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Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Titel: Vollmondfieber: Roman (German Edition)
Autoren: Amanda Carlson
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großer Wolf mit gewaltigen Schultern. Er wäre in jedem Outfit aufgefallen. Ich freute mich, feststellen zu können, dass er sich nicht im Mindesten verändert hatte.
    Mein Vater begrüßte Nick mit einem kurzen Nicken. »Nicolas.«
    »Guten Tag, Sir«, erwiderte Nick den knappen Gruß und sprang hastig auf.
    »Wie geht es dem Bein, Jessica?«, fragte mich mein Vater, als ich mich ebenfalls erhob.
    »Alles verheilt.«
    Ein paar Sekunden musterte er mich von Kopf bis Fuß, dann nickte er knapp.
    James kam auf mich zu. »Schön, dich zu sehen, Jessica«, sagte er, umfasste meine Taille und umarmte mich freundschaftlich. Sein auffälliger irischer Akzent wirkte nach all der Zeit immer noch in seiner launigen Art ansteckend. »Ich bin froh, dass du wohlauf bist.«
    Ich erwiderte die Umarmung. »Es ist viel zu viel Zeit vergangen, James.« Ich strahlte ihn an, als er sich von mir löste. »Viel zu viel!« Bei meinem endgültigen Abschied vom Habitat hatte James eine entscheidende Rolle gespielt, und ich freute mich wirklich, ihn zu sehen. Ohne seine Hilfe hätte ich vielleicht nie den Absprung geschafft. Seitdem gab es ein starkes Band der Freundschaft zwischen uns, das vorher überhaupt nicht existiert hatte.
    »Gehen wir in mein Büro.« Ohne auf uns zu warten, hielt mein Vater auf einen Durchgang auf der anderen Seite des Wohnbereichs zu und verschwand in dem dahinterliegenden Raum.
    Wir anderen folgten ihm. Als wir eintraten, stellte mein Vater zwei Stühle in schiefem Winkel vor das Ledersofa, das den Fenstern gegenüber stand. Sein Büro hatte ursprünglich als Bibliothek gedient. Noch immer säumten mit kunstvollen Schnitzereien verzierte Bücherschränke die Wände. Außerdem bot es einen herrlichen ungehinderten Blick auf den See.
    »Jessica, setz dich bitte auf das Sofa! Nicolas, du setzt dich neben sie!«
    Wir gehorchten unverzüglich.
    James musste nicht erst gebeten werden, sich auf den Stuhl neben meinem Vater zu setzen. Dort beugte er sich vor, die Arme auf die Oberschenkel gestützt, bereit, sich ins Gespräch zu stürzen.
    Mein Vater saß aufrecht da, eine imposante Erscheinung – wie immer. Er war etwas kleiner als James, dafür aber breitschultriger und noch kräftiger gebaut. Seine muskulösen Arme drohten, die hochgekrempelten Ärmel des Anzughemds zu sprengen. Wie stets war er dem Anlass gemäß gekleidet. Ich hatte nie erlebt, dass er zu einer Besprechung von Gewicht in Jeans und T-Shirt erschienen wäre. Mein Vater war ein Anführer, das war unverkennbar.
    »Nicolas«, kam er sofort zur Sache, »ich möchte, dass du nach dieser Besprechung herausfindest, welche Gerüchte in Bezug auf Jessica oder eine kürzlich erfolgte erste Wandlung in der Gemeinde zirkulieren. Finde heraus, ob außerhalb des Habitats etwas durchgesickert ist! Sollte dir etwas Außergewöhnliches auffallen, will ich unverzüglich darüber informiert werden. Das«, fuhr mein Vater fort, »ist unsere oberste Priorität. Für den Augenblick beschränken wir uns darauf, noch einmal die Geschehnisse am frühen Samstagmorgen durchzugehen, als du in Jessicas Wohnung eingetroffen bist. Ja, richtig, du hast mich bereits informiert. Aber ich möchte es noch einmal hören, ganz von Anfang an, mit allen Details.« Er nickte mir zu. »Und ich bin überzeugt, auch Jessica würde gern erfahren, was in ihrer Abwesenheit vorgefallen ist.«
    »Ja, Sir.« Nick wandte sich mir zu.
    »Besser, das wird interessant!«, scherzte ich in der Hoffnung, Nick etwas von seiner Anspannung zu nehmen. Die nämlich stach mir in die Nase wie der Geruch nach verbranntem Toast.
    »Tyler hat mich in der Nacht deiner Wandlung gegen zwei Uhr dreißig angerufen«, berichtete Nick. »Er hat sich Sorgen gemacht und befürchtet, dass du in Schwierigkeiten steckst. Ich bin sofort in meinen Wagen gesprungen. Dann habe ich Marcy angerufen und ihr gesagt, dass wir uns bei dir treffen. Ich wusste, wenn es da irgendeinen Tumult gegeben haben sollte, hätten deine Nachbarn wahrscheinlich bereits die Polizei alarmiert. Marcy dabeizuhaben, würde einiges leichter machen.«
    »Gute Idee, Kumpel!«, bestätigte ich. Das war die beste Neuigkeit, die ich seit meinem Sprung vom Balkon im zweiten Stock zu hören bekommen hatte. Marcy Talbot, die Sekretärin unserer Firma, war eine talentierte Hexe, auch wenn sie dazu neigte, ihr eigenes Licht unter den Scheffel zu stellen. Marcy hasste es, unter Druck arbeiten zu müssen. In Stresssituationen nämlich hatte sie das Pech, dass ihre
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