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Volltreffer ins Herz

Volltreffer ins Herz

Titel: Volltreffer ins Herz
Autoren: Nik S. Martin
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zu lange, wenn sie nach einer Freundin fragen. Und jetzt bist du hier, in meinem Arm. Und ich weiß nicht, was das mit uns wird, wo es hinführt.“
    „Lass uns das doch einfach abwarten. Wir werden sehen“, erwiderte Markus, zwinkerte und drückte Olli einen schnellen Kuss auf. „Wo ist denn dein Bad?“
    „Da, die weiße Tür neben dem Raumteiler“, erklärte er und zeigte drauf.
    Markus kletterte über ihn und lief nackt, wie er war durch den Raum. Olli sah ihm nach und schüttelte den Kopf. Er konnte sich nicht länger etwas vormachen. Er begehrte den Kerl nicht nur, er war bis zu den Ohren in ihn verschossen!
    ‚Ach verdammt!‘, fluchte er halbherzig im Geiste. Wie sollte er nur seinen Eltern klar machen, dass sie nie eine Schwiegertochter bekommen würden?
     
    Nachdem Markus sich verabschiedet und Olli geduscht hatte, schwang er sich auf sein Rad und fuhr die fünf Kilometer zum Nachbarort. Seine Eltern bewohnten ein kleines Reihenhaus, und seit er ausgezogen war, besuchte er sie eigentlich viel zu selten. Jetzt, wo er kurz davor stand, sich ihnen gegenüber zu outen, glaubte er den Grund zu kennen. Sie hätten etwas merken können, weshalb Olli sich rar gemacht hatte.
    Obwohl er einen Schlüssel besaß, klingelte er. In seinem Magen lag ein Stein von der Größe eines Medizinballs. Der wurde sogar noch größer, als seine Mutter die Tür öffnete und ihn strahlend begrüßte.
    „Oliver! Wie schön. Warum klingelst du? Hast du den Schlüssel nicht dabei? Komm doch rein.“ Inmitten im Redeschwall zog sie ihn kurz in die Arme, ehe sie ihn durch den Flur dirigierte.
    „Hallo Mama.“
    Sie schob ihn in die Küche, als wäre er noch ein kleiner Junge und bombardierte ihn mit Fragen, stellte ihm ein Glas Saft hin und ließ ihn gar nicht zu Wort kommen. Er räusperte sich laut.
    „Ich muss mit euch reden. Ist Papa unten?“
    Sie sah ihn verdutzt an. „Ja, er baut an einem neuen Ortsteil für die Modelleisenbahn. Warum? Was ist denn los? Ist etwas passiert?“ Schon klang Besorgnis in ihrer Stimme mit.
    „Nein. Ich rufe ihn, dann erzähle ich euch alles.“ Olli stand auf, atmete tief durch und rief an der Kellertür nach seinem Vater. Der erschien kurz darauf an der Treppe, mit Stirnleuchte und Einweghandschuhen an den Händen, in denen er einen künstlichen Baum hielt.
    „Oh, Oliver. Ich wusste gar nicht, dass du da bist. Warte, ich komme rauf“, rief er gut gelaunt.
    Olli wurde es immer unbehaglicher. Dennoch wich er nicht von seinem Entschluss ab. Irgendwann musste er es ihnen sagen. Besser heute als morgen …
     
    Das Geständnis verlief ganz anders, als er erwartet hatte. Wobei, erwartet hatte er nichts – schließlich wusste er nicht, wie sie reagieren würden. Doch stellte sich schnell heraus, dass seine Eltern sehr tolerant auf die Eröffnung reagierten, dass ihr einziger Sohn schwul ist.
    „Und, warum platzt du erst jetzt damit raus?“ Seine Mutter sah ihn fragend an.
    „Naja …“
    „Ist das nicht offensichtlich, Ingrid? Er hätte nicht so lange damit hinterm Berg gehalten, wenn es da nicht jemanden gäbe. Aber ein wenig enttäuschend ist es schon, dass du uns nicht vertraut hast. Du bist jetzt zwanzig, dass du all die Jahre so ein Geheimnis mit dir herumschleppst …“ Sein Vater schüttelte den Kopf, sah dann zwischen Frau und Sohn hin und her.
    „Was hätte ich denn sagen sollen? Mitten in der Pubertät hättet ihr vielleicht gesagt, das legt sich von alleine … und ja, es gibt da jemanden. Markus. Er spielt seit dieser Saison bei uns und schon auf den ersten Blick hat‘s mich erwischt.“
    Seine Mutter schmunzelte. „Ein Volltreffer also.“
    „Naja, wir werden sehen, was draus wird“, gestand Olli ein.
    Sein Vater rieb sich das Kinn. „Und die Mannschaft, die Trainer, der Verein? Was sagen die dazu?“
    „Sie wissen es noch nicht. Nur Luke hat es bemerkt. Wer sonst noch, kann ich nicht sagen.“
    „Ach, Luke ist doch ein netter Kerl. Und weißt du was, es ist völlig egal, was sie sagen. Wir stehen hinter dir, nicht wahr, Georg?“
    „Ja, das tun wir. Überlegt es euch, ob ihr dem Verein reinen Wein einschenkt. Ich wäre dafür. Vermutlich war dir auch nicht besonders wohl dabei, es uns zu sagen. Und so schlimm war es doch gar nicht“, neckte Georg.
    „Ihr seid ja auch meine Eltern!“
    „Ja, und als deine Mama verlange ich, dass ich den jungen Mann kennenlerne, der dir den Kopf verdreht hat“, sagte sie schmunzelnd.
     
    Olli sagte zu, Markus einmal mitzubringen.
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