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Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet

Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet

Titel: Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
Autoren: Diana Rowland
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nicht mal meinen ersten Fall bekommen –, deswegen dachte ich mir, vielleicht kann ich was lernen, wenn ich alte Akten lese. Da die Symbolmorde immer noch nicht aufgeklärt sind, habe ich mit denen angefangen.« Wie lange ich schon darauf brannte, diese Akten in die Finger zu kriegen, erwähnte ich nicht. Bis ich ins Morddezernat versetzt worden war, hätte ich eine Bitte um Akteneinsicht durch nichts rechtfertigen können. »Und da ich ein bisschen freie Zeit hatte …«
    »Du hattest was ?« Jill gluckste. »Man hat Freizeit? Oh Mann, ich muss mich unbedingt versetzen lassen!«
    »Wir können tauschen«, erwiderte ich. »Wie hart kann dein Job schon sein? Ein paar Bilder machen, irgendwas vermessen und ein bisschen mit Fingerabdruckpulver um sich werfen.« In gespielter Wut riss Jill die Augen auf, und ich lachte. »Jedenfalls hat mir Captain Turnham eine große Kiste voller Akten, Bilder und Notizen übergeben und gesagt: ›Hauen Sie rein. Aber lassen Sie keinen Ihrer anderen Fälle darunter leiden.‹«
    »Du hast also tatsächlich freie Zeit!«, krähte Jill.
    »Nein. Ich habe nur kein Privatleben.« Etwas hilflos zuckte ich die Achseln. »Manche Leute haben Rendezvous. Ich beschäftige mich lieber mit Serienkillern.«
    »Grundgütiger«, stöhnte Jill. »Du musst unbedingt mal wieder flachgelegt werden.« Sie warf einen Blick über meine Schulter. »Da kommt Crawford«, stellte sie fest, bevor ich ihrem Urteil über mein Leben etwas entgegensetzen konnte.
    Ich hätte auch gar nicht gewusst, was ich antworten sollte, da sie frustrierenderweise auch noch recht hatte. Aber was sollte ich tun? Ich hatte viel zu viele Geheimnisse, um irgendjemanden näher kennenzulernen, und auf gar keinen Fall durfte ich es riskieren, dass jemand von dem Beschwörungsraum in meinem Keller erfuhr. Ich hatte einfach akzeptiert, dass eine gewisse Einsamkeit der Preis dafür sein würde, Dämonen beschwören zu können.
    In meinem ganzen Leben hatte ich nur zwei Beziehungen gehabt, und keine hatte länger als ein paar Monate gedauert – beide Männer hatten sie mit dem Vorwurf beendet, dass ich mich ihnen nicht genügend öffnen würde. Ich hatte mir Entschuldigungen ausgedacht und Lügen erfunden, warum ich am Vollmond immer beschäftigt war oder warum sie nicht bei mir übernachten konnten. Aber diese ständigen Täuschungsmanöver waren ermüdend gewesen. Es gibt Schlimmeres. Das redete ich mir nicht zum ersten Mal ein. Eine Beschwörerin zu sein, ist diese Entbehrungen wert.
    Damit drehte ich mich zu dem Mann um, der auf uns zukam. Jill setzte eine möglichst neutrale Miene auf. Ich wusste, dass sie Detective Cory Crawford nicht besonders mochte. Er stammte ebenfalls von der Südküste, allerdings kam er aus dem Landkreis Jefferson. Jefferson lag ein wenig westlich von New Orleans und hatte eine Kriminalitätsrate, die fast so hoch war wie in der Stadt. Er hatte fast fünfzehn Jahre für die Polizei gearbeitet und allein zehn davon im Morddezernat, was bedeutete, dass er die meiste Erfahrung beim Beaulac PD hatte, vom Captain einmal abgesehen.
    Und er sorgte dafür, dass das auch jeder wusste.
    »Zeig ihm, dass dich seine Brillanz völlig umhaut«, flüsterte Jill mir aus dem Mundwinkel zu, bevor Crawford uns erreichte, und ich musste mir auf die Lippe beißen, um nicht zu lachen.
    Cory Crawford war ein kräftig gebauter Mann. Obwohl er nicht fett war, hatte er deutlich gegen seinen zunehmenden Bauch zu kämpfen. Sein Haar war ergraut, doch er färbte es starrköpfig in einem stumpfen Braun, genauso wie seinen sorgfältig getrimmten Schnurrbart. Das Braun seiner Augen war dem seiner Haare so ähnlich, dass viele vermuteten, er habe den Ton abgestimmt. In völligem Gegensatz zu diesem Braun trug er gern sehr farbenprächtige Krawatten. Dazu umwehte ihn immer ein Duft nach Wintergrün und Tabak. Ich war außerordentlich dankbar, dass wir uns an einem Tatort befanden und ich deswegen nicht würde zusehen müssen, wie er seinen Kautabak auf den Boden oder in eine leere Flasche spuckte.
    Detective Crawford nickte Jill kurz zu und musterte mich dann düster. »Wie ich höre, sind Sie die hiesige Expertin, was den Symbolmörder angeht.«
    Ich riss meinen Blick von dem schreiend rot-blauen Muster auf seiner Krawatte los. »Expertin? Ich habe die alten Akten gelesen. Das ist aber auch schon alles.«
    Crawfords Miene wurde noch mürrischer. »Und damit wissen Sie mehr als alle anderen hier. Oder zumindest behauptet das unser
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