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Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Titel: Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)
Autoren: David Lampson
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Hand, einschlief, erinnerte ich mich nach und nach an den ganzen Tag. Ich war mit dem Bus durch den Regen gefahren. Der wütende Glatzkopf machte mir mein Handy klar. Marcus kickte den Basketball über den Zaun. Francisco. Carmen. Alvin hatte einen Hund im Auto. Das Restaurant. Die Heizpilze dort. Alvin versuchte, eine Zigarette zu rauchen. Die Kronkorken, die auf der Straße funkelten. Das Leben ist so voller unmöglicher Dinge, die ich nicht begreife. Jetzt erinnere ich mich, dass auf dem Parkplatz, als ich nachsehen ging, tatsächlich einer in einem geparkten Wagen saß und still Ausschau hielt. Aber die Kronkorken hatten mich abgelenkt, und ich hatte vergessen, noch mal hinzusehen und Alvin was zu sagen, als ich zurückkam. Warum war mir das nicht da eingefallen?

2. Kapitel
 In jener Nacht träumte ich, wir wären ganz bis nach Japan gesegelt und Alvin hätte im Kimono auf dem stürmischen Gipfel eines Berges gestanden, die Arme ausgebreitet, während ich einen Stapel Holz hackte. Ich erwachte unter Marcus’ orangefarbener Bettdecke, den Blick auf meine Wand gerichtet, den Geruch vom Swimmingpool vor unserem Wohnblock in der Nase. Ich lag noch kurz da und erinnerte mich, wer ich war, dann wurde ich plötzlich ganz unruhig und verwirrt, als wäre ich mir nicht sicher, dass aus meinem Leben etwas würde. Es dauerte aber nur ein, zwei Minuten. Als es vorbei war, stand ich auf und zog mich an, packte meine Büchertasche, setzte mich aufs Bett und wartete auf Alvins Anruf.
    Aber er rief nicht an. Ich wartete den ganzen Vormittag bis in den Nachmittag hinein und entschloss mich dann, zu seinem Motel zu gehen. Doch ich wusste nicht mehr, wie es hieß oder wo es überhaupt war, also lief ich diesen ganzen schrecklichen Tag wie verloren im Valley rum und suchte überall nach dem Motel, fand es aber nicht. Als es dann allmählich dunkel wurde, war mir ganz schwummrig, und die Füße taten mir weh. Ich hatte Kopfschmerzen, und als ich mitten in so einem kleinen Park einen Brunnen sah, merkte ich, wie durstig ich war. Es war einer dieser kleinen Brunnen, aus denen Wasser hochschießt, wenn man es nicht erwartet, und drum herum war ein ziemlich ordentlicher Teich. Das Ganze roch ein bisschen nach Abfall, weil zu dicht daneben ein Müllcontainer stand. Neben dem Container zerdepperten zwei Jungs Flaschen und redeten in einer Sprache, die ich nicht verstand. Hinter ihnen warf ein Paar einer riesigen Schar Tauben Brot hin, die darum rangelten wie kleine Kinder. Jemand hatte sein grässliches Sofa mitten im Park abgestellt, ein Hund kam vorbeigehumpelt, er zog ein Bein nach, und alles dort war dreckig und zerbrochen oder kurz davor, und ich hatte mich verlaufen und keine Ahnung, was ich machen sollte. Eine Weile tauchte ich den Kopf in den Brunnen und brüllte ins Wasser, dann schluckte ich es wie ein Irrer, trank so viel aus dem Brunnen, wie ich nur konnte, und je mehr ich trank, desto durstiger wurde ich. Ich blieb so lange unten, würgend, brüllend und Wasser schluckend, bis ich dachte, dass ich gleich ertrinke. Als ich schließlich hochkam, um nach Luft zu schnappen, stand Alvin da und lachte mich aus.
    »Du bist ja gut, Joe.«
    »Warum lachst du?«
    »Weil ich wusste, dass du den Namen des Motels vergessen würdest.«
    »Sag ihn mir noch mal.«
    »The White Palms.«
    »Genau. Das ist das Einzige, an das ich mich nicht erinnern konnte.« Ich keuchte noch immer wie ein Hund. »Bin ich nah dran?«
    »Wir sind zehn Kilometer davon weg. Du bist ja gut, Joe.«
    »Ich habe dich den ganzen Tag gesucht. Was war? Warum hast du nicht angerufen?«
    »Ich hab’s mir anders überlegt. Die Fahrt ist abgeblasen.«
    »Was?«
    »Deshalb bin ich hier. Um es dir zu sagen. Ich habe mich entschieden, allein zu fahren.«
    »Warum?«
    »Ich kann dich doch nicht zwingen, meinen Traum zu leben.«
    »Aber ich wollte doch mit.«
    »Nein, du würdest das Meer hassen, glaub mir. Zum einen kannst du nicht mal schwimmen, und die ganze Reiserei würde dir auch nicht gefallen. Je weiter wir kämen, desto ekligere Sachen müsstest du essen. Und du hast dir hier doch ein nettes Leben aufgebaut.«
    »Verdammt«, sagte ich.
    »He«, sagte Alvin. »Jetzt werd nicht sauer.«
    »Ich kann nicht anders.«
    »Versuch’s.«
    »Ich wollte echt mit. Warum kann ich denn nicht mit?«
    »Weil die Entscheidung schon gefallen ist.«
    »Und du könntest es dir nicht noch mal überlegen?«
    Alvin schüttelte den Kopf. »Geht nicht. Ich bin ja schon
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