als Alvin Marcus’ Wagen geklaut und ich ihn schließlich geschrottet hatte, zusätzlich zu zwei Straßenschildern. Aber ich wollte klarstellen, dass ich überall, wo Julia hinwollte, auch hinging.
    Draußen war es dunkel geworden. Wie ich so dastand, Alvins Wagen betrachtete und mir überlegte, wie man fährt, leckte mir der Hund die Hand. Ich dachte, dass er vielleicht Hunger hatte, nachdem er den ganzen Tag in dem Hotel eingesperrt gewesen war, also holte ich mir was am Geldautomaten und kaufte ihm in dem kleinen Markt an der Ecke Hundefutter, und er fraß drei Dosen und kotzte,
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