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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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gingen instinktiv zur Leiste, während die mächtige Gestalt nach vorn fiel und einen Fluchtweg an ihr vorbei versperrte. Cathy krabbelte rückwärts, kam auf die Beine und hastete die Treppe hinauf – in ihrer Orientierungslosigkeit, ihrer entsetzlichen Angst, sauste sie an der Dienstbotentreppe vorbei, die sie wieder hinunter in die Küche geführt hätte.
    Nein, mit dem Bildhauer auf den Fersen rannte sie zwischen roten Tapeten und altem Holz im oberen Flur in die entgegengesetzte Richtung.
    Als sie an einem der Schlafzimmer vorbeiflitzte, sah sie aus dem Augenwinkel die Silhouette eines Mannes am Fenster sitzen. Instinktiv rannte sie zu ihm.
    »Helfen Sie mir!«, rief Cathy, stürzte in das Schlafzimmer und schlug die Tür hinter sich zu. »Rufen Sie die Polizei!« Aber als sie das Gesicht des Mannes sah, als sie in die leeren Augen des hilflosen, sabbernden Invaliden blickte, der der Vater des Bildhauers war, sank ihr der Mut.
    »Albert?«, krächzte der Mann und starrte an ihr vorbei.
    Aber Cathy hatte keine Zeit zu lamentieren, denn einen Sekundenbruchteil später platzte der Bildhauer hinter ihr ins Zimmer.
    »Weg von ihm!«, bellte er und kam als verschwommene Masse nackten Fleischs auf sie zu. Cathy wich an die Wand zurück, ihre Hand bekam einen stählernen Infusionsständer genau in dem Augenblick zu fassen, als sich der Bildhauer auf sie stürzte. Sie schleuderte ihn auf den Mann, der Plastikbeutel und der Metallarm trafen den Bildhauer mitten im Gesicht. Seine Hände gingen zu den Augen, was Cathy genügend Zeit verschaffte, auf die andere Bettseite zu gelangen.
    Sie rannte zur Tür hinaus und weiter zur Treppe und hatte gerade das Geländer erreicht, als sie die fleischige Pranke des Bildhauers auf ihren Rücken niedersausen fühlte. Dann flog sie plötzlich rückwärts – ihre Füße streiften den Handlauf, als sie vom Boden abhob und durch die Luft segelte. Sie landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Dielenboden. Knie, Gesäß und Ellenbogen schmerzten höllisch, aber Cathy sprang auf und rannte zu der im Dunkeln liegenden Tür am Ende des Flurs. Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig, in den Raum zu kommen, die Tür zuzuknallen und den Riegel vorzuschieben, ehe der Bildhauer von der anderen Seite her mit der Schulter in die Tür krachte.
    Ein weiterer Schlag, und Cathy wich von der Tür zurück. Es war stockdunkel in dem Raum, sie stolperte und fiel zu Boden, während etwas mit lautem Geräusch neben ihr landete. Es klang wie Metall, aber als Cathy danach tastete, stieß ihre Hand auf etwas Rundes, Gummiartiges, schwer, aber auch schwammig.
    Dann flog die Tür krachend auf – das kräftige Bein des Bildhauers war noch vorgestreckt, während Licht vom Flur hinter ihm einfiel. Er knipste den Lichtschalter neben der Tür an, und Cathy sah mit Grauen, welchen Gegenstand sie in den Händen hatte.
    Es war Steve Rogers’ Kopf – kahl rasiert und marmorweiß angemalt.
    Cathy schrie und warf den abgetrennten Kopf ihres Exmanns auf den Bildhauer, während sie gleichzeitig rückwärtskroch. Dann erstarrte sie plötzlich, als sie endlich den gesamten Raum erfasste, den sie betreten hatte. Es war ein Raum mit schweren Vorhängen vor den Fenstern und schwarzen Wänden. Dutzende von Körperteilen waren auf Podesten und Metallrahmen ausgestellt: Hände, Arme und Beine, abgetrennte Rümpfe, manche mit Köpfen und einem noch daran hängenden Fortsatz. Andere Köpfe standen wie Büsten allein auf ihrem Podest. Alle Köpfe waren weiß bemalt, und hätte Cathy nicht den plastinierten Kopf ihres Exmanns selbst befühlt, hätte sie nicht gewusst, durch wessen Haus sie gejagt wurde, dann hätte die weltweit bedeutendste Gelehrte für das Werk Michelangelos glauben können, die Stücke ringsum seien aus Marmor.
    Cathy Hildebrant hatte die Skulpturengalerie des Bildhauers gefunden.
    Cathy stand auf und taumelte rückwärts. Der Schrecken überwältigte sie – gespenstisch lautlos näherte sich der Bildhauer, eine einzelne Blutspur lief ihm über die Wange wie eine scharlachrote Träne. Der Bildhauer hielt kurz inne, um den Metallständer aufzuheben, auf den Steve Rogers’ Kopf montiert gewesen war, und als Cathy mit dem Rücken an die Wand stieß, sah sie ihn das eiserne Gestell hoch über den Kopf heben.
    Sie schloss die Augen.
    Aber es folgte kein Schlag, kein Schmerz, stattdessen hörte sie, wie das Eisengestell auf den Boden fiel – und dann hörte sie ein Kichern.
    Cathy öffnete die Augen.
    Der
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