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Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht

Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht

Titel: Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
Autoren: Diana Rowland
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anzusehen. Unbeschreibliche Trauer und tiefes Entsetzen erfüllten seine Augen. Plötzlich wandte er sich mir zu, und sein Blick fiel auf meinen Unterarm. Seine Trauer und sein Entsetzen schienen noch größer zu werden, falls das überhaupt möglich war. „Kara! Kara, was hast du getan?“
    Ich sah hinab auf meinen Unterarm und erwartete, einen dünnen Streifen Blut zu sehen, aber stattdessen sah ich einen energetischen Wirbel, wo der Schnitt sich befunden hatte. Innerhalb von drei Sekunden verschmolz der Wirbel zu einem komplizierten Symbol auf meinem Unterarm, als wäre es von arkanischer Macht in die Haut tätowiert worden. Ich kannte das Symbol nur zu gut. Es war Rhyzkahls Zeichen. Ich wandte mich von Ryan ab. Seine Vorwürfe konnte ich im Moment nicht gebrauchen. „Ich habe getan, was ich tun musste.“
    Der dunkelblaue Stein im Knauf des Dolches loderte plötzlich auf, und Rachel sackte in Rhyzkahls Armen zusammen. Er ließ sie los, trat zurück, und sie fiel wie ein Sack Mehl zu Boden. Noch während wir zusahen, begann ihr Körper zu schrumpfen und sich aufzulösen, bis nach ein paar Sekunden nichts als Staub und ihre Kleidung übrig waren.
    Ich atmete flach und hastig. Wie ein verdammter Vampir im Sonnenlicht. Irgendwie passend , dachte ich, während ich versuchte, die Erinnerung an ihren letzten gepeinigten Schrei in die hinterste Ecke meines Kopfes zu verdrängen.
    Rhyzkahl wandte sich mir zu. Er hob den unheimlichen Dolch zu einem spöttischen Gruß und neigte den Kopf. „Wie vereinbart“, sagte er nur, dann sah er kurz zu Ryan, bevor er seinen Blick wieder auf mich richtete. Ich brauchte keine weiteren Erklärungen von ihm. Er hatte mich nur darüber informiert, dass er seinen Teil der Abmachung erfüllt hatte.
    Ich schluckte und neigte ebenfalls meinen Kopf vor ihm. „Wie vereinbart“, erwiderte ich heiser.
    Er lächelte strahlend, dann war er verschwunden.
    Ryan rappelte sich langsam auf, ohne den zusammengefallenen Haufen aus Staub und Stoff aus den Augen zu lassen, der von Rachel Roth noch übrig geblieben war. Ich beobachtete ihn ein paar Sekunden misstrauisch, aber er wandte sich mir weder zu, noch sah er mich an.
    „Bist du in Ordnung?“, wollte ich wissen. Er sah tatsächlich besser aus. Wie viel Essenz Rachel ihm auch immer entzogen hatte, sie war offensichtlich zu ihm zurückgekehrt, als Rhyzkahl die Frau vernichtet hatte.
    Er nickte, ohne mich anzuschauen – kurz und knapp, nicht mehr, als unbedingt nötig war.
    Meine Kehle zog sich zusammen, und ich hatte plötzlich einen kalten Klumpen Blei im Magen. Einerseits hatte ich so eine Reaktion von ihm erwartet, aber deswegen fühlte es sich trotzdem nicht besser an. Er lebt. Ich habe ihn wahrscheinlich verloren, aber zumindest ist er am Leben.
    Ihn verloren? Ich hatte ihn niemals gehabt. Und jetzt war es zu spät.
    Ich wollte noch etwas anderes sagen, doch dann war es plötzlich nicht mehr wichtig. Ich wandte mich ab und verließ die Dachkammer. Während ich die Stufen hinunterstieg, hoffte ich die ganze Zeit, dass er mich zurückrufen würde, doch als ich die Tür erreichte, herrschte immer noch Stille im ganzen Haus.
    Ich trat hinaus in die Dämmerung und sah einen schwarzen Crown Victoria in die Einfahrt schlittern und hinter Ryans Wagen zum Stehen kommen. Zack sprang heraus und rannte aufs Haus zu. Als er mich sah, blieb er abrupt stehen.
    „Kara, ich habe gerade die Fahndung gehört …“ Er starrte auf meinen Unterarm, und sein Gesicht wurde blass. Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Ryan ist drinnen. Ihm geht’s gut … jetzt wieder. Die Sache mit Rachel ist erledigt. Ich fahre nach Hause.“ Ich ging an Zack vorbei zu meinem Wagen, ohne mich noch einmal umzudrehen.
    „Kara …?“ Er klang verwirrt.
    „Ryan ist okay. Ich fahre nach Hause!“, wiederholte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Dann stieg ich in meinen Wagen, knallte die Tür zu und fuhr davon.

 
    34
    Ich brauchte mehrere Tage, um alle offenen Fragen zu klären und den Papierkram zu erledigen, aber Mitte der folgenden Woche waren alle Fälle abgeschlossen. Carol Roths Tod war als fahrlässige Tötung eingestuft worden, mit Harris Roth als dem wahrscheinlichen Täter. Für Rachel Roth war wegen Mordes an Brian Roth und Davis Sharp ein Haftbefehl ausgestellt worden. Ich hatte irgendwie die notwendigen Gründe dafür zusammengekratzt, obwohl ich wusste, dass es keine Möglichkeit geben würde, vor Gericht ihre Schuld zu beweisen. Aber das war egal. Alles
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