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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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letzten Saison hatte Cathy immer häufiger etwas getan, was sie sich früher nie hätte träumen lassen: Sie hatte am Sonntag vor dem Fernseher gesessen und Football geschaut.
    »Ja«, sagte Janet. »Genau der. Tommy Campbell – der im Januar verschwunden ist.«
    »Und warum wollte das FBI mit dir reden?«
    »Er wollte eigentlich mit dir reden, Hildy. Er sagte, er müsse sich mit einem Experten für Renaissancekunst unterhalten – italienische Renaissance, um genau zu sein.«
    »Lass mich raten: Sie haben ihn irgendwo an einem Strand mit einem gestohlenen Botticelli gefunden?«
    Seit Tommy Campbell vor fast vier Monaten spurlos verschwunden war, seit die Boston Rebels Anfang Februar den Super Bowl gegen die New York Giants verloren hatten, waren die Theorien zum Schicksal des Wide Receivers so zahlreich gewesen wie die Fans der Rebels. Sie reichten von Ertrinken in den heimischen Gewässern am Foster Cove über Entführung durch den Trainer einer Konkurrenzmannschaft bis zum schlichten Abtauchen in der Anonymität à la Elvis Presley. Cathy hatte immer Letzteres vermutet, denn sie sah Züge von sich selbst an dem bescheidenen, leisen »Muttersöhnchen«, der laut Boulevardpresse nach wie vor, so oft es ging, seine Eltern besuchte – nicht dieses Verlangen nach Ruhm und Reichtum hatte, sondern einfach danach, sein Leben mit den Menschen zu verbringen, die er liebte, und unerkannt das tun zu können, was ihn glücklich machte.
    »Der FB I -Agent wollte nicht mehr darüber sagen.« Janet seufzte. »Als ich ihm erklärte, das sei nicht mein Fachgebiet und du wärst unsere Frau für die italienische Ecke, antwortete er, das wüsste er bereits. Er fragte, wo er dich finden könne. Er sagte, er wäre bereits bei dir zu Hause und in deinem Büro gewesen, aber du wärst nicht da gewesen. Dann begriff ich, dass er dein altes Haus meinte.«
    Steve muss die Nacht bei dieser Nutte verbracht haben, dachte Cathy. Er fickt sie noch immer nicht in unserem alten Bett. Verdammter Schauspieler. Verdammter rückgratloser Weichling.
    Cathy sah sich im Schlafzimmer ihrer neuen Behausung um – neu für sie, aber um die Wende zum 20. Jahrhundert errichtet. Die Architektur des Gebäudes war eine nahtlose Mischung aus viktorianischer Eleganz und moderner Funktionalität, wie sie für viele Häuser in der Upper East Side von Providence typisch war. Cathy wohnte im ersten Stock. Sie war genau an dem Tag eingezogen, an dem die Nachricht von Tommy Campbells Verschwinden bekannt geworden war – weniger als eine Woche nachdem sie die E-Mails entdeckt und nachdem ihr Steve seine Affäre gestanden hatte. Und nun, drei Monate später, standen immer noch Kartons aus ihrem früheren Leben überall in der überteuerten Dreizimmerwohnung herum. Sie hatte sich schnell und sauber von Steve Rogers trennen müssen und Glück mit einer spontanen Entscheidung für diese Mietwohnung mit Kaufoption in der East George Street gehabt – nachdem das Leben, das sie sich mit ihrem Mann aufgebaut hatte, den Bach runtergegangen war, weil der kindische Theaterprofessor den Schwanz nicht in seiner Hose und die Hände nicht von der einzigen halbwegs gut aussehenden Diplomstudentin lassen konnte, die ihm in zehn Jahren Ehe über den Weg gelaufen war. Das war das Schlimmste dabei. Catherine Hildebrant wusste, dass sie selbst mit ihren achtunddreißig Jahren klüger war und besser aussah als die Geliebte ihres Mannes, aber die kleine Schlampe hatte das Einzige, was Hildy nicht hatte: Jugend.
    »Bist du noch da, Hildy?«
    »Entschuldigung, Janet. Hast du dem FB I -Mann gesagt, wo ich jetzt zu finden bin?«
    »Ja. Ich konnte mich nicht an die genaue Adresse erinnern, aber ich habe ihm deine Handynummer gegeben. Es tut mir leid, aber ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte. Du bist mir nicht böse deswegen, oder?«
    »Natürlich nicht. Lass mich nur rasch duschen, ich rufe dich dann an, nachdem er sich gemeldet hat. Und danke für die Vorwarnung. Mach’s gut.«
    Cathy klappte ihr Handy zu und lächelte. Sie mochte Janet Polk sehr und sah seit ihrer Zeit als Janets Lehrassistentin in Harvard eine Art zweite Mutter in ihr. Tatsächlich war es Janet gewesen, die Cathy kurz nach ihrem eigenen Überlaufen an die Brown University buchstäblich aus einer Lehrbeauftragtenstelle an Cathys alter Alma Mater gestohlen hatte. Es war Janet gewesen, die Cathy mit Steve Rogers bekannt gemacht hatte, und Janet, die dafür gesorgt hatte, dass Cathy nicht lockerließ, bis sie eine
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