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Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Titel: Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)
Autoren: David Lampson
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Absicht. »Keine Sorge, ich wollte den Hund abholen.«
    »Wer sind Sie denn, sein Freund?«
    »Sein Zwillingsbruder.«
    »So sehen Sie aber nicht aus.«
    »Bin ich aber.«
    »Können Sie’s beweisen?«
    Ich tat es, so gut ich konnte. Einen Führerschein kriege ich in tausend Jahren nicht, aber ich hatte ja meine Geldkarte, und die stellte ihn zufrieden, nachdem er einen Moment draufgeglotzt hatte.
    »Ich hol den Schlüssel. Beruhigen Sie so lange das Mädchen?«
    »Welches Mädchen?«
    »Ich dachte, Sie kennen sie. Sie ist vor einer Stunde gekommen, hat nach ihm gesucht. Sie ist völlig hysterisch. Schon dreimal habe ich sie davon abhalten müssen, beim Suchdienst anzurufen.«
    »Den muss man nicht suchen. Er ist nach Florida geflogen, um ein Boot zu kaufen.«
    »Na, das erklären Sie ihr mal. Wer bezahlt mir den Tag, den der Hund in dem Zimmer verbracht hat?«
    »Wahrscheinlich ich. Die Karte hier dürfte es tun.« Ich hatte ihm meine Geldkarte gegeben, aber die benutzte ich meistens nur am Automaten, deshalb musste ich mich wie blöd anstrengen, um mich an meine Unterschrift zu erinnern.
    »Ich hol den Schlüssel. Sie ist in der Hawaii-Lounge, hinten. Bitte versuchen Sie, sie zu beruhigen. Das hat uns gerade noch gefehlt, dass hier eine Horde Polizisten rumrennt. So möchte ich meinen Geburtstag nicht unbedingt verbringen.«
    Und da sah ich, dass er hinterm Tresen einen kleinen Teller mit einem Cupcake stehen hatte, darauf eine kleine Kerze, die noch nicht angezündet war. Als er nach hinten verschwunden war, ging ich in die Hawaii-Lounge. Sie bestand vor allem aus einem Fernseher und einem leeren Wasserkühler, aber in der Mitte wuchs auch eine Palme, die in eine riesige Kokosnuss gepflanzt war. Das Mädchen saß auf dem Rand der Kokosnuss, in der Hand eine Zeitschrift, die sie nicht las. Als Erstes fielen mir ihre Haare auf, weil sie so ein leuchtendes, kräftiges Rot hatten, wie ich es noch nie gesehen hatte. Ihre Beine waren so lang, dass ich erst dachte, sie könnte so alt wie Marcus sein. Aber je näher ich kam, desto jünger wirkte sie, bis wir schließlich voreinander standen und ich sah, dass sie in meinem Alter war. Ihre Brauen und Wimpern waren heller als die Haare, fast blond, und man sah, dass sie erst kürzlich geweint hatte. Ihre Augen waren also groß und feucht und grün und ein bisschen wild. Sie hatte so ein aufgewühltes Gesicht. Ich weiß auch nicht. Ich fand Julia einfach immer unglaublich schön.
    »Alles in Ordnung?«
    »Wer bist du?«
    »Ich bin Alvins Bruder Joe.«
    »Echt?« Sie schnäuzte sich in ein paar Tücher und trocknete sich das Gesicht mit dem Ärmel. Ich wartete, während sie mich genauer ansah. »Aber du siehst ihm gar nicht ähnlich.«
    »Ich weiß.«
    »Du hast ein völlig anderes Gesicht. Warum hat Alvin das nie erwähnt?« Sie betrachtete weiter mein Gesicht, dann streckte sie die Fingerspitzen aus, und einen Moment lang war ich mir sicher, dass sie mich gleich an der Wange berühren würde. Aber auf halbem Weg hielt sie inne, und dann gaben wir uns irgendwie die Hand. »Ich bin Julia.«
    »Aus Tennessee.«
    »Genau.«
    Ich sagte es nicht, aber auch sie sah vollkommen anders aus, als ich sie mir vorgestellt hatte. Ich hatte mir Julia immer als Drachen ausgemalt, der Alvin ein halbes Jahr lang gekaut und dann ausgespuckt hatte. Aber jetzt sah ich, warum Alvin sich damals am Strand in sie verliebt hatte. Allein schon, dass sie mich nur ansah, war aufregend.
    »Ich soll dich beruhigen.«
    »Wer sagt das? Der Geschäftsführer? Ich schaffe es einfach nicht, dass dieser Typ mich ernst nimmt. Was hat er über mich gesagt?«
    »Bloß, dass ich mit dir reden soll.«
    »Ich beruhige mich wieder, wenn Alvin wiederkommt.«
    »Er kommt nicht wieder.«
    »Nicht?«
    »Wahrscheinlich ist er jetzt schon mitten auf dem Meer. Er ist heute Morgen weggefahren, um die Welt zu umsegeln.«
    »Woher weißt du das?«
    »Er hat’s mir gesagt.«
    »Echt?« Julia kaute ein bisschen auf ihren Haaren, während sie darüber nachdachte. »Dann ist er also weg. Ich fasse es nicht. Ich hätte nie gedacht, dass er es tatsächlich macht.« Sie grinste mich extra blöd an und schoss sich mit einer Phantasiepistole in den Kopf. »Jetzt komme ich mir wie ein Idiot vor.«
    »Warum?«
    »Ich bin total hysterisch geworden und ohne jeden Grund hierhergeflogen. Hab dem armen Mann seinen Geburtstag versaut. Meine Eltern glauben, ich bin mit Angie auf einem Rollerskating-Festival. Ich weiß nicht mal, ob’s so was
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