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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr
Autoren: Stephenson Neal
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ins Wasser springen, um schneller wegzukommen. Dann fiel mir wieder ein,
    was die Basco Explorer in den Hafen pumpte. Also ging ich's ganz normal an; wenn man in Eile ist, dauert es ewig, eine Strickleiter runterzusteigen. Als Bart unten war, hatte ich schon den Motor an; als sich Tom über die Reling beugte, um uns nachzuwinken, waren wir schon
    dreißig Meter vom Schiff entfernt und legten Tempo zu.
    Die nächste Herausforderung: das Boot finden, auf dem Debbie festgehalten wurde. Das nächstliegende war
    natürlich, bei der Basco Explorer zu bleiben und zu warten. Aber dann dachte ich: Was ist, wenn Laughlin es sich anders überlegt und Debbie irgendwo ins Wasser
    schmeißt? Ich schnappte mir das Walkie-talkie, um mal reinzuhören, und stellte fest, daß wir Kanal II nicht damit empfangen konnten.
    Sie mußten vom Festland kommen, klar. Wir wußten,
    daß sie mit ihren Booten an der Dorchester Bay
    festgemacht hatten. Also mußten wir noch eine ziemliche Strecke hinter uns bringen, aber mit dem 50-PS-Motor war das Zodiac ein geölter Blitz. Ich gab Vollgas und hielt im Zickzack auf Southie zu. Sagte Bart, was wir suchten: ein Boot mit Debbie und ein paar Schlägertypen an Bord.
    Die Schweine fuhren ohne Positionslichter; wir stießen fast mit ihnen zusammen. Bart entdeckte sie. Er packte mich beim Arm, und jetzt sah ich den Bootsrumpf,
    weißes Fiberglas mit einem Logo in Form einer Harpune, genau quer zu uns. Ich kippte den Motor zur Seite,
    brachte das Zode fast zum Kentern und sprühte einen
    sieben Meter langen Hahnenschwanz aus toxischem
    Schmuddelwasser über ihren Heckspie gel.
    Ich erwartete, daß sie abzischen würden wie die
    gesengten Säue, aber sie blieben, wo sie waren, machten keine Fahrt und schienen ihre Taschenlampen zu suchen.
    Bart richtete den Lichtkegel von seiner rüber und
    blendete ein paar von den Schlägertypen, aber keine Spur von Debbie. Sie mußte uns gesehen haben und über Bord gesprungen sein, und jetzt konnte sie nicht um Hilfe rufen, weil die anderen sie auch gehört hätten. Entweder das - oder sie war unter Wasser.
    Ich nahm ein Luftkissen und warf es in die Richtung, in der ich Debbie vermutete, wechselte dann den Platz und fuchtelte mit meiner Taschenlampe rum. »Da drüben ist sie!« schrie ich, laut genug, daß die Typen es verstehen konnten, gab Gas und steuerte ins Leere. Es dauerte keine fünf Sekunden, da hö rte ich sie hinter mir. Ich drehte bei und leuchtete das Wasser an, während sie mit allen PS, die sie hatten, auf uns zurasten.
    Als ich wußte, daß sie an uns vorbeinageln würden, gab ich wieder Gas, wirbelte das Zode herum und kehrte zu der Stelle zurück, an der ich das Luftkissen ausgeworfen hatte.
    Es war noch da, tanzte wie ein Korken in den
    aufeinanderprallenden Bugwellen der Boote, und Debbie hing dran.
    Laughlin hatte keine Chance. Debbie wog nicht mal
    hundert Pfund, und hier waren zwei Männer, die vor
    Angst die Hosen voll hatten und sie darum extrem
    beschleunigt ins Zodiac hievten. Wir drosselten nicht mal das Tempo. Dann pflügten wir eine tiefe Furche in den gemordeten Hafen und hielten auf die Lichter der City zu.

35
    Hinter uns ballerte das Arschloch frustriert seinen dicken fetten Revolver leer - blamm blamm blamm.
    Debbie zappelte in Barts Armen. Ich hätte nur zu gern mit ihm getauscht, aber wenn er meinen Platz am Steuer eingenommen hätte, hätten wir alle nach zwei Sekunden schwimmen müssen. Debbie schaffte es, den Kopf über den Wulst des Zode zu halten, und kotzte dann ein
    paarmal. Hatte wahrscheinlich eine satte Portion von der Giftbrühe geschluckt.
    Als sie sich auf den Rücken drehte, blinkte was an ihren Handgelenken, und ich sah, daß Laughlin sie mit
    Handschellen gefesselt hatte. Ich spürte, wie sich mein Sack zusammenzog, und dann wurde mir schwarz vor
    Augen. Man kann sich in einen Besoffenenzorn
    reinsteigern, ohne besoffen zu sein, und man kann aus Emotion wegtreten bis zum totalen Blackout. Ich saß da wie blind und achtete nicht darauf, wohin ich fuhr. Ich kümmerte mich nicht mal um Debbie, was ich natürlich hätte tun sollen. Zum Glück war ich nicht so
    weggetreten, daß ich das machte, wozu ich gute Lust
    hatte: umdrehen, bevor Laughlin nachgeladen hatte, und im Sturm die Titelseite des Herald erobern: VIER TOTE
    BEI BLUTBAD IM HAFEN.
    Dann wurde alles etwas verwirrend. Debbie lehnte sich zwischen meinen Beinen zurück, und ich küßte sie. Bart griff ab und zu nach meiner Hand, damit ich den Kurs korrigierte.
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