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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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müsse damit rechnen, dass ihm für den Rest seines Lebens ein leichtes Hinken bleiben würde. Die Verbände der letzten Phase der Wiederherstellungschirurgie für sein linkes Ohr waren eine Woche zuvor abgenommen worden, und Cathy traten oft die Tränen in die Augen, wenn sie sich dabei erwischte, wie sie unbewusst diese Seite seines Gesichts streichelte.
    Ja, es war wahrhaftig ein Wunder, dass Sam Markham noch lebte, ein Wunder, wie sie sich am Ende gegenseitig vor dem Bildhauer gerettet hatten. Dass sie im Herbst zuvor in kleinem Rahmen geheiratet hatten, erschien ihr nur natürlich. Dass Cathy seinen Namen annahm? Nun, sie wusste, ihre Mutter wäre einverstanden gewesen. Aber dass Dr. Catherine Hildebrant, die bedeutendste Wissenschaftlerin zum Werk Michelangelos, ihre Stelle an der Brown University aufgab und nach Connecticut zog, um mit ihrem Mann zusammen zu sein – also, da hatte sie dem Schicksal wohl nachgegeben.
    Und deshalb empfand Cathy Markham in Augenblicken wie diesem – wenn sie allein waren, wenn sie schweigend zusammen auf der Veranda ihres neuen Heims saßen – zugleich Schuldgefühle und Dankbarkeit in Bezug auf den Mann, der ihr Leben so drastisch verändert hatte: den Michelangelo-Mörder.
    Als alles vorbei war, schrieb der offizielle FB I -Bericht Christian Bach – alias der Michelangelo-Mörder, alias der Bildhauer – nicht weniger als einundzwanzig Morde zu, einschließlich Gabriel Banford und Damon Manzera. Man hatte die Leichenteile von elf weiteren Frauen – davon acht als Prostituierte aus Providence und Fall River, Massachusetts, identifiziert und drei noch immer als unbekannt geführt – auf Bachs Anwesen entdeckt: Einige waren als Skulpturen in Bachs »Kunstgalerie« konserviert, während man Teile von anderen im Wald direkt hinter der ausgebrannten Hülle des Kutschhauses gefunden hatte. Und obwohl man das restliche Grundstück mit Hunden abgesucht hatte und keine weiteren Opfer bis auf die in der unmittelbaren Nachbarschaft des »Ateliers des Todes«, wie es die Presse nannte, gefunden hatte, sagte Markhams Bauchgefühl ihm, dass die Zahl von Christian Bachs Opfern möglicherweise sogar noch höher lag.
    Bachs Nachbarn in East Greenwich, seine wenigen verbliebenen Bekannten und die Angehörigen der wohlhabenden Kreise, in denen seine Familie früher verkehrt hatte, zeigten sich geschockt und empört, dass einer der ihren solche unvorstellbaren Verbrechen begangen haben sollte. Sicher, sie wussten, dass der gut aussehende und hochintelligente junge Mann nach dem Tod seiner Mutter zu einer Art Einsiedler geworden war. Und ja, er hatte alle Bande zu beiden Seiten der Familie abgebrochen, um sich allein um seinen Vater zu kümmern. Doch ein solcher Schritt war nicht ungewöhnlich in Familien mit Geld, vor allem mit so viel Geld, wie es die Bachs besaßen. Man konnte heutzutage nicht vorsichtig genug mit Verwandten sein, die um ein Almosen nachsuchten oder Anspruch auf Geld erhoben, das ihnen nicht gehörte – eine unerfreuliche Tatsache, wie die Schar Geier, die sich jetzt ein Stück von Christian Bachs Vater zu sichern versuchte, nur allzu deutlich machte. Und abgesehen davon hatte der junge Mr. Bach sein Grundstück so sorgfältig in Schuss gehalten, war zu Halloween so nett zu den Kindern gewesen, hatte so großzügig den verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen gespendet, dass … nun ja.
    Dass es jedoch Cathy Markham zufallen sollte, die Geschichte des Michelangelo-Mörders zu erzählen, war vielleicht die bizarrste Wendung von allen. Es spielte keine Rolle, dass Bachs Leiche nie gefunden wurde – das war, wie die Behörden versicherten, durchaus üblich in Fällen, wo ein lange brennendes, extrem heißes Feuer auf eine heftige Explosion folgte. Nachdem sich der Rauch verzogen und die Öffentlichkeit die Tatsache akzeptiert hatte, dass Bach unmöglich überlebt haben konnte, und nachdem der erste Medienansturm abgeflaut war und sie und Markham geheiratet hatten, gab Cathy dem Druck von allen Seiten nach und begann, einen Bericht nicht nur über ihre Torturen, sondern auch über den Mann zu schreiben, dem sie – ach, wie sie es hasste, es zuzugeben – ihr Glück verdankte.
    Denn trotz allem, was geschehen war, fühlte sich Cathy Markham zum ersten Mal in ihrem Leben wahrhaft glücklich – und es hatte nichts mit dem sechsstelligen Buchvertrag zu tun, den ihre Agentin gerade ausgehandelt hatte, es hatte nichts mit den Filmrechten für ihr noch nicht
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